(Neu: Interview mit DWS-Chef Nicolas Moreau, Hintergrund)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Voraussichtlich schon in wenigen Wochen wird die Vermögensverwaltung DWS der Deutschen Bank als eigenständiges Unternehmen an der Frankfurter Börse notiert sein. Damit hätte Bankchef John Cryan ein wichtiges Etappenziel bei der Neuaufstellung des verlustreichen Geldhauses erreicht. Die DWS soll durch die Loslösung wendiger werden und die Deutsche Bank um ein paar Milliarden reicher.

Cryan hatte vor einem Jahr angekündigt, einen Minderheitsanteil an der DWS über die Börse abgeben zu wollen. Am Montag bestätigte die frühere Deutsche Asset Management, dass die Vorbereitungen soweit abgeschlossen sind. "Wir wollen so schnell wie möglich an die Börse gehen", sagte DWS-Chef Nicolas Moreau der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. "Nach dem Börsengang werden wir weitgehende Freiheiten haben."

Nach einer derartigen Ankündigung dauert es üblicherweise vier Wochen bis zum Börsengang - damit würde die DWS wie erwartet noch vor Ostern aufs Parkett gehen. Bedingung ist aber, dass die Börsen stabil bleiben. Nach einem Rutsch Anfang Februar hat sich die Lage inzwischen zwar deutlich entspannt; Experten sind jedoch uneins, ob die Ruhe anhält.

"Es gibt großes Interesse von Investoren", sagte Moreau, "natürlich auch aus Deutschland." Wenn der Börsengang zeitnah klappt, hätte Deutsche-Bank-Chef Cryan auf der Hauptversammlung im Mai einen greifbaren Erfolg seines Konzernumbaus vorzuweisen. Zwei andere Baustellen sind dagegen noch offen: An der Eingliederung der Tochter Postbank in die Deutsche Bank wird gearbeitet; zudem lässt die Wende im schwierigen Kapitalmarktgeschäft auf sich warten.

Einerseits eröffne der Börsengang der DWS mehr strategische Optionen, erklärte Equinet-Analyst Philipp Häßler. Andererseits verkaufe die Deutsche Bank einen Teil ihrer Kronjuwelen, mahnte er.

Beim Gang aufs Parkett sollen ausschließlich Aktien aus dem Bestand der Deutschen Bank verkauft werden - und zwar dem Vernehmen nach ein Viertel der Anteile für rund 2 Milliarden Euro. "Zum Preis können wir uns noch nicht äußern, das hängt von der Nachfrage im Markt ab", sagte Moreau. Analyst Häßler hält eine Gesamtbewertung von 8 Milliarden Euro für ambitioniert.

Der Börsengang wird im geregelten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse stattfinden, dem sogenannten Prime Standard. Dies ermöglicht der DWS später den Aufstieg in einen Index der Dax -Familie. Sie gilt als heißer Kandidat für den MDax der mittelgroßen Konzerne. "Ein Aufstieg in den Dax wird auf kurze Sicht kaum möglich sein, schon alleine wegen des großen Anteils, den die Deutsche Bank weiterhin hält", sagte Moreau. "Aber auf lange Sicht: Warum nicht?"

Die DWS gehört zu den größten Vermögensverwaltern in Europa. In Deutschland ist sie einem breiten Publikum vor allem über ihre Fonds bekannt. Die Gesellschaft verwaltet Vermögen von rund 700 Milliarden Euro und verdiente im vergangenen Jahr vor Steuern 725 Millionen Euro. "2017 war ein gutes Jahr im Gegensatz zu 2016, das schwierig war", sagte Moreau. "2018 dürfte sich weiter gut entwickeln. Wir haben hohe Zuflüsse in unserem ETF-Geschäft und schöne Mandate im Geschäft mit institutionellen Investoren."

Die künftigen Aktionäre - und auch die Deutsche Bank selbst - sollen am geschäftlichen Abschneiden durch hohe Dividenden teilhaben. Der Plan ist, 65 bis 75 Prozent des Nettoergebnisses auszuschütten.

Die Mehrheit der Anteile soll bis auf Weiteres bei der Deutschen Bank verbleiben. Auch durch die gewählte Rechtsform und die Besetzung des Aufsichtsrats wollen die Frankfurter sicherstellen, dass sie weiter einen starken Einfluss haben: Die DWS wird als Kommanditgesellschaft auf Aktien firmieren. Den Vorsitz im Aufsichtsrat wird Deutsche-Bank-Rechtsvorstand Karl von Rohr übernehmen. Ebenso werden Mutter und Tochter eng im Vertrieb zusammenarbeiten sowie im sogenannten Backoffice, wozu etwa die IT gehört.

Der Markt der Vermögensverwalter und Fondsgesellschaften ist heiß umkämpft. Auf der einen Seite buhlen Banken wie die Schweizer Häuser UBS und Credit Suisse um vermögende Privatkunden. Auf der anderen Seite haben sich Union Investment (Volks- und Raiffeisenbanken) oder Deka Investments (Sparkassen) einen großen Anteil am deutschen Massenmarkt gesichert. Über all dem schwebt Weltmarktführer Blackrock aus den USA, der umgerechnet mehr als 5 Billionen Euro an Vermögen verwaltet - sieben Mal so viel wie die DWS./das/nas/jha/