"Wir sind in diesen Tagen konstant darüber erstaunt, was durch die redaktionellen Filter kommt und sich in der Presse wiederfindet", sagte Finanzchef James von Moltke am Mittwoch auf einer Investorenkonferenz in London. Wörtlich sprach er von "Dichtungen der Presse." Vorstandschef Christian Sewing erklärte in Düsseldorf, er habe zum Thema Fusionen alles gesagt, was er zu sagen habe und arbeite "nun an meinen Hausaufgaben". Der seit April amtierende Vorstandsvorsitzende des Instituts hatte Anfang der Woche erklärt, für ihn stehe ein solcher Schritt in den kommenden 18 Monaten nicht zur Debatte. Erst wenn seine Bank bei ihrem Sanierungskurs Fortschritte gemacht habe, "können wir auch über andere Dinge reden".

Das "Handelsblatt" berichtete am Mittwoch unter Berufung auf nicht namentlich genannte Insider, dass die Deutsche Bank bei ihrem jüngsten Strategiemeeting in Hamburg Mitte September unter anderem ein Zusammengehen mit der Schweizer Großbank UBS durchgespielt habe. Zudem halten sich schon länger Gerüchte, der heimische Branchenprimus wolle auf mittlere Sicht mit der Commerzbank fusionieren. Die beiden Nachbarhäuser in Frankfurt hatten bereits vor zwei Jahren über eine mögliche gemeinsame Zukunft gesprochen. Diese in den Medien "Sommerflirt" genannten Gespräche waren aber dann schnell beendet worden, da beide Institute erst Altlasten aus der Finanzkrise abarbeiten wollen, bevor sie sich überhaupt mit einer Fusion befassen.

WÜNSCHE DER POLITIKER

Nahrung bekommen hatten die Fusionsspekulationen um die Deutsche Bank zuletzt von Äußerungen im politischen Raum. Unter anderem hatte Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) erklärt, er wünsche sich große und starke Banken, die mit den großen Wall-Street-Häusern Schritt halten könnten. Sowohl die Deutsche Bank als auch die deutlich kleinere Commerzbank sind im Vergleich mit internationalen Konkurrenten, sowohl aus in den USA als auch in Europa, zehn Jahre nach der Finanzkrise eher Zwerge als Riesen.

Sewing äußerte sich erfreut über das neue Interesse der Politik am Wohl und Wehe der Finanzbranche. Noch vor wenigen Jahren hätten die meisten Politiker in Europa gesagt, es sei zweitrangig, ob es in ihrem Land große Banken gebe. "Dieses Denken hat sich innerhalb kürzester Zeit gewandelt." Es komme nicht von ungefähr, dass Vertreter verschiedenster Parteien zuletzt betont hätten, wie wichtig einheimische, aber zugleich international handlungsfähige Banken für die deutsche Wirtschaft seien. Dies geschehe auch vor dem Hintergrund von Tendenzen, Wirtschaftspolitik wieder nationaler auszurichten. "Wir begrüßen diese Unterstützung."