FRANKFURT (awp international) - Die Deutsche-Bank-Fondstochter DWS hat zum Jahresauftakt wie erwartet den Abzug von Kundengeldern gestoppt. Nachdem Anleger 2018 insgesamt 22,3 Milliarden Euro Kapital aus den DWS-Fonds abgezogen hatten, brachten sie im ersten Quartal wieder 2,5 Milliarden Euro zurück. DWS-Chef Asoka Wöhrmann rechnet jetzt auch im Gesamtjahr wieder mit Mittelzuflüssen. Für die Deutsche Bank erwies sich der Fondsanbieter trotz rückläufiger Erträge wieder einmal als wichtigster Gewinnbringer.

An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Die im Kleinwerte-Index SDax gelistete DWS-Aktie gewann am Morgen rund ein Prozent an Wert. Seit Jahresbeginn hat sie damit um rund 40 Prozent zugelegt. Damit ist die DWS an der Börse insgesamt rund 6,5 Milliarden Euro wert. In den vergangenen Wochen profitierte die Aktie von Gerüchten, dass sich die Deutsche Bank von weiteren DWS-Anteilen trennen und den Fondsanbieter mit einem Rivalen verschmelzen könnte.

Insidern zufolge ist dabei neben Europas grösstem Fondsanbieter Amundi vor allem die Schweizer Grossbank UBS im Rennen. Sie könnte ihre Fondssparte mit der DWS zusammenführen. Die Beteiligten wollten diese Überlegungen bisher aber nicht kommentieren. Einzig die zur französischen Credit Agricole gehörende Fondsgesellschaft Amundi hatte öffentlich allgemein Interesse angedeutet.

Die Deutsche Bank hatte die DWS 2018 an die Börse gebracht und hält immer noch 78 Prozent der Anteile. Für das grösste deutsche Geldhaus, das am Donnerstag die Fusionsgespräche mit der Commerzbank abgeblasen hatte, ist die DWS ein Goldesel. Im ersten Quartal steigerte der Fondsanbieter seinen Gewinn auf 102 Millionen Euro und steuerte damit rund die Hälfte zum Gewinn der Deutschen Bank bei, der sich auf 201 Millionen Euro summierte.

Dank der frischen Kundengelder und der Kursgewinne der ersten drei Monate stieg das verwaltete Vermögen in den DWS-Fonds von Ende Dezember bis Ende März von 662 Milliarden auf 704 Milliarden Euro. Der Abzug der Kundengelder im Vorjahr wirkte sich jedoch negativ auf die Erträge aus: Sie sanken im Vergleich zum Vorjahresquartal um vier Prozent auf 534 Milliarden Euro und fielen damit auch niedriger aus als im Schlussquartal 2018.

Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hatte bereits angekündigt, dass es im ersten Quartal wieder einen Mittelzufluss bei der Tochter gegeben hat, dabei aber keine Grössenordnung genannt. Der Mittelabzug 2018 war zum Teil auf die US-Steuerreform zurückzuführen. In den Vereinigten Staaten müssen US-Investoren so gut wie keine Steuern mehr zahlen, wenn sie ihr Geld ins Inland zurückholen. Aus diesem Grund hatten vor allem institutionelle Anleger ihre Vermögen aus Europa abgezogen.

Im laufenden Jahr sollte dieser Effekt ausgestanden sein. Die DWS peilt 2019 beim Nettomittelaufkommen ein Wachstum an, das über dem Schnitt der Branche liegen soll. Dieses beziffert der Konzern auf zwei bis drei Prozent - sofern es keine unvorhergesehenen Marktturbulenzen gibt.

Unterdessen versucht die DWS, ihre eigenen Kosten weiter zu senken. "Die Rückkehr zu einem positiven Nettomittelaufkommen und der Anstieg unseres verwalteten Vermögens unterstützen uns auf unserem Weg hin zu einer Aufwand-Ertrags-Relation von etwa 70 Prozent für das Gesamtjahr 2019", sagte Finanzchefin Claire Peel. Mittelfristig sollen es weniger als 65 Prozent werden. Im ersten Quartal lag das Verhältnis noch bei 71,4 Prozent und damit einen halben Prozentpunkt höher als im Schlussquartal 2018.

JPMorgan-Analyst Gurjit Kambo lobte die starken Mittelzuflüsse der Fondsgesellschaft sowie deren Kostenkontrolle. Dennoch bleibt er mit Blick auf die weitere Entwicklung der DWS-Aktie vorsichtig. Aus seiner Sicht dürfte es angesichts des Marktumfelds immer schwieriger werden, die Ziele zu erreichen./stw/zb/jha/