Der heutige ZEW-Index war eine böse Überraschung. Mit minus 24,7 Punkten fiel der Index nicht nur deutlich schwächer aus als im Vormonat, sondern lag auch weit unter den Erwartungen. Die Stimmung unter den Börsen- und Finanzprofis fiel damit auf den tiefsten Stand in diesem Jahr und ist so negativ wie das letzte Mal im Sommer 2012. Wenn die Konjunktur sich tatsächlich jetzt so kräftig abschwächt und dann noch ein harter Brexit oben drauf kommt, hätte dies fatale Folgen für die Unternehmensgewinne.

Gleichzeitig sind schlechte Nachrichten aber auch gute Nachrichten. Immerhin bedeutet weniger Wachstum auch, dass die Europäische Zentralbank eventuell weitaus später an der Zinsschraube nach oben drehen muss als befürchtet.

Und wenn sich der Deutsche Aktienindex trotzdem so gut hält, wie er es heute ob der schwachen Konjunkturdaten tat, sind bereits viele der negativen Nachrichten in den Kursen enthalten. Es sind aber auch die starken Quartalszahlen und positive Ausblicke mehrerer US-Unternehmen, die das Vertrauen in die Aktie und damit potenzielle Käufer heute ein wenig zurückbringen. Der DAX immerhin springt über sein altes Jahrestief bei 11.695 Punkten und macht damit den Weg frei für eine ausgedehntere Erholung.

Ein Beitrag von Jochen Stanzl

Er ist Chef-Marktanalyst bei CMC Markets, Frankfurt. Davor war Jochen Stanzl über 15 Jahre bei der BoerseGo AG als Finanzmarktanalyst tätig und hat unter anderem die Portale GodmodeTrader, Jandaya und die Investment- und Analyseplattform Guidants mit aufgebaut und als erfolgreiche Kanäle in der deutschen Trading-Community etabliert. Sein analytischer Fokus liegt auf der Kombination aus technischer und fundamentaler Analyse von Währungen, Rohstoffen, Anleihen und der weltweiten Aktienmärkte.

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Bildquellen: CMC Markets / Pressefoto Deutsche Börse AG