19. Dezember 2018

Bar, elektronisch, online:Wie zahlen die Deutschen?

Autoren Heike Mai +49 69 910-31444heike.mai@db.com

Orçun Kaya +49 69 910-31732orcun.kaya@db.com

Editor

Jan Schildbach

Deutsche Bank AG Deutsche Bank Research Frankfurt am Main Deutschland

E-Mail:marketing.dbr@db.comFax: +49 69 910-31877

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DB Research Management Stefan Schneider

Im Blick: Wie zahlen die Deutschen?

Die Deutschen sind bekannt für ihre Vorliebe für Bargeld. Ihre Einkäufe bezahl-ten sie 2017 meistens bar: 74% aller Zahlvorgänge bzw. 48% des gesamten Einkaufswertes. Wenn die Deutschen nicht bar zahlen, dann zahlen sie (fast im-mer) elektronisch: 2017 machten Verbraucher schätzungsweise 17 Mrd. elektro-nische Zahlungen.

Wenn elektronisch, dann bezahlen deutsche Verbraucher am liebsten per Lastschrift oder per Karte. Deutlich seltener werden Überweisungen oder E-Geld-Zahlungen genutzt.

Knapp ein Fünftel ihrer elektronischen Zahlungen wiesen die Deutschen 2017 über das Internet an. Mobil wurde selten gezahlt, aber dies dürfte sich ändern, da 2018 weitere mobile Bezahllösungen auf den Markt gekommen sind. Online-und Mobilzahlungen bieten Verbrauchern neue Wege Zahlungen anzustoßen. Abgewickelt werden sie jedoch meistens über etablierte Infrastrukturen.

Bankkredite und Einlagen der Haushalte im dritten Quartal 2018

Im dritten Quartal erreichte die Nettokreditaufnahme der privaten Haushalte in Deutschland mit beachtlichen EUR 16 Mrd. den besten Wert seit Einführung des Euro. Davon stammten EUR 13 Mrd. aus Immobilienkrediten, wo sich die Wachstumsrate auf 4,8% ggü. Vj. erhöhte. Die Vergabe von Konsumentenkredi-ten verlor etwas an Schwung (EUR +2,2 Mrd. ggü. Vq. / 5,1% ggü. Vj.). Das Im-mobilienkreditgeschäft dürfte im kommenden Jahr ein Plus von über 5% ver-zeichnen, falls die Hypothekenzinsen ungefähr auf ihrem aktuellen Niveau blei-ben.

Zwar führte zunehmender Wettbewerb zu Margenverengungen bei Immobilienkrediten. Insgesamt jedoch werden die Banken möglicherweise et-was vorsichtiger, um bei mittelfristig steigenden Zinsen potenzielle Preiskorrek-turen an den Immobilienmärkten zu berücksichtigen. So haben die Banken in Q3 mehr Kreditanträge abgelehnt als im Vorquartal.

Mit EUR 20 Mrd. ggü. Vq. (+4,9% ggü. Vj.) waren die Zuflüsse in Bankeinlagen für ein Q3 kräftig. Während die Sparquote der privaten Haushalte auf 10,7% ge-klettert ist, hat sich die durchschnittliche Laufzeit der Einlagen weiter verkürzt.

Wie bezahlen Privatleute in Deutschland, wenn sie nicht bar zahlen?

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Anzahl der Zahlungen nach Instrument, 2017

1 Mrd. E-Geld-

Quellen: Bundesbank, EZB, Eurostat, EBA Clearing, Deutsche Bank Research

Digitales Bezahlen wird beliebter

Anzahl der Zahlungen pro Einwohner über 14 Jahren

250

200

150

100

50

0

2014 2015 2016 2017E-Geld-Zahlungen

Überweisungen und DaueraufträgeKartenzahlungen (inkl. ELV)Lastschriften

Quellen: Bundesbank, EZB, Eurostat, EBA Clearing, Deutsche Bank Research

Bar, elektronisch, online: Wie zahlen die Deutschen?

Die Deutschen sind bekannt für ihre Vorliebe für Bargeld. Ihre Einkäufe bezahl-ten sie 2017 meistens bar: 74% aller Zahlvorgänge bzw. 48% des gesamten Einkaufswertes wurden bar gezahlt. Kein anderes Zahlungsmittel war ähnlich beliebt - wenn lediglich die Transaktionen am stationären oder virtuellen Point-of-Sale betrachtet werden. Aber natürlich zahlen Verbraucher nicht nur an der (online-)Ladenkasse, sodass diese Werte die Neigung der Deutschen zur Bar-zahlung überzeichnen.

Wenn die Deutschen nicht bar zahlen, dann zahlen sie (fast immer) elektro-nisch, da beleghafte Überweisungen und Schecks nur noch selten benutzt wer-den. Verbraucher machten 2017 schätzungsweise 17 Mrd. elektronische Zah-lungen, welche sich nach Art der Verarbeitung bzw. Abwicklung unterscheiden lassen: Lastschriften, Kartenzahlungen, Überweisungen und E-Geld-Zahlungen.

Verbraucherzahlungen nach Art der technischen Abwicklung

Lastschriften sind der Deutschen liebste unbare Zahlungsart mit geschätzten 7,5 Mrd. Abbuchungen im Wert von insgesamt knapp EUR 2,5 Bill. (2017). Last-schriften erleichtern Privatleuten z.B. das Bezahlen wiederkehrender Verpflich-tungen wie Rechnungen von Energieversorgern, Versicherungsprämien, Abon-nements oder Vereinsbeiträgen. Im vergangenen Jahr hat somit jeder Deutsche über 14 Jahren im Durchschnitt 105 Rechnungen über jeweils EUR 330 per Lastschrift beglichen.

Bei den 6 Mrd. Kartenzahlungen im Wert von insgesamt EUR 357 Mrd. kann man davon ausgehen, dass es sich ganz überwiegend um Konsumentenzahlun-gen handelt. Statistisch zahlte 2017 also jeder "erwachsene" Deutsche 84-mal einen Betrag von EUR 60 mit Karte. Wenn die Deutschen an der Ladenkasse mit Karte bezahlen, dann am liebsten mit einer Debitkarte1 (67-mal pro Jahr à EUR 54). Meistens wird vom Kunden die Eingabe seiner PIN gefordert, manch-mal lediglich seine Unterschrift ("ELV-Verfahren").2 Kreditkarten3 werden selte-ner eingesetzt (17 Zahlungen à EUR 81), aber häufig im Internet für Online-Käufe (sogenannte "card not present" bzw. CNP-Transaktionen). Überweisungen und Daueraufträge nutzen Privatleute deutlich seltener als Last-schriften oder Kartenzahlungen - hier sind es geschätzt 2,6 Mrd. Transaktionen (36 pro Person über 14 Jahren).

Deutsche Verbraucher zahlen immer häufiger mit E-Geld.4 2017 waren es ge-schätzt 15 Transaktionen pro Einwohner über 14 Jahren im Wert von durch-schnittlich EUR 42. Der dominante E-Geld-Anbieter in Deutschland ist PayPal, aber da alle in Europa getätigten PayPal-Zahlungen in Luxemburg statistisch er-fasst werden, lässt sich der Anteil deutscher Zahler nur schätzen. Legt man den Anteil Deutschlands am Umsatz des Online-Handels in Europa zugrunde, sind etwa 1 Mrd. PayPal-Zahlungen deutschen Nutzern zuzurechnen. "E-Geld-Zah-lungen" werden übrigens nicht unter diesem sperrigen Begriff vermarktet - er

  • 1 In Deutschland in der Regel Girocard (ehemals EC-Karte). Der Zahlbetrag wird am folgenden Werktag dem Bankkonto des Karteninhabers belastet.

  • 2 ELV-Zahlungen werden als Lastschriften verarbeitet und in der Statistik als solche erfasst. 2017 tätigte ein Deutscher im Schnitt 46 Debitkartenzahlungen mit PIN und 21 mit Unterschrift (ELV).

  • 3 Kreditkarten sind in Deutschland meistens Delayed Debit Cards, bei denen am Ende einer vier-wöchigen Abrechnungsfrist alle aufgelaufenen Zahlungen über ein Bankkonto vollständig begli-chen werden. Bei "echten" Kreditkarten muss der Inhaber die kumulierten Zahlbeträge nicht voll-ständig begleichen, sondern kann eine verzinsliche Kreditlinie in Anspruch nehmen.

  • 4 E-Geld-Zahlungen sind Überträge von E-Geld-Guthaben zwischen Kundenkonten, die bei dem-selben E-Geld-Institut geführt werden. Das Auf- und Entladen von E-Geld-Konten erfolgt durch Bank- oder Kartenzahlungen.

Wenn Karte, dann meistens Debitkarte

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Anzahl der Kartenzahlungen pro Einwohner über

14 Jahren

90

80

70

60

50

40

30

20

10

0

2014 2015 2016 2017

Kreditkarte mit Kreditlinie

Kreditkarte mit begrenzter FristigkeitDebitkarte (Unterschrift/ELV)

Debitkarte (PIN)

Quellen: Bundesbank, EZB, Eurostat, Deutsche Bank Research

3,2 Mrd. online angewiesene Zahlungen

Anzahl in Mio., 2017

Überweisungen über Online-Drittdienst*

Online-Kartenzahlungen

Zahlungen, die über Telekomanbieter verrechnet werden

E-Geld-Zahlungen**Überweisungen im Online-Banking**

2014

02015

  • 500 1.000 1.500

  • 20162017

* z.B. Giropay, Sofortüberweisung ** Schätzung

Quellen: EZB, Eurostat, Deutsche Bank Research

Erst Internet, dann Online-Banking - erst mobiles Internet, dann Mobile Banking?

Anzahl der Nutzer in % aller Einwohner Deutschlands

100

90

80

70

60

50

40

30

20

10

0

2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017

Internetnutzung

Nutzung Online-BankingInternetzugang über Mobiltelefon

Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research

findet sich nur in den AGBs der Anbieter - sondern sie werden zumeist etwas ungenau, aber griffig als "Online-Zahlungen" angeboten.

Überhaupt werden landläufig alle Zahlungsarten, die ein Kunde über das Inter-net anweist, "online" genannt, da für den Nutzer die Art der technischen Abwick-lung normalerweise eine untergeordnete Rolle spielt. Denn der Kunde sieht nur, wie er eine Zahlung auslöst, nicht wie sie verarbeitet wird. Und gerade im Inter-net und auf dem Mobiltelefon werden viele neue innovative Bezahllösungen an-geboten. Diese Online- und Mobilzahlungen werden dann zumeist über die be-kannten technischen Wege abgewickelt.

Online oder mobil bezahlen

Von den insgesamt 17 Mrd. bargeldlosen Verbraucherzahlungen in Deutschland wurden 2017 geschätzt etwa 3,2 Mrd. online angewiesen. 616 Mio. und damit 10% aller Kartenzahlungen erfolgten "per Fernzugriff" - v.a. online. 147 Mio. Überweisungen (6%) wurden über Internetanwendungen spezieller Anbieter wie z.B. Sofortüberweisung oder Giropay gemacht, die auf das Bankkonto des Zah-lers zugreifen. Außerdem wurden 126 Mio. Zahlungen über die Telefon- oder Handyrechnung des Zahlers abgerechnet. Mit diesen Zahlungsarten beglichen Verbraucher Online-Einkäufe oder Buchungen. Hierzu dürfte auch der überwie-gende Teil der 1 Mrd. E-Geld-Zahlungen gedient haben. Die meisten Internet-Zahlungen - bis zu 1,3 Mrd. Transaktionen - dürften Privatleute jedoch aus dem Online-Banking ihrer Bank heraus gemacht haben. Über die Hälfte aller Deutschen nutzt ein solches Tool, in aller Regel um Überweisungen zu machen. In dieser letzten Kategorie sind natürlich nicht nur Zahlungen für Online-Käufe enthalten, sondern auch z.B. das Bezahlen von Handwerkerrechnungen oder größeren Anschaffungen.

Da die offizielle Statistik die Zugangswege nur teilweise erfragt, gibt es gerade über das Bezahlen von Internetkäufen keine umfassende Information. Z.B. ist nicht ersichtlich, wie viele Lastschriften aus Online-Käufen resultieren, und ob der Händler direkt oder ein zwischengeschalteter Wallet-Provider (z.B. Amazon Pay) die Lastschrift auf den Kunden zieht.

Und wie sieht es mit dem mobilen Bezahlen aus? 2017 hatte nur eine Minder-heit von etwa 5-7% der befragten Verbraucher schon einmal mit dem Smart-phone bezahlt, wie verschiedene repräsentative Umfragen nahelegen.5 Das Zahlen per Smartphone ermöglicht grundsätzlich das Verschmelzen stationärer und online-basierter Zahlungsarten in einer App und kann auch das direkte Be-zahlen zwischen zwei Privatpersonen (Person-to-Person/P2P) ermöglichen. Auch das kontaktlose Zahlen per Plastikkarte mit NFC-Chip (Near Field Com-munication) an der Ladenkasse wird den Mobilzahlungen zugerechnet. Diese Möglichkeit nutzte Anfang 2018 mit 15% bereits eine größere Anzahl von priva-ten Zahlern.6 Die Voraussetzungen für mehr mobiles Bezahlen sowohl über Kar-ten als auch über Smartphones sind gut: Über ein Drittel der Terminalbesitzer akzeptierte 2018 bereits kontaktlose Zahlungen per NFC und über 34 Mio. Giro-cards mit NFC-Funktion sind schon an Privatkunden ausgegeben.7 Außerdem verfügen 73% aller Deutschen über Mobiltelefone mit Internetzugang. Im Laufe dieses Jahres wurden verschiedene neue Lösungen von Anbietern mit großem Kundenstamm auf den Markt gebracht, darunter Apps der Geschäftsbanken, der Sparkassengruppe, der Volks- und Raiffeisenbanken, von Google Pay und Apple Pay. Es werden quasi "flächendeckend" mobile Bezahllösungen angebo-ten, die Zahler haben die Wahl - von bar bis mobil.

Heike Mai (+49 69 910-31444,heike.mai@db.com)

  • 5 Quellen: Deutsche Bundesbank, Postbank, Oliver Wyman.

  • 6 Quellen: Postbank, Allensbach.

  • 7 Quelle: GfK.

Bankkredite und Einlagen der Haushalte

Immobilienkredite

Kreditvolumina

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Die Nettokreditaufnahme der privaten Haushalte in Deutschland erreichte mit beachtlichen EUR 16 Mrd. im dritten Quartal das höchste Niveau seit Einfüh-rung des Euro. Die Kreditvergabe ist in Q3 normalerweise am stärksten, was wahrscheinlich auch in diesem Jahr der Fall sein wird. Dank des kräftigen Plus in Q3 erhöhte sich die jährliche Wachstumsrate auf 4%.

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Haupttreiber waren einmal mehr die Immobilienkredite (EUR +13 Mrd. ggü. Vq.), wo sich die Wachstumsrate gegenüber dem Vorjahr von 4,1% in Q2 auf 4,8% erhöhte. Genossenschaftsbanken vergaben neue Immobilienkredite in Höhe von netto EUR 4,2 Mrd., während auf Kreditbanken und Sparkassen rund EUR 3,8 Mrd. bzw. EUR 3,7 Mrd. entfielen. Die Marktanteile der Bankengrup-pen im Hypothekengeschäft blieben unverändert. Die vierteljährlichen Verände-rungen beruhen zu einem Gutteil auf der Kreditvergabe im Vorquartal sowie der

ggü. Vorquartal (links)Gesamt (rechts)* Entwicklung der Hypothekenzinsen und saisonalen Effekten. So dürfte das Im-mobilienkreditgeschäft im kommenden Jahr ein Plus von über 5% verzeichnen,

*enthält erhebliche Umklassifizierung in Q3 18.

Quelle: Deutsche Bundesbank

Konsumentenkredite

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ggü. Vorquartal (links)Gesamt (rechts)* Q4.

Inwieweit die immer noch günstige Entwicklung am Arbeitsmarkt im vierten

*enthält erhebliche Umklassifizierungen in Q3 13, Q2 & Q3 18.

Quelle: Deutsche Bundesbank

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-30 Q2/16 Q4/16 Q2/17 Q4/17 Q2/18 Q4/18

Immobilienkredite

*Q4/18 erwarteter Wert

Quelle: Deutsche Bundesbank

Konsumentenkredite

falls die Hypothekenzinsen ungefähr auf ihrem aktuellen Niveau bleiben. Das Wachstum der Konsumentenkredite verlor im dritten Quartal etwas an Schwung (EUR +2,2 Mrd. ggü. EUR +3,1 Mrd. in Q2), wodurch sich der Vorjah-resvergleich leicht auf 5,1% abschwächte. Der gesamte Anstieg entfiel auf die Kreditbanken, während Sparkassen und Genossenschaftsbanken ihren Bestand an Konsumentenkrediten nicht erhöhten. Sonstige Kredite stagnierten im dritten Quartal.

Laut dem Bank lending survey war die Nachfrage nach Immobiliendarlehen in Q3 stabil. Im laufenden Quartal rechnen aber netto 14% der befragten Banken mit einem Wachstum. Die Immobilienpreise stiegen in Q3 um 2% ggü. Vq. bzw. rund 6% ggü. Vj., und höhere Preise führen schon per se zu höheren Immobili-enkreditvolumina. Da die Bautätigkeit nicht Schritt hält mit der Nachfrage, dürf-ten die Immobilienpreise sogar noch weiter zulegen. Gleichzeitig könnten hohe Preise am Ende die Nachfrage nach Immobiliendarlehen dämpfen. Bei den Konsumentenkrediten meldeten im dritten Quartal lediglich 6% der Banken ei-nen Anstieg der Nachfrage und ebenso viele Banken erwarten das Gleiche fürQuartal für eine Belebung der Kreditnachfrage sorgt, bleibt abzuwarten. Zwar lassen der konjunkturbedingte dynamische Beschäftigungsaufbau sowie das aufgrund des Arbeitskräftemangels kräftige Lohnwachstum die verfügbaren Ein-kommen in Deutschland deutlich steigen (+0,5% ggü. Vq. bzw. 3,1% ggü. Vj. in Q3). Gleichwohl liegt die Quote von Schulden zu Einkommen bei den Haushal-ten seit 2015 stabil bei 84% und ist niedriger als 2010 (91%). Mit anderen Wor-ten: Trotz zuletzt kräftiger Lohnsteigerungen ist die Kreditnachfrage nicht über-proportional gestiegen und der Verschuldungsgrad der privaten Haushalte un-verändert geblieben.

Kreditrichtlinien für die Genehmigung von Kreditanträgen

Im dritten Quartal haben gerade einmal 3% der Banken ihre Richtlinien für die Vergabe von Immobilienkrediten gelockert. Als Grund hierfür nannten 7% den gestiegenen Wettbewerbsdruck durch andere Banken. Bei Konsumentenkredi-ten wurden praktisch keine Anpassungen vorgenommen. Für das laufende Quartal zeigen sich die Banken vorsichtig. So sind weder bei Immobiliendarle-hen noch bei Konsumentenkrediten Änderungen der Kreditstandards geplant. 10% der Banken berichteten, dass sie in Q3 mehr Immobilienkreditanträge alsim Vorquartal abgelehnt haben. Nachdem in den vergangenen Jahren die Im-

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Sichteinlagen

Mrd. EUR

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ggü. Vorquartal (links)Gesamt (rechts)

Quelle: Deutsche Bundesbank

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Spareinlagen

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ggü. Vorquartal (links)Gesamt (rechts)

Quelle: Deutsche Bundesbank

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Termineinlagen 11

mobilienpreise und mit ihnen der Beleihungswert rapide gestiegen sind, scheint sich der Fokus nun stärker auf potenzielle Preiskorrekturen an den Immobilien-märkten zu richten. Schließlich war der Preisschub teilweise niedrigen Hypothe-kenzinsen geschuldet, die ab 2019 langsam steigen dürften.

Kreditbedingungen

Insgesamt verzeichneten 17% der Banken rückläufige Margen bei den tatsäch-lich vergebenen durchschnittlichen Immobilienkrediten, wobei 21% die Locke-rung in erster Linie mit der hohen Wettbewerbsintensität begründeten. Die Mar-gen bei risikoreichen Immobiliendarlehen dagegen waren nahezu unverändert. Das Gleiche gilt sowohl für durchschnittliche als auch riskantere Konsumenten-kredite.

Einlagenvolumina

Saisonal bedingt waren die Zuflüsse in Bankeinlagen in Q3 zwar etwas gerin-ger, fielen aber für ein drittes Quartal dennoch kräftig aus (EUR +20 Mrd. ggü. Vq.). Das Wachstum erhöhte sich auf eindrucksvolle 4,9% ggü. Vj. Zum fünften Mal in Folge haben die privaten Haushalte in Deutschland ihre Sparquote er-höht. Von 9,7% in Q2 2017 ist diese mittlerweile auf 10,7% geklettert. Der starke Anstieg von 0,5 %-Punkten im dritten Quartal könnte zum Teil darauf zurückzu-führen sein, dass die Verbraucher angesichts der derzeitigen Unsicherheit hin-sichtlich der Fahrverbote in Innenstädten nicht bereit sind, neue (Diesel-)Autos zu kaufen.

Wie bereits im vorigen Quartal kam der gesamte Anstieg durch Sichteinlagen zustande. Den höchsten Zuwachs verzeichneten die Sparkassen (EUR +8,5 Mrd.), gefolgt von den Genossenschaftsbanken (EUR +7,1 Mrd.) und den Kre-ditbanken (EUR +4,8 Mrd.). Aus Spareinlagen hingegen wurden EUR 1,8 Mrd. abgezogen und Termingelder stagnierten weitgehend. Die durchschnittliche Laufzeit der Einlagen hat sich entsprechend weiter verkürzt. Mittlerweile liegt der Anteil der Sichteinlagen bei 63%, verglichen mit 51% vor fünf Jahren.

Zinssätze

Mrd. EUR

Der durchschnittliche Zinssatz für Sichteinlagen sank im dritten Quartal um 1 Bp. auf 0,01%. Der seit Mitte 2016 im negativen Bereich verharrende Eonia-

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4 260 Zinssatz (aktuell -0,36%) wird sich voraussichtlich bis auf Weiteres nicht we-

  • 230 betreffen.

  • 220 Die Zinsen für neue Konsumentenkredite blieben im dritten Quartal trotz eines Anstiegs um 9 Bp. auf 5,96% weiter leicht unter dem EWU-Durchschnitt von

    ggü. Vorquartal (links)Gesamt (rechts)

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    Quelle: Deutsche Bundesbank

    sentlich ändern - ebenso dürften sich die Einlagenzinsen in den nächsten zwei bis drei Quartalen kaum bewegen. Sollte es jedoch infolge eines harten Brexit zu negativen Auswirkungen auf den Bankensektor kommen, könnte dies im Zuge einer Neubewertung von Risiken auch die Leitzinsen und Einlagenzinsen

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  • 210 6,27%. Gleiches gilt für die Zinsen auf neue Hypothekenkredite. Diese sanken minimal um 3 Bp. auf 1,92% und sind damit ebenfalls niedriger als der EWU-Durchschnitt von 2,09%.

    Orçun Kaya (+49 69 910-31732,orcun.kaya@db.com)

Deutsche Bank AG veröffentlichte diesen Inhalt am 19 Dezember 2018 und ist allein verantwortlich für die darin enthaltenen Informationen.
Unverändert und nicht überarbeitet weiter verbreitet am 19 Dezember 2018 13:49:02 UTC.

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