BERLIN (dpa-AFX) - Die Bundesregierung legt mehr Geld in Aktien von Atomkraftwerk-Betreibern an. Im bundeseigenen Versorgungsfonds und der Versorgungsrücklage hat sich von Juni bis Dezember 2017 die Zahl der Aktien von Unternehmen verdreifacht, die in Deutschland oder Nachbarstaaten AKWs betreiben. Die Zahl der Wertpapiere von Eon , Engie Electrabel, Enel und Iberdrola stieg von 4 770 615 Mitte Juni auf 14 450 927 Ende Dezember. Der Wert der Aktien stieg in dieser Zeit von insgesamt 32,8 Millionen Euro auf 100,3 Millionen Euro. Das geht aus den Antworten der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen.

Der Versorgungsfonds und die Versorgungsrücklage des Bundes sollen die Leistungen für pensionierte Beamte finanzieren. Nach einer Gesetzesänderung wurde der Aktienanteil von 10 auf 20 Prozent erhöht. Daher stieg auch die Zahl der Aktien der vier Energiekonzerne. Denn der Bund hat eine sogenannte passive Anlagestrategie: In den Fonds bildet er den Aktienindex Euro Stoxx 50 ab, in dem große Unternehmen der Eurozone gelistet sind. Nur für Airbus gibt es bisher eine Ausnahme, weil Deutschland an dem Luftfahrtkonzern beteiligt ist.

Die Grünen im Bundestag kritisierten "massive" Zukäufe. "Dieses unverantwortliche Investment muss endlich beendet werden, das werde ich mit meiner Fraktion kommende Woche im Bundestag beantragen", sagte Sylvia Kotting-Uhl, die Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Reaktorsicherheit. In der Versorgungsrücklage seien die AKW-Wertpapierbestände teils vervier- oder gar verfünffacht worden - "zum Beispiel beim Betreiber des belgischen Schrottmeilers Tihange", sagte sie. Der belgische Konzern Engie Electrabel betreibt unter anderem die umstrittenen Atommeiler Tihange 2 und Doel 3.

Im Koalitionsvertrag haben Union und SPD vereinbart, Beteiligungen staatlicher Fonds an AKWs im Ausland zu beenden. Dem Innenministerium zufolge muss über Einzelheiten der Umsetzung noch entschieden werden./ted/DP/zb