BERLIN (dpa-AFX) - Die deutsche Recyclingwirtschaft hält im Kampf gegen Plastikmüll eine Steuer auf Plastik für den falschen Weg. "Wir sind keine Anhänger einer Steuer", sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE), Peter Kurth, am Dienstag in Berlin bei der Vorstellung des neuen "Statusberichts der deutschen Kreislaufwirtschaft". Von Kunststoff werde man nicht wegkommen. Stattdessen brauche es einen "klugen" Einsatz von Kunststoffen und die Förderung von recyclingfähigen und bereits recycelten Materialien. Eine Steuer auf Plastik hatte EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger ins Gespräch gebracht.

Kurth forderte, dass öffentliche Einrichtungen mehr auf ökologische Aspekte achten sollten, wenn sie Anschaffungen machten. Das spiele auf dem Papier eine Rolle, aber nicht in der Praxis. "Die öffentliche Hand muss nicht das billigste Angebot wählen, sie kann das beste Angebot wählen", sagte er. Als Beispiel nannte Eric Rehbock vom Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (BVSE) Recycling-Pflastersteine, die es seit 20 Jahren gebe, aber die kaum verwendet würden. Wenn Bürger sähen, dass ein Marktplatz damit gedeckt sei und das schön aussähe und halte, dann würden sie das auch bei sich in der Garageneinfahrt verwenden.

Katherina Reiche vom Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) sieht auch die Hersteller in der Pflicht: "Design sollte sich daran orientieren, wie die Herstellung, der Gebrauch und am Ende auch das Recycling erfolgen kann", sagte sie. Pro Jahr fallen in Deutschland rund 400 Millionen Tonnen Abfall an, das sind 4800 Kilo pro Bundesbürger im Jahr. Der größte Teil davon ist Bauschutt oder entsteht beim Abbau von Bodenschätzen. 37 Millionen Tonnen Abfall pro Jahr kommt aus privaten Haushalten. Die Kreislaufwirtschaft macht in Deutschland nach eigenen Angaben einen Jahresumsatz von 76 Milliarden Euro und beschäftigt mehr als 290 000 Erwerbstätige./ted/DP/jha