Das schlägt auf die Bilanz des Essener Ökostromkonzerns durch, der die lange Verluste schreibende Vertriebstochter nun wieder als "fortgeführte Aktivität" ausweist, wie Innogy am Montag mitteilte. Der Vorstand kassierte daher seine Prognose für 2018 und kündigte für das kommende Jahr Belastungen in Höhe von 250 Millionen Euro an. Mit Blick auf die Dividende bereitete das Management die Investoren zudem auf eine geringere Ausschüttung vor. Innogy-Vertriebsvorstand Martin Herrmann kündigte derweil an: "Wir prüfen nun alternative Handlungsoptionen für unser britisches Vertriebsgeschäft."

Konkurrent E.ON, der bis Ende kommenden Jahres das Vertriebs- und Netzgeschäft von Innogy übernehmen will, erklärte, der geplatzte Deal habe "keine grundsätzlichen Auswirkungen auf unsere Innogy-Transaktion und ändert nichts an unserem Zeitplan."

An der Börse gerieten die Versorger unter Druck. Innogy gaben 2,4 Prozent nach, E.ON knapp drei Prozent.

SSE UND INNOGY ERZIELEN KEINE EINIGUNG

Bereits Anfang November waren die Fusions-Pläne von npower mit der britischen SSE ins Wanken geraten. Die Unternehmen kündigten damals an, nachzuverhandeln. Ursache hierfür war, dass sich seit der Ankündigung im November 2017 das Marktumfeld verschlechtert hatte. Zudem gab es neue regulatorische Eingriffe. Innogy erklärte nun, "dass die beiden Parteien keine einvernehmliche Lösung hinsichtlich der notwendigen direkten und indirekten Finanzierungsbeiträge finden konnten."

Der britische Markt ist hart umkämpft. Neben dem Wettbewerb machen den Versorgern auch Eingriffe der Politik wie etwa ein Preisdeckel zu schaffen. Die britische Wettbewerbsbehörde CMA hatte die Pläne von SSE und npower im Oktober gebilligt.

INNOGY-GEWINN NACH GEPLATZTEM DEAL UNTER DRUCK

Innogy peilt nach dem geplatzten Deal nun für 2018 ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebit) von rund 2,6 Milliarden statt 2,7 Milliarden Euro an. Das bereinigte Nettoergebnis werde mit über einer Milliarde Euro ebenfalls um rund 100 Millionen unter den Planungen bleiben. Im Bereich Vertrieb würden beim bereinigten Ebit rund 650 Millionen Euro statt über 700 Millionen Euro anvisiert.

Den Gewinnrückgang werden auch die Anleger zu spüren bekommen. "Auf Basis des bisherigen Zielkorridors für die Ausschüttungsquote von 70 bis 80 Prozent des bereinigten Nettoergebnisses wäre eine Dividende in Höhe des Vorjahres nicht darstellbar", hieß es. Für 2017 hatte Innogy je Aktie 1,60 Euro gezahlt.

Die Pläne für das Joint Venture hatte noch der frühere Innogy-Chef Peter Terium auf den Weg gebracht. Er hatte lange Zeit versucht, das Ruder bei der britischen Tochter herumzureißen, die über Jahre Verluste schrieb und der neben Abrechnungsproblemen ein Kundenschwund zu schaffen machte. Auf dem britischen Markt mischt auch E.ON mit.