Deutschlands zweitgrößter Wohnungskonzern sammelte am Dienstagabend binnen weniger Stunden über eine Wandelanleihe und die Platzierung neuer Aktien zusammen 1,35 Milliarden Euro ein. Einen Teil davon will die Deutsche Wohnen in den Kauf mehrerer tausend Wohnungen auf ihrem Kernmarkt Berlin stecken, über den bereits verhandelt wird, wie drei mit den Plänen vertraute Personen am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters sagten. Das Paket koste mehr als eine halbe Milliarde Euro. Die Deutsche Wohnen wollte sich dazu nicht äußern.

Mit dem Rest des Geldes sollen eine bestehende Wandelanleihe zurückgekauft und bereits getätigte Zukäufe finanziert werden. Deutsche Wohnen hatte zuletzt kleinere Immobilien-Pakete für gut 600 Millionen Euro gekauft. Unter anderem müsse der Kauf von 28 Pflegeheimen mit Eigenkapital unterfüttert werden.

Die Deutsche-Wohnen-Aktie verkraftete die große Kapital-Sammelaktion gut. Sie gab am Mittwoch nur 0,4 Prozent auf 32,28 Euro nach. Die 17,2 Millionen neuen Aktien wurden zu je 31,75 Euro bei Investoren platziert, mit einem Abschlag von nur 2,1 Prozent auf den Xetra-Schlusskurs vom Dienstag. Das brachte 545 Millionen Euro. Weitere 800 Millionen Euro nahm die Nummer zwei auf dem deutschen Wohnungsmarkt hinter Vonovia mit einer neuen Wandelanleihe ein, die bis Juli 2024 laufen soll. Eine bis 2020 laufende Wandelanleihe, für die die Deutsche Wohnen etwas mehr Zinsen zahlt, soll zurückgekauft werden. Organisiert wurden die Kapitalmaßnahmen von der Deutschen Bank, Goldman Sachs und UBS.

OPERATIVER GEWINN STEIGT 2016 UM EIN VIERTEL

Bei den Investoren zogen offenbar auch die überraschend starken Geschäftszahlen von Deutsche Wohnen. Das Portfolio sei zum Jahresende um 2,7 Milliarden Euro aufgewertet worden. Einschließlich der Zukäufe wuchs es im vergangenen Jahr um 4,1 Milliarden auf rund 16 Milliarden Euro. Vor allem in Berlin, wo gemessen am Wert 76 Prozent ihrer Wohnungen liegen, profitierte die Gesellschaft vom Boom am Immobilienmarkt. Der operative Gewinn aus dem Vermietgeschäft (FFO I) stieg um 26 Prozent auf 384 Millionen Euro und übertraf die anvisierten 380 Millionen.

"Wir nutzen das attraktive Finanzierungsumfeld, um unsere Kapitalstruktur durch die vorgezogene Refinanzierung anstehender Fälligkeiten zu optimieren", sagte Finanzvorstand Philip Grosse. Auf die neue Wandelanleihe zahlt die Deutsche Wohnen einen Kupon von 0,325 Prozent, der Umtausch in Aktien lohnt sich, wenn deren Kurs über 48,57 Euro steigt. Der 250 Millionen Euro schwere Vorgänger, der nach dem rasanten Aktienkursanstieg am Markt 460 Millionen Euro wert ist, liegt überwiegend bei Hedgefonds. "Wir gehen davon aus, dass ein Großteil von dem Angebot Gebrauch macht", sagte Grosse.

Unternehmen in diesem Artikel : Deutsche Wohnen AG, GSW Immobilien AG, Vonovia SE