BERLIN (awp international) - Der Essenslieferant Delivery Hero profitiert weiterhin vom weltweit wachsenden Appetit der Kunden. Nach einem starken dritten Quartal hob das Berliner Unternehmen nun seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr an. An der Börse konnte Delivery Hero damit - zumindest am Berichtstag - auch die Sorgen wegen seiner verschobenen Gewinnpläne zerstreuen. Der Aktienkurs zog am Mittwoch zeitweise um fast 13 Prozent an. Am frühen Nachmittag notierten die Papiere noch etwas mehr als 7 Prozent im Plus

Delivery Hero rechnet nun damit, den Umsatz bis Ende des Jahres auf 780 bis 785 Millionen Euro zu steigern, wie das seit Juni im MDax notierte Unternehmen am Mittwoch in Berlin mitteilte. Das wären bis zu 44 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit zeigt sich das Management etwas optimistischer als zuletzt und liegt jetzt auch über der durchschnittlichen Erwartung der Analysten.

Im dritten Quartal stiegen die Erlöse im Jahresvergleich um 56 Prozent auf 202 Millionen Euro. Währungsbereinigt lag das Plus bei 62 Prozent. Damit übertraf das Unternehmen die Erwartungen der Experten. Marcus Diebel von der US-Bank JPMorgan sprach von einem soliden Jahresviertel. Insgesamt stieg die Zahl der Bestellungen über die Plattformen des Unternehmens im Quartal um 45 Prozent auf 102 Millionen, wovon Delivery Hero 16 Millionen Bestellungen durch die eigenen Lieferanten zu den Kunden brachte. Viele angeschlossene Restaurants liefern ihre Ware selbst aus.

Für Konzernchef Niklas Östberg ist das Wachstum eine erste Bestätigung seiner Strategie. Angesichts der starken Konkurrenz in der Branche hatte der Schwede im Sommer überraschend höhere Investitionen etwa in Services und Marketing angekündigt, um Kunden bei der Stange zu halten. Doch schwarze Zahlen sind jedoch nicht in Sicht. So hatte sich Delivery Hero im Sommer von seinem Ziel verabschiedet, noch in diesem Jahr den ersten Monat mit einem Gewinn präsentieren zu können.

Stattdessen erwartet das Management für dieses Jahr einen höheren Verlust als 2017, als das Unternehmen einen um Sondereffekte bereinigten Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 94 Millionen Euro verbucht hatte. Dies und die Sorgen wegen der Investitionen hatten lange auf dem Aktienkurs gelastet. Erst in den jüngsten Handelstagen konnte er sich wieder deutlicher erholen.

"Wir sind sehr zufrieden mit den Anlauf der zusätzlichen Investitionen", erklärte Östberg nun. Delivery Hero habe bereits im dritten Quartal Effizienz und Service verbessert. So wurden bestimmte Märkte auf die weltweiten Bestellplattformen migriert. Zudem bekommen Kunden inzwischen in 18 Ländern persönlich auf sie zugeschnittenen Empfehlungen.

Vor allem in Asien werde derzeit an Service und Marketingmassnahmen gefeilt, sagte Östberg in einer Telefonkonferenz. Dort zogen die Bestellungen im Quartal um gut die Hälfte an. Die Region steht ganz oben auf Östbergs Wunschliste. Das Unternehmen hofft auf einen breitere Aufstellung im asiatischen Markt, nachdem Delivery Hero vor wenigen Monaten den Rückzug aus Australien, Italien, Frankreich und den Niederlanden angekündigt hatte.

Delivery Hero, an dem der südafrikanische Medienkonzern Naspers und die Beteiligungsgesellschaft Rocket Internet beteiligt sind, beschäftigt mehr 21 000 Mitarbeiter und ist aktuell in rund 40 Ländern aktiv. Das Unternehmen betreibt Marken wie "Foodora", "Lieferheld" und "Pizza.de"./tav/stw/mis