FRANKFURT (awp international) - Die Deutsche Börse hat im dritten Quartal von Marktturbulenzen profitiert, die durch den Handelskrieg und die Brexit-Saga ausgelöst wurden. Die Nettoerlöse seien in den drei Monaten bis Ende September um 13 Prozent auf 734 Millionen Euro geklettert, teilte das im Dax notierte Unternehmen am Montagabend in Frankfurt mit.

Davon seien je sechs Prozentpunkte einerseits auf strukturelles Wachstum und andererseits auf günstige Marktbedingungen wie die zeitweise hohen Schwankungen an den Aktienmärkten zurückzuführen gewesen. Diese Schwankungen haben die Nachfrage nach Absicherungsprodukten getrieben, die auf Plattformen der Deutschen Börse gehandelt werden. Ein Prozentpunkt des Wachstums geht auf kleinere Übernahmen der vergangenen Jahre zurück.

Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte um 17 Prozent auf 462 Millionen Euro zu. Damit übertraf die Deutsche Börse beim Erlöswachstum die Erwartungen der Experten. Das Gewinnplus fiel in etwa so aus, wie Analysten es erwartet hatten. Der Aktienkurs gab auf der Handelsplattform Tradegate vorbörslich rund ein Prozent auf 142,50 Euro nach.

Das Papier hatte allerdings im Xetra-Handel am Montag 1,66 Prozent auf 144 Euro zugelegt und sich damit wieder dem Mitte Oktober erreichten Rekordhoch von 145,95 Euro genähert. Die Aktie der Deutschen Börse gehört auf Xetra-Basis mit einem Plus von rund 37 Prozent zu den grössten Gewinnern im deutschen Leitindex Dax.

"Das deutlich zweistellige Ergebniswachstum im dritten Quartal hat den bereits positiven Wachstumstrend im Jahresverlauf weiter verbessert", kommentierte Finanzvorstand Gregor Pottmeyer. "Wir sind daher zuversichtlich, dass wir unsere Ziele für das Gesamtjahr erreichen werden und bestätigen unsere Jahresprognose von rund 10 Prozent bereinigtem Ergebniswachstum."

In den ersten neun Monaten stieg der um Sondereffekte wie Kosten für den Konzernumbau bereinigte Gewinn um knapp zwölf Prozent auf 863,2 Millionen Euro. Die Nettoerlöse legten um sieben Prozent auf 2,2 Milliarden Euro zu - wobei das strukturelle Wachstum, also das aus eigener Kraft, wie geplant bei fünf Prozent lag. Unter dem Strich und inklusive der Sonderfaktoren verdiente der Konzern 791 Millionen Euro und damit 16 Prozent mehr als im Vorjahr.

Die Sondereffekte summierten sich in den ersten neun Monaten auf etwas mehr als 70 Millionen Euro, nach fast 90 Millionen Euro bis Ende September. Die als Sondereffekte bezeichneten Kosten enthalten im wesentlichen Aufwendungen für Übernahmen, die Inanspruchnahme von Rechtsberatungsleistungen und für Massnahmen zur Effizienzsteigerungen wie dem Abbau beziehungsweise der Verlagerung von Stellen.

Der seit Anfang 2018 amtierende Unternehmenschef Theodor Weimer will die jährlichen Fixkosten bis Ende 2020 um rund 100 Millionen Euro drücken. Die Hälfte dieses Betrags soll aus dem Personalbereich kommen. Um Personalkosten zu sparen, sollen Stellen in Frankfurt wegfallen und an Standorten wie Cork (Irland) oder Prag (Tschechische Republik) entstehen.

Am Ende soll das Unternehmen grösser sein als zuletzt. "Bis Ende 2020 wollen wir nicht nur ein effizienteres Unternehmen sein, sondern auch ein grösseres mit mehr Mitarbeitern als heute", hatte Weimer bei der Vorstellung des Sparprogramms gesagt. Ende 2017 hatte die Deutsche Börse 5640 Mitarbeiter beschäftigt, davon etwa 2500 in Deutschland.

Nichts Neues gab es zum Thema Übernahmen. Der Ex-HVB-Chef hatte Anfang des Jahres nach zuletzt einigen kleineren Akquisitionen angekündigt, konnte bis jetzt aber nicht liefern. Weimer hatte mit der Devisenhandelsplattform FXall vom Finanzdatenanbieter Refinitiv bereits einen dicken Fisch an der Angel.

Diesen schnappte ihm ausgerechnet der Erzrivale von der Insel weg. Die London Stock Exchange (LSE) angelte sich für 27 Milliarden Dollar gleich den gesamten Konzern. Gleichzeitig stärkten die Briten ihre Position in dem immer wichtiger werdenden Geschäft mit Daten. Jetzt muss sich Weimer nach einem neuen Ziel umschauen./zb/he/fba