Eine Sprecherin des komplett dem Staat gehörenden Finanzzentrums in der katarischen Hauptstadt Doha erklärte schriftlich, der Bericht der Zeitung basiere "ausschließlich auf unbegründeten Annahmen und nicht auf Fakten oder einer direkten Stellungnahme". Die Deutsche Bank selbst wollte sich weder zu dem Bericht noch der QFC-Stellungnahme äußern.

Katar ist bereits seit rund vier Jahren an der Deutschen Bank beteiligt. Die Herrscherfamilie Al-Thani hält in zwei Paketen rund sechs Prozent der Anteile des größten deutschen Kreditinstituts. Zudem kontrolliert sie über hochkomplexe Derivatekonstruktionen weitere Anteile, deren genau Höhe unbekannt ist und schwankt. Einem Insider zufolge liegt der gesamte Anteil der Al-Thanis bei knapp unter zehn Prozent. Dem Insider zufolge will die Herrscherfamilie so verhindern, dass sie sich einem Inhaberkontrollverfahren der Aufsicht stellen muss, das ab einer Beteiligung von zehn Prozent greifen würde. Denkbar wäre deshalb, dass eine Aufstockung des Anteils an der Deutschen Bank über ein anderes Investmentvehikel, zum Beispiel über den Staatsfonds "Qatar Investment Authority", erfolgt.

Das "Handelsblatt" hatte QFC-Chef Al-Jaida mit den Worten zitiert, das Engagement der Kataris sei am Wochenende "am Rande des Doha Forums besprochen" worden. An dieser internationalen Konferenz hatte Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing als einziger Top-Manager eines deutschen Konzerns teilgenommen. Al-Jaida nannte zwar den Namen des Unternehmens nicht, er bestätigte dem "Handelsblatt" zufolge aber, dass es sich um eine Firma handele, an der Katar bereits beteiligt sei. All dies deute, so folgerte die Zeitung, darauf hin, dass es sich dabei um die Deutsche Bank handeln könnte.

GÜNSTIGE GELEGENHEIT

Katar ist nicht der einzige ausländische Großaktionär der Frankfurter Großank. Neben dem Emirat vom Persischen Golf sind auch der chinesische Mischkonzern HNA (7,64 Prozent per Ende September), der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock (5,34 Prozent) und die beiden Finanzinvestoren Cerberus (3,0 Prozent) und Hudson Executive Capital (3,14 Prozent) an dem Geldhaus mit mehr als drei Prozent beteiligt. Die hoch verschuldete HNA hat angekündigt, ihren Anteil mittelfristig abschmelzen zu wollen.

Für die Kataris wäre ein Zukauf eine günstige Gelegenheit: Die Aktionäre der Deutschen Bank hatten zuletzt wenig Freude an ihrem Investment. Der Kurs der im deutschen Leitindex Dax gelisteten Aktie ist seit Jahresbeginn um gut 50 Prozent eingebrochen; seit dem Wechsel auf dem Chefsessel von John Cryan zu Christian Sewing Anfang April ist er um mehr als 30 Prozent gefallen. Am Montag war die Aktie der Bank wegen der Spekulationen um eine Aufstockung des Katar-Anteils zunächst im Plus in den Handel gestartet, gegen Mittag lag das Papier dann ein Prozent im Minus.

Katar braucht die Investmentbanking-Dienstleistungen der Deutschen Bank mehr denn je, da die großen US-Banken als global tätige Finanzdienstleister für das Emirat ausfallen. Der US-Verbündete Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und Ägypten haben nämlich im Juni vergangenen Jahres einen politischen und wirtschaftlichen Boykott gegen das kleine Land verhängt. Sie werfen dem Nachbarstaat Unterstützung von Terrorismus vor. Katar bestreitet die Anschuldigungen und spricht von einem Angriff auf seine Souveränität.

Der Öl-Produzent Katar hatte Anfang September erklärt, man wolle in den nächsten Jahren rund zehn Milliarden Euro in Deutschland investieren - vor allem in den Mittelstand. Das Emirat ist neben der Deutschen Bank bereits an Volkswagen, Siemens und Hochtief beteiligt. Die bisherigen Investitionen belaufen sich nach katarischen Angaben auf rund 25 Milliarden Euro.