Die Nasdaq zog ihre Offerte am Montag zurück und machte damit den Weg für die Mehrländerbörse Euronext frei. Das norwegische Finanzministerium hatte der Euronext bereits Mitte Mai grünes Licht für die vollständige Übernahme der Osloer Börse gegeben und sich damit de facto gegen das Angebot der Nasdaq ausgesprochen. Beide Interessenten boten 158 Norwegische Kronen je Aktie und bewerteten damit die Osloer Börse mit umgerechnet rund 690 Millionen Euro. Die Euronext hatte sich schon einen Anteil von mehr als 50 Prozent gesichert. Sie betreibt bereits die Börsen in Paris, Brüssel, Amsterdam, Dublin und Lissabon.

Die Nasdaq hatte eigentlich erreichen wollen, dass eine Übernahme nur mit einem Zwei-Drittel-Anteil genehmigt werden dürfe. Das hätte ihr in die Hände gespielt, da sich das Unternehmen die Unterstützung von rund 35 Prozent der Eigentümer des Osloer Börsenbetreibers gesichert hatte, darunter die wichtigen Investoren DNB mit einem Anteil von 20 Prozent und KLP mit einem Paket von zehn Prozent. Die norwegische Regierung hatte das Ansinnen allerdings zurückgewiesen. DNB und KLP haben sich noch nicht entschieden, ob sie ihre Anteile verkaufen wollen, und wollen sich nun darüber austauschen, wie es weitergeht. Man hoffe auf eine "gute Lösung" mit der Euronext, erklärte ein DNB-Sprecher.

Die Börse Oslo ist einer der letzten unabhängigen Börsenbetreiber in Europa. Die Euronext versucht seit einiger Zeit, sich etwas breiter aufzustellen und das Gewicht nicht mehr so stark auf den Aktienhandel zu legen. Aus diesem Grund hat sie bereits die auf den Anleihenhandel spezialisierte Dubliner Börse gekauft. Die Nasdaq betreibt dagegen bereits alle anderen großen Handelsplätze in Skandinavien und dem Baltikum. Sie warb damit, dass die gemeinsame Technologieplattform den Handel zwischen den einzelnen Ländern erleichtern würde.