KÖLN (dpa-AFX) - Der Medien- und Werbekonzern Ströer (T-Online, Watson) hat im ersten Halbjahr vor allem dank des Ausbaus des Telefon- und Direktvertriebs kräftig zugelegt. In den ersten sechs Monaten sei der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 24 Prozent auf 742 Millionen Euro gestiegen, teilte das im MDax gelistete Unternehmen am Donnerstag in Köln mit. Knapp acht Prozentpunkte stammten dabei aus organischem Wachstum.

Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte um zwölf Prozent auf 242 Millionen Euro zu. Damit erfüllte Ströer bei diesen beiden Kennziffern die Erwartungen der Analysten. Unter dem Strich verdiente das Kölner Unternehmen 33,5 Millionen Euro und damit 16 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Unternehmensgründer und Co-Vorstandschef Udo Müller bestätigte zudem seine Prognosen für das laufende Jahr. So peilt die Ströer-Führung weiterhin einen konzernweiten Umsatzanstieg um rund ein Fünftel auf 1,6 Milliarden Euro an. Das bereinigte Ebitda soll auf 535 Millionen Euro klettern.

Zulegen konnte Ströer im ersten Halbjahr vor allem in der Direktvermarktung. In der Sparte sind die vor einem Jahr gekauften Unternehmen Avedo und Ranger enthalten, die im Telefon- sowie einen Direktvertrieb aktiv sind - etwa im Verkauf über Schienen wie Call Center.

In den ersten sechs Monaten steuerte der Bereich mit 174 Millionen Euro fast ein Viertel zum Konzernumsatz bei. Der Gewinnbeitrag ist allerdings wegen der vergleichsweise geringen Margen in dem Segment niedriger. Hier profitiert das Unternehmen mit seinen zuletzt gut 12 000 Mitarbeitern nach wie vor von dem hochprofitablen Stammgeschäft mit der Außenwerbung.

In diesem Markt verdiente Ströer operativ 145 Millionen Euro zwar kaum mehr als vor einem Jahr - dies sind aber immerhin noch 60 Prozent des operativen Gewinns auf Konzernebene. Der Umsatz des Segments legte um knapp vier Prozent auf 314 Millionen Euro zu.

Das dritte Standbein des Unternehmens ist die Sparte "Content Media", in der etwa das Geschäft mit Display- und Bewegtbild-Angeboten und das 2015 von der Telekom übernommene Portal T-Online gebündelt sind. Ströer betreibt aber auch die auf junge Leute zugeschnittene Nachrichtenseite Watson.de, das Spieleportal Giga.de und den Statistikanbieter Statista.

An der Börse kamen die Zahlen zunächst gut an. Das im MDax notierte Papier legte in den ersten Handelsminuten bis zu sechs Prozent zu, konnte das Niveau aber nicht halten und rutschte sogar bis zu drei Prozent ins Minus. Seit dem im Februar erreichten Rekordhoch von 66,40 Euro ging es um etwas mehr als ein Viertel nach unten. Das 2010 an die Börse gebrachte Unternehmen wurde zuletzt mit 2,9 Milliarden Euro bewertet.

2016 war Ströer ins Kreuzfeuer des Finanzspekulanten Muddy Waters geraten. Dieser hatte in Studien die Nachhaltigkeit des Wachstums in Frage gestellt und damit den Aktienkurs stark belastet. Dieser stürzte innerhalb weniger Monate stark ab, und Muddy Waters verdiente als sogenannter Leerverkäufer Geld damit. 2017 konnte sich die Aktie allerdings davon erholen und erreichte Anfang des Jahres den bisher höchsten Stand./zb/stw/jha/