FRANKFURT (dpa-AFX) - Eine auf den ersten Blick gute Geschäftsentwicklung des Versorgers Eon hat den Anlegern am Mittwoch nicht ausgereicht. Experten zufolge profitierte der Konzern von einem Sondereffekt. Zudem bleibe das Großbritannien-Geschäft eine Herausforderung. Die Papiere des Stromerzeugers und Netzwerkbetreibers fielen bis zum frühen Nachmittag um 2,4 Prozent auf 9,45 Euro. Der Dax dagegen hielt sich mit etwa 0,3 Prozent im Plus.

Analyst Ahmed Farman vom Analysehaus Jefferies sprach in einer ersten Reaktion zwar von "starken Ergebnissen", die allerdings Sondereffekten zu verdanken seien. Weil Eon mehr Kunden hinzu gewann und neue Windparks die Gewinne mit den erneuerbaren Energien steigen ließen, verdiente der Energiekonzern im ersten Halbjahr operativ etwas mehr als von Analysten erwartet.

Auch andere Experten verwiesen auf einen Einmaleffekt in der deutschen Netzsparte. Hier sorgte laut den Analysten der Bank JPMorgan eine Rückstellungsauflösung für eine positive Überraschung. Ohne diese sehe der bereinigte operative Gewinn (Ebit) nicht mehr so gut aus wie auf den ersten Blick. Laut Pierre-Antoine Chaza vom Investmenthaus Bryan Garnier lag er bereinigt eher im Rahmen der Erwartungen, sodass der nachhaltige Trend als eher solide zu beurteilen sei. Eine Herausforderung für Eon bleibe das Großbritannien-Geschäft, wo der Gewinn im Jahresvergleich um fast ein Viertel eingebrochen sei.

Einige Marktteilnehmer hatten nach dem guten ersten Halbjahr beim Ausblick auch auf etwas mehr gehofft, sagten Händler. Trotz der Ergebnissteigerung im ersten Halbjahr bleibt Eon mit einer bekräftigten Prognose vorsichtig. Im Jahresverlauf erwartet der Konzern unverändert einen etwas stärkeren Rückgang der Ergebnisse im Netzgeschäft. Für 2018 wird dann operativ mit einem Rückgang im Vergleich zum Vorjahr gerechnet.

Laut John Musk vom der kanadischen Bank RBC liegt der Fokus bei den Eon-Anlegern derzeit aber weniger auf der Geschäftsentwicklung, sondern eher auf der Neuordnung im deutschen Versorgersektor, die nach der Übernahme von Innogy Schwung erhalten hat. Er sei ein Unterstützer der geplanten Aufteilung der ehemaligen RWE-Tochter, die das Geschäft langfristig stabiler mache und bedeutende Sparpotenziale mit sich bringe. Das Management von Eon bestätigte denn auch das Ziel, bis 2022 Synergien von bis zu 800 Millionen Euro zu heben.

Durch den Rückschlag verkleinerte die Eon-Aktie am Mittwoch ihren bisherigen Jahresgewinn auf nur noch 5 Prozent. Damit verbleibt sie aber unter den sechs besten Indexwerten im Dax, der seit dem Jahreswechsel um fast 2 Prozent nachgegeben hat./tih/mis/she