- von Tom Käckenhoff

"Wir machen jetzt erstmal alleine unsere Hausaufgaben", sagte Vertriebsvorstand Martin Herrmann am Dienstag in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir werden nun selbst Npower restrukturieren." Der Konzern hatte in der vergangenen Woche angekündigt, weitere 900 der 6300 Stellen bei der Tochter in diesem Jahr abzubauen. Die Kosten müssten weiter gesenkt werden, betonte Herrmann. Auf dem britischen Markt gebe es einen harten Wettbewerb. Zudem sei er stark reguliert. "Der Markt hat sich in den vergangenen anderthalb Jahren weiter verschlechtert." Innogy versorgt auf der Insel mehr als vier Millionen Kunden mit Strom und Gas.

Der Konzern hatte vor Weihnachten die Pläne für ein Vertriebs-Joint-Venture auf der Insel mit dem Konkurrenten SSE aufgegeben. "Die Idee, mit SSE ein reines Vertriebsgeschäft für zehn Millionen Kunden auf die Beine zu stellen, das den Strom komplett einkaufen muss, ließ sich nicht darstellen", erklärte Herrmann. "Wir hätten einen großen Teil selbst finanzieren müssen." Der Konzern kämpft seit Jahren auf der Insel mit Kundenschwund und Abrechnungsproblemen.

"Alles in allem ist das Bild des Vertriebsgeschäfts in Großbritannien nicht erfreulich," sagte Herrmann, der seit knapp drei Jahren das Vertriebsgeschäft der RWE-Tochter führt. "Man muss sehr niedrige Preise bieten, wenn man erfolgreich sein will." In einigen Monaten hätten neue Kunden nur mit negativen Margen gewonnen werden können. "Hinzu kommt, dass die Versorger in Großbritannien intelligente Stromzähler installieren müssen, was sehr viel Geld kostet." Auch der ab Januar von der Regierung eingeführte Preisdeckel erschwere das Geschäft. Weitere Probleme könne der Brexit mit sich bringen. Auf dem Markt ist auch der Konkurrent E.ON vertreten, der nach dem Mega-Deal mit RWE die Vertriebs- und Netzgeschäfte von Innogy übernehmen will.

ELEKTROMOBILITÄT SOLL NEUES STANDBEIN WERDEN

Erfreulicher verläuft Herrmann zufolge das Geschäft mit der Elektromobilität. "Wir haben unsere Ladesäulen komplett modernisiert." Darüber hinaus habe der Konzern die Zahl der Schnellladestationen ausgebaut. Dies wolle er ebenso fortsetzen wie den Ausbau des Geschäfts in den USA. Noch wirft die Sparte nach seinen Worten keinen Gewinn ab. "Investitionen in die Technik und für Zukäufe kosten Geld." Die Gewinnschwelle wolle Innogy hier Anfang der 20er Jahre erreichen. "Ziel ist es, aus der Elektromobilität ein neues Standbein für den Innogy-Konzern zu machen mit entsprechenden Umsatz- und Ergebniszahlen."

Insgesamt hat Innogy 25.000 Ladepunkte bei Kunden aufgestellt. "Wir wollen die Ladesäulen verkaufen und betreiben sie auch gerne auf unserem IT-Backend, etwa für Unternehmen, Flottenbetreiber, Städte, Gemeinden und Stadtwerke. Wir sehen uns als Technologie-Provider." Der Konzern wolle das Geschäft auch mit Zukäufen ausbauen, dies habe aber im Moment keine Priorität. "Weitere Partnerschaften sind für uns aber interessant."