FRANKFURT (dpa-AFX) - Das größte heimische Kreditinstitut Deutsche Bank legt am Donnerstag (26. April) die Zahlen für das erste Quartal vor.

LAGE DES UNTERNEHMENS

Neuer Chef, alte Probleme: Seit gut zwei Wochen steht Christian Sewing an der Spitze der Deutschen Bank. Vorausgegangen waren wochenlange Spekulationen über Vorgänger John Cryan. Der Brite hatte den Umbau des Geldhauses forciert, musste dabei aber erst einmal einen ganzen Haufen Altlasten abarbeiten. Vor allem Skandale und andere Rechtsstreitigkeiten kosteten viel Geld - drei Jahre in Folge schrieb der Konzern Verluste. Gleichzeitig verlor die geschwächte Bank Geschäft an die Konkurrenz. Der Aktienkurs fiel und fiel. Einige Investoren und vor allem Aufsichtsratschef Paul Achleitner verloren die Geduld - Cryan musste gehen.

Der neue Mann an der Spitze, der einstige Privatkunden-Chef Sewing, muss nun vor allem die Frage beantworten, wie der Dax-Konzern sein Kapitalmarktgeschäft künftig aufstellen will. Aus der einstigen Goldgrube ist eine Baustelle geworden, mit hohen Kosten und geschrumpften Einnahmen. Der Anspruch, weltweit mitzuspielen, weicht auf. Stattdessen betonte die Bank zuletzt immer wieder, vor allem für ihre Firmenkunden in Europa da zu sein.

Gleichzeitig muss Sewing die Integration der Tochter Postbank in die Deutsche Bank abschließen, um im heimischen Privat- und Firmenkundengeschäft gegen die traditionell starken Sparkassen und Genossenschaftsbanken, aber auch gegen die immer präsenteren Onlinebanken und die wiedererstarke Commerzbank mithalten zu können. Insgesamt fordert Sewing mehr "Jägermentalität" von den fast 100 000 Mitarbeitern.

DAS ERWARTEN DIE ANALYSTEN

Für die ersten drei Monate des laufenden Jahres trauen Analysten der Deutschen Bank nach einer firmeneigenen Befragung 330 Millionen Euro Überschuss zu. Das wäre deutlich weniger als vor Jahresfrist, als ein Gewinnsprung auf 575 Millionen Euro zeitweise die Hoffnung genährt hatte, das Institut könnte endlich wieder an bessere Zeiten anknüpfen. Die Erträge - also die gesamten Einnahmen - sehen die Analysten leicht schrumpfen auf 7,3 Milliarden Euro.

Die grundsätzlichen Sorgen blieben trotz des Chefwechsels bestehen, erklärte HSBC-Analyst Alevizos Alevizakos. Christian Sewing könne an der aktuellen Situation erst einmal wenig ändern. Analyst Andrew Stimpson von der Bank of America Merrill Lynch sieht das ähnlich: Es gebe keine einfachen Lösungen für die Probleme der Deutschen Bank. So sei die vielfach geforderte Schrumpfung des Kapitalmarktgeschäfts leichter gesagt als getan. Wenn sich die Deutsche Bank beispielsweise weitgehend aus den USA zurückziehe, blieben die hohen Fixkosten auf Konzernebene ja bestehen, erklärte Stimpson.

DAMIT RECHNET DAS UNTERNEHMEN

Bereits Mitte März hatte Finanzvorstand James von Moltke Investoren mit dem Hinweis auf ein schwieriges erstes Vierteljahr im Kapitalmarktgeschäft geschockt. Ungünstige Wechselkurse und höhere Refinanzierungskosten schmälerten die Erträge in der Unternehmens- und Investmentbank um insgesamt 450 Millionen Euro, hatte Moltke auf einer Investorenkonferenz in London gesagt.

Noch in der Woche davor hatte die Deutsche Bank bei der Vorlage ihres Geschäftsberichts Hoffnung auf ein besseres Jahr gemacht.

SO LIEF DIE AKTIE ZULETZT

Nach den Einlassungen des Finanzchefs zum Auftaktquartal kannte die Aktie der Deutschen Bank nur noch eine Richtung: abwärts. Auch die Diskussion um eine Ablösung Cryans war wenig förderlich für den Kurs. Zwischenzeitlich kostete ein Papier nicht einmal mehr 11 Euro und bewegte sich damit gefährlich schnell auf das im Krisenherbst 2016 erreichte Allzeittief von weniger als 9 Euro zu.

Auch wenn sich die Aktie zuletzt wieder etwas stabilisiert hat oberhalb von 11,50 Euro, bleibt im Rückblick ein verheerendes Bild: Alleine seit Jahresbeginn beträgt der Kursverlust mehr als ein Viertel - während Europas Bankbranche an der Börse insgesamt etwa 3 Prozent verloren hat. Seit dem Amtsantritt Cryans und damit seiner Sanierungsbemühungen Mitte 2015 hat die Aktie sogar die Hälfte ihres Wertes verloren./das/ben/mis