FRANKFURT (awp international) - Nach einem erfolgreichen Jahr 2018 dämpft die Deutsche Börse die Erwartungen. "Die Strasse, auf der wir fahren, wird kurvenreicher. Die Prognosen für das Wachstum in unserem Umfeld weisen nach unten", sagte Konzernchef Theodor Weimer am Mittwoch bei der Hauptversammlung in Frankfurt. "Da können wir das Tempo aus dem vergangenen Jahr nicht ohne weiteres halten. Ein Jahr, das so gut lief wie das letzte, lässt sich nicht mal eben so toppen. Aber das heisst ja nicht, dass es nicht wieder ganz ordentlich werden kann."

2018 waren die Erlöse des Frankfurter Marktbetreibers zum Vorjahr um 13 Prozent auf 2,77 Milliarden Euro gestiegen. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis kletterte um 17 Prozent auf etwas über eine Milliarde Euro. Der Überschuss sank unter anderem wegen Abfindungen für Stellenstreichungen um sechs Prozent auf 824 Millionen Euro.

Das Jahr 2019 begann mit Gewinnplus: Trotz eines mauen Aktienmarktes verdiente die Börse mit gut 275 Millionen Euro elf Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Weimer will die jährlichen Erlöse ohne Sondereffekte um fünf Prozent und den Gewinn um etwa zehn Prozent steigern.

Aktionärsvertreter lobten, Weimer habe seit seinem Amtsantritt im Januar 2018 für frischen Wind gesorgt. Für Unverständnis sorgt jedoch, dass das Unternehmen zur Beilegung der Insideraffäre um Vorgänger Carsten Kengeter eine Millionenbusse gezahlt hat. "Wir sehen es überhaupt nicht ein, dass für das Fehlverhalten einiger weniger Personen auch noch Aktionärsgelder herangezogen werden", kritisierte Aljoscha Sturmfels als Vertreter der Aktionärsvereinigung DSW.

Die Deutsche Börse hatte im Dezember 10,5 Millionen Euro Geldbusse gezahlt. Damit wurden Ermittlungen der Frankfurter Staatsanwaltschaft wegen eines möglichen Verstosses gegen das Verbot von Insiderhandel beendet. Es ging um ein Aktiengeschäft Kengeters. Zudem hinterfragten die Behörden, ob der Konzern die Öffentlichkeit rechtzeitig über die damaligen Fusionsgespräche mit der Londoner Börse LSE informiert hat.

Aufsichtsratschef Joachim Faber verteidigte die Entscheidung, nicht gegen die Millionenbusse vorzugehen. Eine Fortsetzung des Verfahrens wäre "aller Voraussicht nach mit massiven Kosten" und "einer fortlaufenden Belastung der Reputation des Unternehmens" verbunden gewesen. Faber betonte: "Die Gesellschaft ist gleichwohl unverändert der festen Überzeugung, dass die Vorwürfe unbegründet waren."

Das Krisenjahr 2017, in dem auch die Fusion mit der LSE scheiterte, hatte auch Faber in die Kritik gebracht. Der heute 68-Jährige, der den Aufsichtsrat der Deutschen Börse seit Mitte 2012 führt, will sein Amt mit Ablauf der Hauptversammlung 2020 niederlegen - ein Jahr vor Ende seiner dritten Amtszeit./ben/DP/mis