Bei den bisher in der Sparte vor allem wichtigen Flüssigkristallen für TV- und Handy-Displays macht sich das Darmstädter Dax-Unternehmen dagegen auf weiter schrumpfende Märkte gefasst. Bedeutende Wachstumstreiber würden künftig vor allem Materialien für moderne Halbleiter sein, sagte Performance-Materials-Chef Kai Beckmann am Dienstag in einer Telefonkonferenz. Mit diesen Hoffnungsträgern traut Beckmann seiner Abteilung höhere Umsätze und Gewinne zu - allerdings erst nach 2019. Bei den Erlösen legte sich Beckmann auf ein Plus von dann jährlich zwei bis drei Prozent fest.

Der in der breiten Öffentlichkeit eher für Medikamente bekannte Konzern ist zwar der größte Flüssigkristall-Produzent weltweit und hat über Jahre vom Trend zu immer größeren Bildschirmen sowie steigenden Smartphone- und Tablet-Verkäufen profitiert. Doch gerade in diesem Bereich nagt auch starke Konkurrenz aus China an den Marktanteilen. Mit Spannung wurde erwartet, mit welcher Strategie der 2017 zum Performance-Material-Chef ernannte Beckmann das Ruder herumreißen will.

Um die Position als ein führender Zulieferer von Produktlösungen für die Elektronikindustrie auszubauen, wolle er das Geschäft stärker auf die Bedürfnisse dieses wichtigen Zukunftsmarktes ausrichten, erklärte Beckmann. Schon jetzt liefere Merck Materialien, die Chips schneller machten sowie höhere Speicherkapazität und geringeren Energieverbrauch ermöglichten. Parallel dazu sollen aber auch Materialien für organische LEDs (OLED) und Fotolacke die Schwierigkeiten im Flüssigkristall-Geschäft mehr als ausgleichen, die die Bilanz noch zu Jahresbeginn belasteten.

Auch Übernahmen könnte sich Beckmann für die Neuausrichtung vorstellen, angesichts der Prioritäten im Gesamtkonzern hält er sich aber zurück. "Meine Wunschliste wäre natürlich da", sagte Beckmann mit Blick auf Zukäufe. "Aber ich weiß dass wir im Moment nicht viel ausgeben können." Erst im Frühjahr hatte Merck sein Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten wie dem Nasenspray Nasivin für rund 3,4 Milliarden Euro an Procter & Gamble verkauft - auch um Schulden zurückzuzahlen und andere Unternehmensbereiche stärken zu können. Unter anderem erfordern Forschung und Entwicklung neuer Medikamenten wie Krebsimmuntherapien hohe Investitionen.

Für die Spezialchemie stellte der Konzern in Aussicht, dass die operative Umsatzrendite trotz der Rückgänge bei Flüssigkristallen langfristig nicht unter 30 Prozent fallen soll. Im vergangenen Jahr lag sie noch bei gut 40, 2016 sogar bei 44 Prozent.