FRANKFURT (dpa-AFX) - Klappt es oder klappt es nicht mit der erstmaligen Aufnahme in den SDax? Es steht Spitz auf Kopf für das Medizin- und Strahlentechnik-Unternehmen Eckert & Ziegler. Die Geschäfte laufen jedenfalls besser als erwartet und die Aktie hat gezündet.

DAS IST LOS BEI ECKERT & ZIEGLER:

Die Entscheidung, ob Eckert & Ziegler in den Nebenwerteindex aufsteigt, fällt an diesem Dienstag (5.März), wenn die Deutsche Börse nach US-Handelsschluss ihre Änderungen in den Aktienindizes bekannt geben wird. Nach dem Kursfeuerwerk der Eckert & Ziegler-Aktie in den vergangenen Monaten sah es zunächst bei den für eine Index-Mitgliedschaft relevanten Kriterien - Marktkapitalisierung nach Streubesitz und Börsenumsatz - sehr gut aus für die Berliner.

Kurz vor der Entscheidung der Deutschen Börse kommen aber Zweifel auf. So glaubt Analyst Uwe Streich von der LBBW, dass dem Unternehmen der Sprung in den SDax nun doch nicht gelingen wird. Allerdings sei alles sehr knapp und "im einen oder anderen Fall können bereits kleinste Änderungen zu einem anderen Endergebnis führen", so Streich. Es bleibt also spannend.

Eckert & Ziegler ist Spezialist für isotopentechnische Komponenten für Strahlentherapie und Nuklearmedizin. Umsatzstärkster Bereich ist das Segment Isotope Products, das fast viermal so viel erwirtschaftet wie die anderen beiden Sparten Strahlentherapie und Radiopharma. Im Radiopharma-Geschäft sehen Experten künftig viel Potenzial.

Für das 1997 gegründete Unternehmen läuft es zurzeit rund. Nachdem das Management um Firmengründer Andreas Eckert bereits im Oktober des vergangenen Jahres die Gewinnprognose für 2018 von 2,50 auf 2,80 Euro je Aktie wiederholt aufgestockt hatte, wurde die Latte kürzlich noch einmal höher gelegt: So werde 2018 das Ergebnis je Aktie bei voraussichtlich 3,05 Euro und somit um neun Prozent über dem noch im Herbst prognostizierten Wert liegen, hatten die Berliner im Januar mitgeteilt. Darin enthalten seien bereits die Einmalaufwendungen für die geplante Verschmelzung mit der belgischen Tochtergesellschaft Bebig, hieß es.

Den Umsatz erwartet Eckert & Ziegler 2018 nach knapp 139 Millionen Euro im Vorjahr bei rund 180 Millionen Euro. Bei der Bilanzvorlage zum dritten Quartal 2018 hatte das Unternehmen noch mit 165 Millionen Euro kalkuliert. Die endgültigen Zahlen stehen am 28. März zur Veröffentlichung an.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Mit der DZ Bank und Hauck & Aufhäuser beobachten die Aktie derzeit nur zwei Banken. Sollte das Papier künftig im SDax notiert sein, könnte sich dies ändern. Denn mit einem Aufstieg in den Index werden Investoren in der Regel aufmerksamer auf den Wert. Vor allem Fonds, die Indizes exakt nachbilden (ETFs), müssen im Zuge von Index-Veränderungen umschichten, was üblicherweise Einfluss auf die Aktienkurse hat.

Im Radiopharma-Geschäft sehen die Analysten der DZ Bank und von Hauck & Aufhäuser für Eckert & Ziegler eine glänzende Zukunft. Es dürfte in den kommenden Jahren deutlich stärker wachsen als der Gruppendurchschnitt und sei hochprofitabel, schrieb DZ-Bank-Analyst Sven Kürten in seiner jüngsten Studie. Der Markt für Radiopharmazeutika werde zunehmend attraktiv. Dies werde durch die Tatsache unterlegt, dass sich führende Pharmaunternehmen in den vergangenen fünf Jahren in dieses Segment eingekauft haben, führte er aus. Wegen der überdurchschnittlichen Wachstumsperspektiven als Lieferant von radiopharmazeutischen Komponenten werde das Unternehmen von Investoren inzwischen stärker als Pharmazulieferer gesehen.

Aliaksandr Halitsa von Hauck & Aufhäuser argumentiert ähnlich. Nach einer Investorenveranstaltung mit Firmenchef Eckert sieht er seine positive Einschätzung und die ausgezeichneten Perspektiven für den Radiopharmamarkt bestätigt. Auch er verwies darauf, dass große Pharmakonzerne wie Novartis und Bayer zunehmend die Bedeutung von Nuklearmedizin für ihr Geschäfte erkannten. Eckert & Ziegler habe in diesem Umfeld hervorragende Chancen. Halitsa rät in seiner jüngsten Studie von Ende Februar weiter zum Kauf der Aktie. Sein Kursziel hatte er bereits Ende Januar von 64 auf 110 Euro kräftig angehoben.

DZ-Experte Kürten hatte in seiner Studie von Ende Januar den fairen Wert je Aktie für Eckert & Ziegler von 58 auf 95 Euro ebenfalls deutlich erhöht, nachdem die vorläufigen Kennzahlen für 2018 seine Schätzungen klar übertroffen hätten. Er stuft das Papier mit "Halten" ein.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Eckert & Ziegler ist seit 1999 an der Börse notiert. Betrug der Ausgabepreis damals 23 Euro, wurde die Aktie schnell von der Euphorie am Neuen Markt mitgerissen. Binnen weniger Monate schnellte der Kurs auf fast 140 Euro hoch. Der Absturz ließ nicht lange auf sich warten und erfolgte genauso rasch wie der Anstieg. 2009 dann, im Jahr der Finanzkrise, zog der Kurs wieder etwas stärker an und behauptete sich in den Jahren danach die meiste Zeit in der Spanne zwischen 20 und 30 Euro.

In Nebenwertekreisen galt die Aktie immer schon als aussichtsreich, doch ein wirklicher Ausbruch aus der jahrelangen Seitwärtsspanne blieb ihr lange verwehrt. Nachdem sie sich 2017 über der 30-Euro-Marke etablieren konnte, brannte sie im Jahr danach ein erstes Kursfeuerwerk mit in der Spitze bis 70 Euro ab.

Im Januar 2019 ging es weiter steil nach oben bis auf fast 100 Euro - eine Kursexplosion, die fast schon wieder an die Zeiten des Neuen Marktes erinnerte. Im Februar zollte die Aktie ihrer fulminanten Rally dann etwas Tribut. Mit Kursen unter 90 Euro ging es zuletzt wieder ein Stück nach unten./ajx/zb/stk