LONDON (awp international) - Der Chipentwickler Dialog Semiconductor hat im zweiten Quartal das obere Ende seiner eigenen Umsatzprognose erreicht und die Erwartungen der Analysten übertroffen. Zwar lagen die Erlöse mit 302,3 Millionen US-Dollar rund 37 Prozent unter dem Vorjahreswert, wie das Unternehmen am Mittwoch in London mitteilte. Allerdings hatte Dialog Semiconductor vor einem Jahr von einem hohen einmaligen Lizenzertrag profitiert, da der Konzern seine Geschäfte mit Stromsteuerungschips in weiten Teilen an Apple verkauft hatte.

Am Kapitalmarkt kamen die Nachrichten gut an. Die Dialog-Semiconductor-Aktie legte im Vormittagshandel um rund 4,4 Prozent zu. Im laufenden Jahr haben die Titel im Zuge der Corona-Krise und Marktturbulenzen aber rund 6 Prozent an Wert eingebüsst. Auf längere Sicht sieht es besser aus: In den zurückliegenden drei Jahren steht ein Plus von knapp 14 Prozent zu Buche.

Der Apple-Zulieferer hatte bereits Ende Juni mitgeteilt, dass der durch die Corona-Krise bedingte Trend zum Homeoffice sowie zum Lernen daheim zu einer überraschend starken Nachfrage nach Notebooks, Tablets und ähnlichen Geräten geführt habe.

Aus Sicht der Privatbank Hauck & Aufhäuser hat Dialog Semiconductor ein starkes zweites Quartal abgeliefert. Der Ausblick für das dritte Quartal liege über den Erwartungen. Das Geschäft habe sich klar besser entwickelt als der Smartphone-Markt. Zudem habe der Konzern von Einsparungen profitiert.

Die Bruttomarge lag im zweiten Quartal bei 50,2 Prozent und damit ebenfalls deutlich unter dem Wert des Vorjahresquartals, als Dialog Demiconductor 64,7 Prozent erreicht hatte. Der operative Gewinn sackte sogar um rund 81 Prozent ab und bezifferte sich auf 40,5 Millionen Dollar. Der Konzern verwies auch hier auf die einmalige Lizenzzahlung seines Grosskunden im Vorjahr. Auf bereinigter Basis sahen die Zahlen besser aus. Während der Umsatz um 10 Prozent sank, stieg die Bruttomarge sogar leicht an.

Dialog-Finanzchef Wissam Jabre sprach von einem starken Umsatzwachstum im Vergleich zum Vorquartal und verwies zudem darauf, dass das bereinigte Betriebsergebnis gegenüber dem ersten Jahresviertel um 89 Prozent zugelegt habe. Konzernlenker Jalal Bagherli ergänzte, dass Dialog Semiconductor die Erweiterung seines Produktportfolios und die Verbreiterung seiner Kundenbasis weiter vorantreibe, während die Einschränkungen durch den Lockdown allmählich gelockert würden.

Der Konzern bietet vor allem Audio-, Schnelllade- und Bluetooth-Chips für Smartphones, Tablets und andere Mobilgeräte an. Das Geschäft soll künftig unabhängiger vom iPhone-Hersteller Apple werden. Die Emanzipation ist mitten im Gang, auch wenn Bagherli betont hatte, dass die Verbindung zum US-Konzern weiter stark sei. Dialog hatte im April vergangenen Jahres sein Geschäft mit Stromsteuerungschips in weiten Teilen an den US-Konzern verkauft.

Nichts Neues gab es zur Jahresprognose. Seinen ursprünglichen Ausblick hatte Dialog Semiconductor Anfang Mai wegen der hohen Unsicherheiten durch die Corona-Krise zurückgezogen. Dialog Semiconductor erklärte im Hinblick auf Covid-19, dass die Lieferketten im zurückliegenden Quartal stabil gewesen seien und das Geschäft robust geblieben sei.

Für das laufende dritte Quartal erwartet Dialog Semiconductor für das kombinierte Unternehmen mit Adesto Erlöse von 340 bis 380 Millionen Dollar und eine bereinigte Bruttomarge in etwa auf dem Niveau des zweiten Quartals. Der Halbleiterspezialist hatte den Schaltkreis-Spezialisten aus den USA kürzlich übernommen und stellt sich mit Zukäufen breiter auf.

Im Frühjahr war Dialog Semiconductor überraschend aus dem MDax und zugleich aus dem TecDax genommen worden, da nur Aktien von Unternehmen mit juristischem Sitz in der Europäischen Union Mitglied in der Dax-Familie sein können. Wegen des Austritts Grossbritanniens aus der EU musste der Chiphersteller daher die deutschen Indizes verlassen. Der Konzern wird am Markt aber weiterhin stark beachtet./eas/mne/fba