(neu: Im letzten Absatz wurden die Erwartungen der Analysten eingefügt.)

LONDON (dpa-AFX) - Der anstehende Konzernumbau wirft bei der Deutschen Bank seine Schatten voraus. In Presseberichten ist von einer "Bad Bank" die Rede. Außerdem müssen Investoren sich wohl damit anfreunden, dass das Renditeziel wackelt. Die Aktie hat im Verlaufe des Tages zum Teil kräftig zugelegt, dann aber einen Teil der Gewinne wieder abgegeben, so dass sie mit plus 1,36 Prozent bei 6,109 Euro aus dem Handel ging.

Die Deutsche Bank will wohl im Rahmen des geplanten Konzernumbaus Risiken von Wertpapieren in Milliardenhöhe loswerden. Dabei sollen vor allem lang laufende Derivate, die zuletzt kaum Ertrag abgeworfen haben, im Volumen von bis zu 50 Milliarden Euro in eine interne Abwicklungseinheit ("Bad Bank") ausgelagert oder verkauft werden, berichtete die "Financial Times" (FT) am späten Sonntagabend unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Ende März hatte die Bank in der Bilanz den Marktwert ihrer Derivate auf 331 Milliarden Euro beziffert - die gesamte Bilanzsumme der Bank belief sich auf 1,44 Billionen Euro.

Die Bank selbst wollte den "FT"-Bericht nicht konkret kommentieren, sondern verwies auf frühere Aussagen zu diesem Thema: "Auf der Hauptversammlung im Mai haben wir angekündigt, dass wir zusätzliche Maßnahmen ergreifen werden, um unsere Transformation zu beschleunigen und die Profitabilität nachhaltig zu steigern. Wir werden Kunden, Mitarbeiter, Aktionäre und die Öffentlichkeit sobald wie möglich über die Ergebnisse informieren", hieß es.

Sollte die Bank also 50 Milliarden Euro an Derivaten intern abwickeln oder verkaufen, würde das zwar die Risiken minimieren - der Effekt wäre aber nicht allzu hoch. Dies hatte der JPMorgan-Analyst Kian Abouhossein, der die Bank seit vielen Jahren beobachtet, bereits Anfang Juni in einer Studie errechnet. Er hatte damals auf die Spekulationen über eine "Bad Bank" hin geschrieben, dass er nicht mit einem Abbau von Risiken im großen Stil rechnet und auf Basis einer Auslagerung von 50 Milliarden Euro nur einen minimalen Effekt auf die Eigenkapitalrendite, einer zentralen Steuerungsgröße für Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing errechnet.

Auch der von vielen Beobachtern und auch von dem Blatt erneut genannte starke Abbau des Aktien- und Anleihegeschäfts außerhalb Europas - oder sogar der Ausstieg aus diesem - wäre nach Einschätzung von Abouhossein nicht der große Wurf in puncto Rendite. Diesen würde wohl nur der massive Abbau von Stellen in der Verwaltung bringen. Experten gehen davon aus, dass Sewing bei der Vorlage der Halbjahreszahlen am 24. Juli seine Pläne für den dringend benötigten forcierten Umbau der Bank vorlegen wird.

Am frühen Nachmittag meldete das "Handelsblatt", die Deutsche Bank sei dabei, sich von ihrem Renditeziel zu verabschieden. Im Juli will das Geldhaus Investoren darauf vorbereiten, dass die versprochenen vier Prozent auf das materielle Eigenkapital in diesem Jahr verfehlt werden, schreibt das "Handelsblatt" unter Berufung auf zwei mit der Sache vertraute Personen.

Der Grund sei der Konzernumbau. Dieser würde aber mittelfristig höhere Renditen möglich machen, zitiert das Handelsblatt einen der Insider. Die Deutsche Bank gab gegenüber dem "Handelsblatt" keinen Kommentar ab. Analysten hatten allerdings mehrheitlich ohnehin nicht mehr an das Erreichen des Gewinnziels geglaubt. Die Aktie reagierte am Nachmittag denn auch nicht mehr nennenswert auf das Handelsblatt-Stück./zb/fba/stk