BERLIN (dpa-AFX) - Die deutschen Umweltverbände fordern für mehr Tempo beim Klimaschutz, die Leistung von Kohlekraftwerken zu drosseln. Vor sieben Monaten habe die Kohlekommission sich auf einen "Einstieg in den Ausstieg" aus dem klimaschädlichen Braunkohlestrom geeinigt, aber es sei weiter unklar, welches Kraftwerk wann abgeschaltet werde, sagte Greenpeace-Geschäftsführer Martin Kaiser am Freitag in Berlin. Weil ein Abschalten in diesem Jahr "allein handwerklich" nicht mehr möglich sei, müssten "umgehend" Braunkohlekraftwerke in einer Größenordnung von zwei Gigawatt Leistung gedrosselt werden.

Die Forderung ist Teil eines achtseitigen "Handlungsprogramms" für mehr Klimaschutz, das Greenpeace, Naturschutzring, BUND, Deutsche Umwelthilfe, WWF, Germanwatch, Campact, Nabu, Naturfreunde und Umweltinstitut München gemeinsam am Freitag veröffentlichten.

Das Bundeswirtschaftsministerium verhandelt derzeit mit dem Energiekonzern RWE über Entschädigungen. Ein Gesetz zum Kohleausstieg bis spätestens 2038, auf den die Kommission sich Ende Januar geeinigt hatte, soll noch in diesem Jahr kommen.

Was bislang vor der entscheidenden Sitzung des Klimakabinetts der Bundesregierung diskutiert werde, sei sehr teuer, wirke nicht schnell genug und reiche nur etwa für die Hälfte der CO2-Einsparziele bis 2030, sagte der Präsident des Naturschutzrings, Kai Niebert. Ziel der Regierung ist es, den Kohlendioxid-Ausstoß in Deutschland bis 2030 um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken.

Grünen-Chefin Annalena Baerbock sprach von einem "starken gemeinsamen Signal" und stellte sich hinter die Verbände: "Jetzt kann es noch gut gelingen, die Klimakrise einzudämmen und daraus wirtschaftlichen Wohlstand zu schaffen", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. "Je länger wir warten, desto größer werden die sozialen und ökonomischen Kosten."/ted/DP/zb