FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein mögliches Aus der laut Kreisen geplanten Fusion des US-Mobilfunkers Sprint mit der Telekom-Tochter T-Mobile US hat die Aktien des Bonner Konzerns am Mittwoch belastet. Die T-Aktien gehörten in einem allgemein starken Börsenumfeld zu den wenigen Verlierern und büßten 1,53 Prozent auf 15,40 Euro ein.

Zwischenzeitlich waren die T-Aktien mit einem Minus von rund 3 Prozent auf den tiefsten Stand seit Mitte September zurückgefallen. Seinerzeit hatten Berichte über "aktive Fusionsgespräche" von Sprint und T-Mobile US für einen Kurssprung bei den Papieren der Deutschen Telekom gesorgt.

Der japanische Sprint-Mutterkonzern Softbank plane, die Gespräche über einen Zusammenschluss abzubrechen, hatte das japanische Wirtschaftsblatt "Nikkei" gemeldet. Grund seien Probleme, sich mit der Deutschen Telekom auf die Eigentümerverhältnisse einer fusionierten Gesellschaft zu einigen. Die Bonner bestünden darauf, bei einer Fusion die Kontrollmehrheit zu übernehmen, zitierte "Nikkei" eine eingeweihte Quelle.

Allerdings wartet Softbank vor einer endgültigen Entscheidung noch auf eine Reaktion der Deutschen Telekom, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen am Dienstag berichtete. Offizielle Stellungnahmen von Unternehmensseite dazu gab es nicht.

Analysten rechnen bei einem Zusammenschluss von T-Mobile US und Sprint mit einem großen Sparpotenzial in Milliardenhöhe. Sollte Softbank nun nicht mehr an diesem Deal interessiert sein, erhielten die Spekulationen um eine Konsolidierung auf dem wachstumsträchtigen US-Markt einen herben Dämpfer, sagte ein Händler.

Die Nachricht über ein mögliches Aus der Fusion war bereits am Montagabend während des US-Handels durchgesickert und hatte die Sprint-Papiere zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit rund einem Jahr gedrückt. Tags darauf hatten sich die Anteilsscheine wieder etwas von diesem Rückschlag erholt. Wegen des Reformationsfeiertages in Deutschland am Dienstag, an dem hierzulande nicht gehandelt wurde, konnten die T-Aktien erst zur Wochenmitte reagieren.

Analyst Polo Tang von der UBS blieb derweil recht gelassen. Zwar würde sich die Stimmung für die Telekom-Aktien wohl weiter eintrüben, falls die Fusionsgespräche tatsächlich scheitern sollten. Allerdings würden die Anteilsscheine wohl nicht sehr tief fallen, da sie zuvor schon nicht so stark von den seit lange schwelenden Übernahmephantasien profitiert hätten. So berücksichtige der Aktienkurs derzeit kaum eine mögliche Fusion der US-Tochter mit Sprint, zudem spiegele sich der rasante Anstieg der T-Mobile-US-Papiere in den letzten 12 Monaten nicht ausreichend im Kurs der Deutschen Telekom wider.

Vielmehr zeigt sich im Vergleich mit anderen Dax-Werten, dass die T-Aktien seit Jahresbeginn gerechnet deutlich hinterherhinken: Während das Börsenbarometer aktuell rund 17 Prozent im Plus steht, verzeichnen die Anteilsscheine der Bonner einen Verlust von knapp 6 Prozent.

Tang zufolge wäre es zwar positiv zu werten, wenn die Fusionsgespräche fortgesetzt würden und die Deutsche Telekom die Kontrolle über das neue Unternehmen haben würde. Allerdings zeigte sich der Experte überzeugt, dass die Deutschen diszipliniert vorgehen und keinen Deal um jeden Preis anstreben werden. Zur Vorsicht mahnten die jüngsten Erfahrungen mit der Beteiligung an der britischen BT Group , die den Bonnern eine milliardenschwere Abschreibung eingebrockt hatte.

Auch abgesehen von den Fragen um die Kontrolle über das neue Unternehmen gibt es weitere Hürden für eine Fusion von T-Mobile US und Sprint. So könnten Anwälte in der Kartellabteilung im US-Justizministerium einen solchen Deal auf dem landesweiten Mobilfunkmarkt weiter als Gefahr für den Wettbewerb ansehen./la/men/oca