"Es ist ein gutes Zeichen, dass sich wichtige Firmen aus dem Projekt zurückgezogen haben", sagte der SPD-Politiker am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Das Online-Auktionshaus Ebay, die Bezahldienste Paypal und Stripe sowie die Kreditkartenanbieter Mastercard und Visa hatten Facebooks Kryptowährungs-Vorhaben Libra zuletzt den Rücken gekehrt. "Ich bleibe bei meiner sehr kritischen Haltung. Solche Pläne wie Libra sehe ich mit großer Sorge", sagte Scholz. Das Projekt sei eine Bedrohung für die Autonomie von Staaten und für demokratische Entscheidungsstrukturen. "Wir müssen deswegen dafür Sorge tragen, dass die Herausgabe einer Währung eine Angelegenheit von Staaten bleibt und nicht großer privater Firmen."

Das weltgrößte Internet-Netzwerk mit 2,4 Milliarden Nutzern stößt mit seinen Libra-Plänen bei Notenbanken, Aufsichtsbehörden und Politikern auf Widerstand. Experten trauen dem Konzern aus dem Silicon Valley trotzdem zu, das globale Finanzsystem womöglich auf den Kopf zu stellen - weil Geldtransfers zwischen Personen und zwischen Ländern dann schneller und günstiger werden dürften.

Der für Libra zuständige Facebook-Manager David Marcus sagte dem "Handelsblatt", die Digitalwährung könnte trotz aller Kritik noch im ersten Halbjahr 2020 an den Start gehe: "Ich glaube, dass ambitionierte Zeitpläne hilfreich sind." Die teils heftige Kritik von Banken, Politik und Regulierern sehe er dabei nicht als Hinderungsgrund. "Wenn wir all die Kritik bedenken und bei der Entwicklung berücksichtigen, wird das Netzwerk noch besser", sagte der Manager.