(neu: Aussagen aus Pressekonferenz, Aktienkurs, Analystenstimmen.)

BONN (dpa-AFX) - Die Deutsche Telekom will das starke vergangene Geschäftsjahr als Steilvorlage für die anstehende Megaübernahme in den USA nutzen. Nach einem möglichst schnellen Abschluss der Fusion der US-Tochter T-Mobile US mit dem Rivalen Sprint will Telekom-Chef Tim Höttges mit dann 140 Millionen US-Kunden den Platzhirschen Verizon und AT&T die Marktführerschaft streitig machen. 2019 konnte er auf breiter Front Erfolge vorweisen, auch bei einstigen Sorgenkindern. Die T-Aktie stieg am Mittag nach der guten Kursentwicklung der letzten Tage noch einmal deutlich.

Höttges war bester Laune, wedelte mit dem Urteilsschriftsatz des kürzlich gewonnenen US-Verfahrens um den geplanten US-Deal. Der Manager machte auf der Bilanzpressekonferenz am Mittwoch in Bonn Fotos von den Journalisten und zündete zum 25. Geburtstag des Konzerns eine Kerze auf einem Kuchen an. "Es tut auch mal gut, wenn ein deutsches oder ein europäisches Unternehmen in einer Hightech-Industrie in den USA eine führende Rolle einnehmen kann. Wir haben hier die Möglichkeit, die Nummer 1 zu werden und AT&T und Verizon zu überholen", sagte er. In jedem Fall verspricht sich der Manager von der bis Anfang April angepeilten Fusion deutliche Zuwächse beim Börsenwert.

Zwar sind noch einige kleinere Hürden aus dem Weg zu räumen. Unter anderem könnte die Telekom versuchen, die ausgelaufene Fusionsvereinbarung mit dem Sprint-Eigner Softbank noch einmal nachzuverhandeln. Höttges wollte dazu keine Angaben machen. Aktuell sei aber keiner der Partner mehr an die einst im April 2018 getroffene Vereinbarung gebunden - Gespräche sind also mindestens nötig.

In Kalifornien steht noch ein Rechtsverfahren um den Deal aus, doch den größten Brocken hat das Unternehmen zuletzt überwunden. Finanzchef Christian Illek sprach angesichts des Urteilsspruchs vor einem New Yorker Gericht von einem "Slam Dunk" - sozusagen einem problemlosen Erfolg für die Telekom. Die gegnerische Seite will auch nicht mehr in Berufung gehen.

Die teuren Investitionen in den Staaten, die nach früheren Angaben bei über 40 Milliarden US-Dollar liegen sollen, geht Höttges nun mit einem merklichen Gewinnsprung aus 2019 an. T-Mobile-US-Chef John Legere und sein designierter Nachfolger Mike Sievert wollen das beste 5G-Netz in den Staaten hochziehen. Die Zusammenlegung des Netzes mit demjenigen von Sprint kostet aber zunächst 15 Milliarden Dollar, weil die Telekom für die Dauer von anderthalb Jahren jede Woche 1000 Mobilfunkstationen umrüsten muss. Am Ende sollen die jährlichen Kosten dafür aber um sechs Milliarden Dollar niedriger liegen als derzeit.

Der Konzernüberschuss legte vergangenes Jahr um knapp 80 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro zu, weil unter anderem die operativen Ergebnisse in den USA und auch in Europa weiter wachsen und vor allem weil weniger Sonderbelastungen anfielen. Der Umsatz kletterte auch dank Zukäufen und dem Schub von Wechselkurseffekten um 6,4 Prozent auf 80,5 Milliarden Euro. Die Telekom profitiert weiter vom brummenden Geschäft in den USA, wo sie rund die Hälfte ihres Gesamtumsatzes macht und seit Jahren viele Kunden gewinnt. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen wuchs konzernweit wie erwartet um 7,2 Prozent auf 24,7 Milliarden Euro. Dieses Jahr soll es auf 25,5 Milliarden Euro zulegen.

Die Aktie lag zuletzt fast 5 Prozent im Plus. Das Zahlenwerk der Telekom sei besser als erwartet ausgefallen, hieß es von JPMorgan. Die Aktie hatte in den letzten Wochen bereits spürbar an Wert gewonnen, nachdem sich die Telekom in der wichtigen Wettbewerbsklage rund um die Fusion in den USA durchsetzt hatte. Zudem soll der freie Mittelzufluss (Free Cashflow) vor Dividenden und Ausgaben für Mobilfunklizenzen in diesem Jahr von sieben auf acht Milliarden Euro klettern, was mehr wäre als von Experten geschätzt. Der freie Mittelzufluss ist für Investoren wichtig, da er über die künftige Finanzkraft unter anderem für die Dividende Aufschluss geben kann. Allerdings hatte die Telekom wegen der anstehenden Übernahme die Ausschüttung für das vergangene Jahr bereits bei 60 Cent gekappt.

Mehr und mehr zahlen sich für die Telekom im laufenden Geschäft auch der Aufschwung im Mobilfunk und bei Breitbandanschlüssen in Deutschland aus, die Kosteneinsparungen in Europa greifen ebenfalls zunehmend. Bei der seit Jahren schwächelnden Großkunden-IT-Tochter T-Systems mussten die Bonner zwar weiter einen Umsatzschwund hinnehmen. Personalabbau und andere Kostensenkungen sorgten aber immerhin für einen steigenden operativen Gewinn. Auch der Auftragseingang legte zu. Die Tochter in den Niederlanden, die lange schwächelte und zur Entwicklungssparte im Unternehmen gehört, lieferte ebenfalls deutliche Gewinnsteigerungen. Die Telekom hatte das Geschäft mit der Übernahme von Tele 2 Niederlande gestärkt. Mittlerweile ist es mehr als 4 Milliarden Euro wert. Ein Börsengang sei hier weiter möglich, sagte Höttges./men/kro/eas/jha/