Der als Mediator eingesetzte US-Staranwalt Ken Feinberg sagte der Nachrichtenagentur Bloomberg in einem Interview, er sei "vorsichtig optimistisch", dass eine umfassende Einigung binnen eines Monats erreicht werden könne. Allerdings wollte sich Feinberg nicht dazu äußern, wie eine Lösung aussehen könnte. Als Mediator versucht Feinberg, zwischen dem Leverkusener Pharma- und Agrarchemiekonzern und den US-Klägern eine außergerichtliche Einigung zu erreichen.

An der Börse wurden die Aussagen positiv aufgenommen. Die im deutschen Leitindex Dax aufgeführte Bayer-Aktie legte am Freitag in der Spitze um 1,7 Prozent zu.

Bayer sieht sich den Klagen wegen der angeblich krebserregenden Wirkung von Glyphosat ausgesetzt. Bayer-Chef Werner Baumann hat dies aber stets zurückgewiesen und erklärt, Zulassungsbehörden weltweit bewerteten das Herbizid bei sachgemäßer Anwendung als sicher. Nach Aussage von Feinberg hat sich die Zahl der Klagen in den vergangenen Monaten in etwa verdoppelt auf inzwischen 75.000 bis 85.000, "vielleicht auch mehr". Bayer wies dies aber zurück und erklärte, die Zahl der eingereichten Klagen liege deutlich unter 50.000. Der bei "Bloomberg" genannte Umfang sei eine "spekulative Schätzung". Darin seien auch mögliche Kläger enthalten, die in eine mögliche Einigung einbezogen werden könnten. Ende Oktober hatte Bayer von 42.700 Klagen gesprochen, mit denen sich das Unternehmen konfrontiert sehe.

Bayer-Chef Baumann hatte im vergangenen Herbst gesagt, dass der Konzern einem Vergleich nur dann zustimmen werde, wenn dieser wirtschaftlich akzeptabel sei und zudem eine weitestgehende Sicherheit zum Abschluss des gesamten Rechtsstreits biete. An den Finanzmärkten wird erwartet, dass sich Bayer am Ende auf einen Vergleich einlässt. Analysten hatten geschätzt, dass dieser zwischen acht und zwölf Milliarden Dollar kosten könnte.

Glyphosat ist der weltweit am meisten eingesetzte Unkrautvernichter. Entwickelt wurde er vom US-Konzern Monsanto, den Bayer im Sommer 2018 für rund 63 Milliarden Dollar übernommen hatte. Wegen der Klageflut stehen die Leverkusener schwer unter Druck. Der Konzern verlor seit August 2018 rund 15 Milliarden Euro an Börsenwert.