- von Tom Käckenhoff und Christoph Steitz

"Es ist alles offen", betonte Aufsichtsratschef Bernhard Reutersberg am Mittwoch. Es sei jedoch extrem wichtig, gegenseitig Vertrauen zu schaffen. So schnell würden die geschlagenen Wunden jedoch nicht verheilen.

"Sind wir jetzt beste Freunde? Vielleicht später einmal. Jetzt sind wir es nicht:" Die Finnen waren 2017 bei der früheren E.ON-Kraftwerkstochter eingestiegen und halten inzwischen 49,99 Prozent der Anteile. Uniper-Chef Klaus Schäfer hatte sich gegen eine Übernahme gestemmt, tritt jedoch nun Ende August ab.

Reutersberg begrüßte die Ankündigung des an Krebs erkrankten Managers, der seit dem vergangenen Jahr eine Auszeit nimmt. Finanzchef Christopher Delbrück scheidet ebenfalls im August aus. In einer Arbeitsgruppe, der auf Seiten Unipers die Vorstände Eckhardt Rümmler und Keith Martin angehören, sollen nun Wege für eine strategische Partnerschaft ausgelotet werden.

REUTERSBERG - GESPRÄCHE MIT FORTUM WERDEN MONATE DAUERN

Rasche Ergebnisse werde es nicht geben, betonte Reutersberg, der wie Schäfer früher Vorstand bei E.ON war. Bis zur Hauptversammlung Ende Mai werde es keinen Abschluss geben. Zwischenstände werde er nicht nennen. Er habe auch einen Prozess eingeleitet, um Nachfolger für die beiden bisherigen Vorstände zu finden. Dies werde jedoch auch nicht von heute auf morgen geschehen. Uniper-Chef Schäfer hatte erbittert gegen eine Übernahme des Konzerns mit rund 12.000 Mitarbeitern durch Fortum gekämpft. In einem Reuters-Interview bezeichnete er Fortum im September 2017 als "Wolf im Schafspelz" und sprach von einem "feindlichen Vorstoß". Damals hatte E.ON vereinbart, seine restlichen Uniper-Anteile von 47 Prozent für 3,8 Milliarden Euro an Fortum abzustoßen. Eine anschließend von Fortum vorgelegte Kaufofferte hatten die meisten Aktionäre in den Wind geschlagen.

Auch der Aufsichtsrat unter Reutersberg hatte das Angebot abgelehnt. "Fortum bringt Uniper keinen nennenswerten Mehrwert", erklärten Vorstand und Aufsichtsrat im November 2017. "Der Aufsichtsrat kann aus dem Angebot insgesamt keinen relevanten strategischen Nutzen für Uniper erkennen", hatte Reutersberg betont. Nun also die Kehrtwende. "Mit Fortums Aufsichtsratsvorsitzendem Matti Lievonen und CEO Pekka Lundmark bin ich mir einig, dass es ein 'weiter so' nicht geben kann – dafür steht für beide Unternehmen, für unsere Mitarbeiter und auch für die Energiewirtschaft insgesamt zu viel auf dem Spiel", betonte Reutersberg jetzt.

Die Wendung in dem Drama nährte Spekulationen, dass Fortum Uniper nun doch bald übernehmen könnte. Die Uniper-Aktie kletterte am Mittwoch zeitweise um 3,2 Prozent auf 26,95 Euro - den höchsten Stand seit drei Monaten. Die Analysten von JP Morgan bezeichneten es als verfrüht, eine rasche Übernahme zu erwarten. Fortum werde wohl zunächst mehr Klarheit haben wollen, wie etwaige Entschädigungszahlungen an Uniper für den geplanten Kohleausstieg in Deutschland aussehen könnten.