Flüsse, Straßen oder Berge können das Verlegen von Glasfasern verkomplizieren. Es geht dennoch. Wie, zeigen wir anhand einer Bahntrassen-Unterquerung.

Auch wenn die Telekom versucht, Behinderungen so gering wie möglich zu halten, lassen sich beim Netzausbau kleine oder auch größere Baustellen nicht immer vermeiden. Aber warum ist das so? Was bauen und graben die da eigentlich, nur um eine dünne Glasfaserleitung zu verlegen?

Ein aktuelles Beispiel aus Stephanskirchen bei Rosenheim zeigt, wie aufwändig der Netzausbau vor Ort sein kann. Und es erklärt, warum bei der Telekom den (Straßen)aufreißer-Typen die Arbeit nicht ausgeht.

Bohren in Stephanskirchen

Die 10.500 Einwohner der oberbayerischen Gemeinde sollen bis Ende 2018 schnelles Internet bekommen. Die erste Herausforderung: Die Glasfaserleitung musste unter der Bahntrasse Salzburg - München verlegt werden, die durch Stephanskirchen führt.

Die zweite Herausforderung: Unter den Gleisen lagen bisher noch keine Leerrohre. 'Meist haben wir die Möglichkeit, eine Bahnanlage oder bestehende Rohre der Telekom zu nutzen', erklärt Telekom-Projektleiter Andreas Dichtler. Diesmal aber nicht, denn das nächste geeignete Leerrohr lag rund einen Kilometer entfernt.

Das hätte mit Hin- und Rückweg zwei bis drei Kilometer lange Tiefbauarbeiten bedeutet - und die Anwohner und Autofahrer sogar noch mehr belastet. Einzige Lösung: In Stephanskirchen musste gebohrt werden. Und zwar abseits bestehender Wasser- und Kanalrohre.

Die Bahnpressung

Um mit dem Leerrohr für die Glasfaserleitung unter den Gleisen durchzukommen, war eine so genannte Bahnpressung erforderlich. Das Erdreich wird dabei quasi aus dem Boden gepresst. Und das ist aufwändiger, als man denken möchte: 'Wir haben das Ganze fast zwei Jahre vorbereitet', verrät Projektleiter Andreas Dichtler.

Sein Team koordinierte die Arbeiten mit allen Betroffenen, mit der Kommune, mit beteiligten und ortsansässigen Firmen, und natürlich mit der Bahn. Nach den zwei Jahren stand am Ende der Vorbereitungen eine gewaltige Baugrube: Fünf Meter tief, sechs Meter lang, 2,50 Meter breit. Von dieser Grube aus fraß sich ein Bohrer unter der Bahntrasse durch

Das Räumbohrverfahren

Klingt mit Fachbegriffen wie 'Horizontalramme' kompliziert, ist aber recht einfach zu verstehen. Bei der Bahnquerung in Stephanskirchen kam eine Bohrschnecke zum Einsatz. Sie liegt direkt im 30 Zentimeter starken Rohr, das dann in der Erde bleibt, und Platz für die Glasfaserleitung bietet.

Die Schnecke fraß sich von der Baugrube aus mit maximal 60 Umdrehungen pro Minute waagrecht durch den Boden unter den Gleisen, und warf dabei den Abraum hinten aus.

Alle 25 Zentimeter gab es eine Pause, und die Bohrschnecke wurde neu justiert. Wenn alles gutgeht - wie im Fall Stephanskirchen - kommen das Rohr und der Bohrer am Ende genau an der geplanten Zielgrube wieder ans Tageslicht. Von dort aus wurde das Glasfaserkabel dann ans Netz angeschlossen.

Die Straßensperrung

Obwohl die Bohrung nur unter den Bahngleisen verlief, musste die angrenzende Straße trotzdem zwei Tage gesperrt werden. Telekom-Projektleiter Andreas Dichtler erklärt, warum solche Störungen manchmal eben doch unvermeidlich sind: 'Das Kabel kommt auf rund vier Metern Tiefe an, unsere bestehende Schachtanlage liegt aber auf 80 Zentimetern. Und wir können nicht mit den Rohren senkrecht nach oben.'

Deshalb brauchte die Telekom eine gewisse Strecke, um die Leitung kontinuierlich nach oben zu führen. Und dafür musste die Straße gesperrt und aufgerissen werden - wenn auch nur für zwei Tage. Dann war die neue Asphaltschicht aufgebracht, und der Verkehr konnte wieder fließen.

Die Züge

Der Bahnverkehr mit rund 200 täglichen Zügen zwischen Salzburg und München wurde durch die Bauarbeiten nicht behindert. Durch das nur 30 Zentimeter starke Rohr wurde unterirdisch so wenig Erdreich abgetragen, dass es zu keinen Problemen mit den Gleisen kam. Um absolut sicherzugehen, hat die Bahn während der Arbeiten an 28 Stellen gleichzeitig gemessen, ob sich das Gleisbett auch tatsächlich nicht absenkt.

In Stephanskirchen hat alles problemlos funktioniert. Die Fahrgäste haben allenfalls eine Baustelle am Zugfenster vorbeihuschen sehen. Dass sich direkt unter ihnen keine gewöhnliche Schnecke durchs Erdreich wühlte, sondern eine Bohrschnecke, hat sicherlich kein Bahnreisender geahnt.

Weitere Infos im Video:

Deutsche Telekom AG veröffentlichte diesen Inhalt am 21 September 2018 und ist allein verantwortlich für die darin enthaltenen Informationen.
Unverändert und nicht überarbeitet weiter verbreitet am 21 September 2018 05:38:05 UTC.

Originaldokumenthttps://www.telekom.com/de/blog/netz/artikel/glasfaser-unter-bahntrasse-540816

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