ESSEN (dpa-AFX) - Der Energiekonzern RWE erhöht dank eines starken Energiehandelsgeschäfts seine Prognosen. Der Energiehandel habe im ersten Halbjahr mit einem außergewöhnlich hohen Ergebnis abgeschlossen, teilte das Unternehmen am Dienstag in Essen mit. Das Unternehmen erwartet daher für sein Kerngeschäft für 2019 ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) von 1,4 Milliarden bis 1,7 Milliarden Euro. Zuvor war RWE von 1,2 bis 1,5 Milliarden ausgegangen.

Auch unter dem Strich wird RWE zuversichtlicher. Das bereinigte Nettoergebnis soll zwischen 500 und 800 Millionen Euro liegen, nach zuvor prognostizierten 300 bis 600 Millionen Euro. Die Zahlen beziehen sich auf "RWE alleine". Die Tochter Innogy wird nicht mehr konsolidiert, weil sie derzeit von Eon übernommen wird.

Die Zahlen enthalten die Bereiche Braunkohle und Kernenergie, die europäische Stromerzeugung sowie den Energiehandel. Dazu kommt die Innogy-Dividende. Diese wurde im zweiten Quartal verbucht und betrug 700 Millionen Euro. Im Konzern, sprich inklusive der fortgeführten Innogy-Aktivitäten, erwartet RWE nun ein bereinigtes Ebitda von 1,6 bis 1,9 Milliarden Euro, nach zuvor geschätzten 1,4 bis 1,7 Milliarden.

Die Aktie profitierte von den besseren Aussichten, lag am Vormittag mehr als ein Prozent im Plus und war damit Spitzenreiter in einem insgesamt schwächeren Dax. Die Aktie liegt damit auf dem Niveau von April 2015.

RWE hatte bereits im ersten Quartal von einer guten Entwicklung im Energiehandel profitiert. Damals blieb das Management jedoch ob der starken Volatilität des Geschäfts vorsichtig und behielt die Prognose für die Sparte bei. Im ersten Halbjahr lag das bereinigte Ebitda des Energiehandels vorläufigen Berechnungen zufolge jedoch mit etwas über 400 Millionen Euro höher als die Prognose für das Gesamtjahr. RWE hatte zuvor für 2019 ein Ergebnis von 100 bis 300 Millionen erwartet und geht jetzt von einem Betrag von deutlich über der Marke von 300 Millionen Euro aus.

Die Ergebnisprognosen für die übrigen Bereiche behielt RWE bei. Für das Geschäft mit Braunkohle und Kernenergie erwartet der Energiekonzern 300 bis 400 Millionen Euro. Dabei war die Stromproduktion aus Braunkohle im zweiten Quartal weiter rückläufig. Grund waren die Überführung von zwei Kraftwerken in die Sicherheitsreserve Ende 2018 sowie die Beschränkungen am Tagebau Hambach. In der Europäischen Stromerzeugung prognostiziert RWE ein bereinigtes Ebitda am unteren Ende der Bandbreite von 250 bis 350 Millionen Euro. Die Stromproduktion aus Steinkohle sank im zweiten Quartal ebenfalls deutlich. Dagegen stand eine steigende Stromerzeugung aus Gas.

RWE will sich vom Kohlekonzern in einen der größten Anbieter von erneuerbaren Energien wandeln. Die dazu mit dem Konkurrenten Eon vereinbarte Transaktion steht dabei nach Aussagen von Finanzvorstand Markus Krebber vom Dienstag kurz vor der Umsetzung.

RWE will Innogy im Zuge eines großangelegten Geschäftetauschs an Eon verkaufen und soll im Gegenzug mit knapp 17 Prozent an dem Konkurrenten beteiligt werden. Eon behält dabei das Netzgeschäft und den Stromvertrieb von Innogy, die erneuerbaren Energien beider Konzerne sollen unter dem Dach von RWE vereint werden. Während der RWE betreffende Teil bereits von der europäischen Wettbewerbsbehörde genehmigt wurde, steht dies für Eon noch aus./nas/men/jha/