BONN (dpa-AFX) - Die Kostenexplosion im heimischen Brief- und Paketgeschäft macht der Deutschen Post schwer zu schaffen. Im zweiten Quartal brach der operative Gewinn der Kernsparte Post, E-Commerce, Parcel (PeP) um mehr als die Hälfte ein. Dass es insgesamt nicht ganz so schlimm lief, lag vor allem an den internationalen Eilsendungen von DHL Express und dem DHL-Frachtgeschäft. Sein Gewinnziel für 2018 hatte Post-Chef Frank Appel bereits im Juni gekappt. An seinen ehrgeizigen Gewinnplänen für 2020 will er aber nicht rütteln - auch wenn Analysten sie kaum für realistisch halten.

Am Finanzmarkt wurden die Nachrichten positiv aufgenommen. Kurz nach Handelsbeginn gewann die Post-Aktie am Dienstag rund ein Prozent an Wert. Allerdings hatte sie seit Jahresbeginn rund ein Viertel an Wert verloren - auch wegen der Gewinnwarnung vor wenigen Wochen.

"Wir sind uns darüber klar, dass wir mit unserer Kommunikation am 8. Juni Vertrauen verspielt haben", sagte Finanzchefin Melanie Kreis am Dienstag in Bonn. An diesem Tag hatte der Vorstand bekanntgegeben, dass der operative Gewinn (Ebit) wegen der Probleme der Brief- und Paketsparte PeP nur 3,2 Milliarden Euro erreichen dürfte - fast eine Milliarde weniger als zuvor angepeilt.

Bis zum Jahr 2020 soll das Ebit trotzdem über 5 Milliarden Euro steigen. Die Post müsse nun "den Beweis antreten, dass wir da jetzt auch liefern und das nicht nur auf dem Papier steht", sagte Kreis. Analysten rechnen für 2020 bislang nur mit einem Ebit von 4,8 Milliarden Euro.

Im zweiten Quartal verdiente die Post unter dem Strich mit 516 Millionen Euro rund 14 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Der Umsatz stieg - gebremst vom starken Euro - um gut ein Prozent auf 15 Milliarden Euro. Der operative Gewinn (Ebit) ging um elf Prozent auf 747 Millionen Euro zurück.

Steigende Ergebnisse in den DHL-Bereichen federten den herben Einbruch der PeP-Sparte ab, deren operativer Gewinn um fast 59 Prozent einbrach. Analyst Daniel Roeska vom US-Analysehaus Bernstein Research bezeichnete die Quartalszahlen als ordentlich. Es bleibe aber offen, wie gut der PeP-Bereich auf dem wettbewerbsintensiven deutschen Markt Preiserhöhungen durchsetzen könne.

In der PeP-Sparte hat die Post vor allem ihr Briefgeschäft auf dem Heimatmarkt sowie das Paketgeschäft in Deutschland und vielen Ländern Europas gebündelt. Appel führt den Bereich derzeit selbst, nachdem der langjährige Spartenchef Jürgen Gerdes erst versetzt worden war und wenig später ganz hinwarf.

Die Berufung eines neuen PeP-Chefs ist laut Kreis vorerst nicht zu erwarten. Appel habe den Anspruch, die wesentlichen Schritte einzuleiten und die Bereichsleitung erst dann abzugeben, wenn der Trend in die richtige Richtung zeige. So hatte der Manager auch zeitweise die Führung des DHL-Frachtgeschäfts übernommen, nachdem eine gescheiterte Software-Umstellung der Post 2015 das Gewinnziel vermasselt hatte. Inzwischen ist mit Tim Scharwath ein neuer Frachtchef an Bord.

Im Paketgeschäft hat die Post kein Problem mit der Nachfrage - vor allem dank des boomenden Online-Handels. In Deutschland beförderte der Konzern im zweiten Quartal rund 350 Millionen Pakete, gut zehn Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Doch die Kosten für Personal und Transport liefen schon zuvor aus dem Ruder. "Unsere Organisation ist in Teilen zu kompliziert aufgestellt", sagte Kreis. Beamte aus der Zeit als Staatskonzern sollen jetzt in den Vorruhestand gehen. Und vermehrt sollen dieselben Boten sowohl Briefe als auch Pakete zustellen.

Von den 400 Millionen Euro, die der geplante Vorruhestand für die Postbeamten den Konzern kosten soll, hat die Post 51 Millionen im zweiten Quartal verbucht. Der Rest soll größtenteils im dritten Quartal folgen. Die übrigen Kosten von 100 Millionen Euro, mit der die Post ihre Produktivität steigern will, dürften größtenteils im vierten Quartal anfallen, sagte Kreis.

Unterdessen gehen die Briefmengen weiter zurück. So erwartet die Post langfristig weiterhin einen jährlichen Rückgang der Briefmengen um 2 bis 3 Prozent. Wie stark dies auf den Gewinn durchschlägt, hängt laut Kreis auch davon ab, wie sehr der Konzern das Briefporto 2019 anheben darf. Die Erhöhung muss von der Bundesnetzagentur genehmigt werden. Im nicht regulierten Paketbereich hat die Post bereits Portoerhöhungen angekündigt.

Ein Erfolg bleibt der von dem geschassten Manager Gerdes vorangetriebene Elektro-Lieferwagen Streetscooter. Derzeit baut die Post ihre Produktion auf 20 000 Fahrzeuge pro Jahr aus. Das eigentlich für die eigene Paketzustellung entwickelte Fahrzeug findet immer mehr Abnehmer außerhalb des Konzerns. Mindestens bis 2020 will die Post den Streetscooter unter eigener Regie bauen. Für die Zeit danach hat Appel bereits einen Börsengang des Bereichs, einen Verkauf an Investoren oder die Beteiligung von Partnern ins Spiel gebracht./stw/mne/fba