MOSKAU (dpa-AFX) - Die deutsche Wirtschaft in Russland dringt vor dem Treffen von Außenminister Heiko Maas mit seinem Kollegen Sergej Lawrow in Moskau auf eine Wiederöffnung der Grenzen beider Länder. "Die Abriegelung von ganzen Staaten auf unbestimmte Zeit schafft Unsicherheiten und führt zudem zu Instabilität im gegenseitigen Verhältnis", sagte der Chef der deutsch-russischen Auslandshandelskammer (AHK), Matthias Schepp, am Freitag. Der derzeitige "tote Punkt" müsse durch die Russland-Reise von Maas am kommenden Dienstag überwunden werden.

Es gebe moderne Lösungen wie Corona-Tests vor dem Abflug, um eine Wiederaufnahme des Personenverkehrs zu ermöglichen, sagte Schepp. Die Grenzen zwischen der EU und Russland sind wegen der Pandemie seit März geschlossen. Der Druck von russischer Seite ist groß, den Verkehr wieder zuzulassen. Allerdings pocht die EU auf eine einheitliche Lösung. Deutschland steht in Moskau in der Kritik, eine solche europäische Einigung auf eine Öffnung der Grenzen mit Russland zu bremsen.

Für Maas ist es die erste Reise nach Russland seit Beginn der Corona-Krise. Er besucht neben Moskau auch St. Petersburg. Der Vorsitzende des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, Oliver Hermes, teilte mit, das Treffen sei hilfreich, "um aktuelle Themen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zu besprechen wie Nord Stream 2 oder die Situation deutscher Unternehmen in Russland". Der Fertigbau der Gas-Pipeline Nord Stream 2 nach Deutschland ist durch Sanktionen der USA bedroht, die eine zu hohe Energie-Abhängigkeit von Russland kritisieren.

Als vergleichsweise schnell lösbar sehen die Unternehmen aber das Problem geschlossener Grenzen. Wie etwa die USA und Brasilien gilt Russland als Hoch-Risikoland mit rund 5000 Corona-Neuinfektionen täglich. Allerdings hatte das Riesenreich zuletzt die Wiederöffnung der Grenzen etwa mit der Türkei und Großbritannien erreicht.

Der AHK-Chef Schepp appellierte an Maas und Lawrow, sich für eine Wiederaufnahme des regulären Flugverkehrs einzusetzen. "Die Unterbrechung hat massive Folgen für Investitions- und Instandhaltungsprojekte in beiden Ländern", sagte Schepp. Eine Öffnung der Grenzen wirke da wie ein Konjunkturpaket.

Am Freitagmorgen landete in Moskau der mittlerweise fünfte Lufthansa-Sonderflug aus Frankfurt. An Bord der Maschine waren der AHK zufolge 136 Passagiere, darunter Führungskräfte von Daimler und Europas größtem Milchbauer Ekoniva, aber auch zahlreiche Diplomaten von Botschaften europäischer Staaten in Moskau sowie Journalisten. Die AHK ist nach eigener Darstellung mit mehr als 900 Mitgliedern der größte ausländische Wirtschaftsverband in Russland./mau/DP/fba