BRÜSSEL (dpa-AFX) - Der Telekommunikationskonzern Vodafone kann nach einer Entscheidung der EU-Wettbewerbshüter den Kölner Kabelanbieter Unitymedia unter Auflagen übernehmen. Eine Reihe von Bedingungen sollten sicherstellen, dass Kunden keine Nachteile entstünden und sie weiterhin von fairen Preisen, hochwertigen Dienstleistungen und innovativen Produkten profitieren könnten, sagte die zuständige EU-Kommissarin Margrethe Vestager am Donnerstag in Brüssel. Der Zusammenschluss gefährde den Wettbewerb nicht.

Das Unternehmen müsse unter anderem garantieren, dass einem Konkurrenten - den Angaben zufolge Telefónica - Zugang zum Kabelnetz gewährt werde, um den Wettbewerbsdruck zu sichern. Zudem dürften die Gebühren für frei empfangbare Fernsehsender, die ihre Programme über das Kabelnetz von Vodafone in Deutschland übertragen, nicht erhöht werden.

Vor etwa zwei Jahrzehnten hatte die Deutsche Telekom ihr TV-Kabelnetz auf Druck der EU-Kommission abgegeben und sie an mehrere regionale Anbieter veräußert. Seit 2013 ist Vodafone mit von der Partie, damals schluckte das Unternehmen die Firma Kabel Deutschland. Die Kabel spielen längst auch beim schnellen Festnetz-Internet eine entscheidende Rolle.

Vodafone hatte im Frühjahr 2018 angekündigt, die Kabelnetze von Liberty Global - hierzulande unter dem Namen Unitymedia tätig - in Deutschland sowie in Ungarn, Tschechien und Rumänien für insgesamt 18,4 Milliarden Euro übernehmen zu wollen. Die Fusion hatte heftige Kritik von Wettbewerbern hervorgerufen, neben der Deutschen Telekom waren dies auch regionale Anbieter wie Netcologne.

Unitymedia ist in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg tätig - im Südwesten hatte das Unternehmen den dortigen Anbieter Kabel BW gekauft. Unitymedia mit seiner Zentrale in Köln kam im vergangenen Jahr mit 2500 Mitarbeitern auf einen Umsatz von 2,5 Milliarden Euro.

Mit dem Zukauf stärkt Vodafone seine Position am deutschen Telekommunikationsmarkt wesentlich. Die Zahl der TV-Kunden springt von 7,7 auf 14 Millionen, die Zahl der Internetkunden von 6,5 auf 10 Millionen - viele Kunden haben sowohl einen Fernseh- als auch einen Internetvertrag.

Vodafone-Deutschlandchef Hannes Ametsreiter zeigte sich erfreut über das grüne Licht. Er verwies darauf, dass seine Firma umfassend in den Netzausbau investieren werde, um bis Ende 2022 in Deutschland 25 Millionen Haushalte mit Gigabit-Internet versorgen zu können. Aktuell sind es bei Vodafone und Unitymedia zusammengerechnet gut 10 Millionen Haushalte, die mit Gigabit-Tempo versorgbar wären.

Die Telekom hingegen kommt über Telefonkabel (VDSL) nur maximal auf 0,25 Gigabit pro Sekunde. Das ist für normale Internetnutzer aber durchaus schnell.

Die Telekom äußerte sich nun kritisch zu der Kommissionsentscheidung. "Wir sind überzeugt, dass die Auflagen nicht ausreichen, negative Auswirkungen im Bereich der Medien- und Programmvielfalt abzuwenden", sagte ein Sprecher. "Wir werden die Entscheidung der Wettbewerbsbehörde intensiv analysieren und dann entscheiden, ob eine gerichtliche Überprüfung zum Schutz des Wettbewerbs geboten ist."/asa/wdw/DP/fba