ESSEN (dpa-AFX) - Der Energiekonzern RWE will bis 2040 klimaneutral werden. Der Dax-Konzern hat am Montag in Essen seine strategische Neuausrichtung vorgestellt. Dazu gehört auch den CO2-Ausstoß in den nächsten Jahren drastisch zu senken. Der dreistufige CO2-Minderungsplan sieht bis 2030 eine Verringerung um 70 Prozent vor.

RWE übernimmt zum 30. September die erneuerbaren Energien des bisherigen Konkurrenten Eon. Später kommen dann auch noch die regenerativen Energien von Innogy hinzu. Die Neuaufteilung des Strommarktes inklusive der Zerschlagung der früheren RWE-Tochter Innogy hatten die beiden Energiekonzerne im März 2018 beschlossen.

"Seit eineinhalb Jahren bauen wir an dieser neuen RWE", erklärte der Konzernchef Rolf Martin Schmitz in Essen. "Bei den erneuerbaren Energien gehören wir mit einer Kapazität von mehr als neun Gigawatt von Beginn an zu den Marktführern", ergänzte er.

Künftig soll die konventionelle Stromerzeugung bei der neuen RWE nur noch 20 Prozent des operativen Ergebnisses (Ebitda) ausmachen. Der Anteil der erneuerbaren Energien soll auf 60 Prozent ansteigen. Die restlichen 20 Prozent kommen dann aus dem Energiehandel und aus Finanzbeteiligungen. Das operative Ergebnis werde sich durch die Transaktion mit Eon verdoppeln, erklärte Finanzchef Markus Krebber. In Zahlen bedeute das, dass das Ebitda im kommenden Jahr auf über 3 Milliarden Euro steigen soll.

Das habe auch positive Auswirkungen für die Aktionäre: Die Dividende werde langfristig mindestens gleich bleiben, so Krebber, aber eher steigen. Am Montagvormittag rutschte der Kurs der Aktie ins Minus. RWE hatte allerdings bereits in den vergangenen Monaten von dem Deal mit Eon stark profitiert - auch wenn die letzte Zusage der EU Wettbewerbshüter aus Brüssel erst seit knapp zwei Wochen vorliegt.

Wie RWE bereits vorher angekündigt hatte, will das Management künftig jährlich 1,5 Milliarden Euro in den Ausbau der erneuerbaren Energien investieren. Am Montag hieß es, mit Projektpartnerschaften könnten die Investitionen auch bis zu 3 Milliarden Euro ansteigen.

Die neue RWE besteht künftig aus vier operativen Einheiten: die erneuerbaren Energien mit der Stromerzeugung aus Wind und Sonne; die Kraftwerkssparte mit Gas, Wasserkraft, Biomasse und Steinkohle; die Braunkohle- und Kernkaftwerke und die vierte Sparte, die den Energiehandel und das Gasspeichergeschäft enthalten wird. Der Energiehandel war in den ersten sechs Monaten des Jahres vor allem für die starken Zahlen verantwortlich, die RWE vorlegte. Gerade das Handelsgeschäft ist allerdings sehr schwankungsanfällig.

Die Essener werden im kommenden Jahr ihr letztes Kohlekraftwerk in Großbritannien stilllegen. In Deutschland gingen weitere Kohlekraftwerke entsprechend der Strukturwandelkommission schrittweise vom Netz, hieß es am Montag. Bis 2040 soll die Stromproduktion aus fossilen Brennstoffen allerdings so umgestellt sein, dass Klimaneutralität erreicht wird. Neben einem großen internationalen Portfolio mit Wind- und Solaranlagen setze RWE dann auf Speicher, Biomasse und vornehmlich mit grünem Gas betrieben Gaskraftwerke, die für die Versorgungssicherheit unverzichtbar seien.

Die Kohleverstromung soll in Deutschland bis spätestens 2038 enden. Zwischen 2012 und 2018 habe RWE den CO2-Ausstoß bereits um 60 Millionen Tonnen reduziert, erklärte Schmitz. "Ich wüsste nicht, dass die Autoindustrie das auch schon hinbekommen hätte."

Der frühere Konkurrent Eon übernimmt im Zuge der Transaktion mit RWE die Bereiche Netze und Vertrieb./knd/jkr/jha/