- von Tom Käckenhoff und Christoph Steitz

"Wir sprechen mit dem größten Aktionär auf Augenhöhe", sagte Vorstandsmitglied Eckhardt Rümmler am Dienstag auf der Bilanzpressekonferenz in Düsseldorf. "Jeder von uns hat eine andere Vorstellung davon, wie die Beziehung aussehen könnte." Fortum hält 49,99 Prozent an der ehemaligen E.ON-Kraftwerkstochter. Uniper fürchtet eine Übernahme und pocht auf Eigenständigkeit. Branchenexperten gehen davon aus, dass die Finnen früher oder später angreifen.

Bislang ist ihnen die Mehrheit durch eine Regelung in Russland verwehrt. Uniper betreibt dort mehrere Kraftwerke, wozu auch eine als strategisch wichtig betrachtete Anlage zur Trinkwasseraufbereitung gehört. Es gebe keine Tabus bei den Gesprächen, sagte Rümmler. Dazu gehöre auch dieses Thema, von einer Entscheidung sei man aber weit entfernt. Rümmler führt die Gespräche, nach denen die Fortum-Gegner im Vorstand für Ende August ihren Rückzug angekündigt haben. Uniper-Chef Klaus Schäfer hat sich vehement gegen eine Übernahme gestemmt. Der an Krebs erkrankte Manager scheidet jedoch ebenso wie Finanzchef Christopher Delbrück Ende August aus und will damit auch einen Neuanfang in den Beziehungen ermöglichen. Uniper beschäftigt 12.000 Mitarbeiter, davon etwa 4600 in Deutschland.

UNIPER BETONT RISIKEN DURCH FORTUM - CHANCEN FEHLANZEIGE

Eine Fortum-Sprecherin sagte, Vorstandschef Pekka Lundmark führe die Gespräche mit Uniper. Man komme voran und die Unterredungen verliefen konstruktiv. Lundmark hatte mehr Entgegenkommen von Uniper verlangt. Aufsichtsratschef Bernhard Reutersberg sucht derzeit Nachfolgern für Schäfer und Delbrück. Der Ausgang der Gespräche mit Fortum sei offen. Die Unterredungen dürften sich bis zum Spätsommer hinziehen, sagte Finanzchef Delbrück am Dienstag.

Dass die Konzerne alles andere als ziemlich beste Freunde sind, wurde im Geschäftsbericht von Uniper deutlich. Zwar hätten beide Seiten einen Neustart in der Zusammenarbeit vereinbart. Dennoch bestehe nach wie vor Unsicherheit über die zukünftigen Beziehungen. "Dies birgt Risiken hinsichtlich der Fähigkeit des Uniper-Konzerns, seine strategischen, operativen und finanziellen Ziele unabhängig zu verfolgen." Personal drohe abzuwandern und Kernkompetenzen könnten verloren gehen. Zudem gebe es im Fall eines Eigentümer- und Kontrollwechsels das Risiko, dass das Investment-Grade-Rating verloren gehe.

Uniper stellt sich derweil nach einem Ergebnisrückgang im vergangenen Geschäftsjahr auf weitere Einbußen ein. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) sei 2018 um gut ein Fünftel auf 865 Millionen Euro geschrumpft. Ursache für den Rückgang seien etwa die Stilllegung von Kraftwerken und der Wegfall der Einnahmen aus der verkauften Beteiligung an dem sibirischen Gasfeld Juschno Russkoje gewesen, erläuterte Uniper. 2019 peilt der Konzern ein operatives Ergebnis von 550 bis 850 Millionen Euro an. Das Ergebnis könne allerdings um bis zu 120 Millionen Euro höher ausfallen, wenn der ausgesetzte Kapazitätsmarkt wieder in Kraft treten sollte.