(neu: Aktienkurs, Aussagen aus der Telefonkonferenz, Analysten)

ESSEN (dpa-AFX) - Der Energiekonzern RWE hat im ersten Quartal von einem überraschend guten Handelsgeschäft profitiert und sein Ergebnis gesteigert. Bei der Umsetzung der Transaktion mit Eon sieht sich RWE weiter "voll im Zeitplan". Man komme "Schritt für Schritt voran", sagte Finanzvorstand Markus Krebber am Mittwoch in einer Telefonkonferenz zu den Zahlen. Die "neue RWE" sei in Sicht.

Wird der Fokus nach dem groß angelegten Geschäftetausch zwischen RWE, seiner Tochter Innogy sowie Eon künftig auf erneuerbare Energien und Speicher ausgerichtet, ist das Geschäft von RWE derzeit noch stark Kohle-basiert. Hier geht die Stromproduktion jedoch stetig zurück. Dennoch stieg im ersten Quartal das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) von 299 Millionen auf 510 Millionen Euro, wie das Unternehmen in Essen mitteilte. Das bereinigte Nettoergebnis erhöhte sich von 78 Millionen auf 273 Millionen Euro.

Die Zahlen fielen dabei besser aus, als vom Markt erwartet. Die Aktie von RWE setzte sich mit einem Plus von zuletzt mehr als 3 Prozent an die Dax-Spitze. Mit dem Kurssprung steuert das RWE-Papier mit großen Schritten auf ihren höchsten Stand seit 2015 zu, den sie im März diesen Jahres bei 24,54 Euro markiert hatten. In diesem Jahr gehört die Aktie mit einem Anstieg um fast ein Viertel bislang zu den besten Dax-Werten.

Überrascht zeigten sich Analysten vom starken Handelsgeschäft. Der Energiehandel konnte in den Monaten Januar bis März ein bereinigtes Ebitda von 255 Millionen Euro erzielen, nach einem leichten Verlust im Vorjahr. Dennoch behält RWE in diesem Segment seine Ergebnisprognose von 100 bis 300 Millionen Euro für 2019 bei, da das Geschäft stark schwankungsanfällig ist. Allerdings geht der Konzern nun davon aus, das obere Ende zu erreichen. Wegen der Schwankungen in dem Geschäft schätzte Jefferies-Analyst Ahmed Farman die Qualität der RWE-Zahlen insgesamt schwächer ein.

Die Braunkohlestromproduktion ging im ersten Quartal weiter zurück, auch bedingt durch den Rodungsstopp im Hambacher Forst, in dem RWE Kohle fördern wollte. Die dadurch bedingte geringere Auslastung der Braunkohlekraftwerke konnte RWE durch höhere Großhandelspreise ausgleichen. RWE rechnet wegen des Rodungsstopps weiter mit Ergebnisbelastungen von 100 Millionen bis 200 Millionen jährlich, wobei Krebber in diesem Geschäftsjahr von einem Betrag am unteren Ende der Spanne ausgeht.

Dagegen startete die europäische Produktion schwächer in das neue Jahr. Hier belasteten eine geringere Stromproduktion sowie fehlende Beiträge aus dem britischen Kapazitätsmarkt. Dieser sieht vor, dass Kraftwerksbetreiber dafür Geld erhalten, wenn sie Kapazitäten für potenzielle Stromengpässe vorhalten. Der Europäische Gerichtshof hatte die staatliche Subventionierung jedoch im vergangenen November für ungültig erklärt. Derzeit untersuche die EU-Kommission, ob der britische Kapazitätsmarkt den EU-Vorschriften entspricht. Sollte die Entscheidung positiv ausfallen, gehe RWE davon aus, die nicht gezahlten Prämien rückwirkend zu erhalten, so Krebber.

Die Zahlen beziehen sich auf "RWE alleine". Die Tochter Innogy wird nicht mehr konsolidiert, weil sie derzeit von Eon übernommen wird. Sie enthalten die Bereiche Braunkohle und Kernenergie, die europäische Stromerzeugung sowie den Energiehandel. Dazu kommt die Innogy-Dividende. Diese wird für das zweite Quartal erwartet.

Die Jahresprognose sowie den Dividendenausblick bestätigte RWE. Für 2019 erwartet der Energiekonzern dabei bestenfalls ein stabiles Ergebnis. Das bereinigte Ebitda soll in der Bandbreite von 1,2 bis 1,5 Milliarden Euro liegen, das bereinigte Nettoergebnis zwischen 300 und 600 Millionen Euro. Bei der Dividende ist eine Erhöhung auf 0,80 Euro je Aktie (Vorjahr 0,70 Euro) geplant.

Bei der Umsetzung der Transaktion mit Eon sieht sich RWE weiter "voll im Zeitplan". Dabei sei RWE auch intern gut unterwegs, sagte Krebber. So habe RWE bei seiner künftigen neuen Tochter für erneuerbare Energien nach dem Management nun auch die zweite Leitungsebene benannt.

RWE will Innogy im Zuge eines großangelegten Geschäftetauschs an Eon verkaufen und soll im Gegenzug mit knapp 17 Prozent an dem Konkurrenten beteiligt werden. Eon will dabei das Netzgeschäft und den Stromvertrieb von Innogy behalten, die erneuerbaren Energien beider Konzerne sollen unter dem Dach von RWE vereint werden. Während der RWE betreffende Teil bereits von der europäischen Wettbewerbsbehörde genehmigt wurde, steht dies für Eon noch aus. Die EU-Kommission prüft den Teil vertieft und will bis Ende August darüber entscheiden./nas/tav/mis