DUBLIN/GUILDFORD (awp international) - Der Industriegase-Konzern Linde hat trotz abflauender Konjunktur seine Gewinnprognose für 2019 weiter angehoben. Dabei setzt das Linde-Management auf Preiserhöhungen und Kosteneinsparungen, die ein mögliches langsameres Absatzwachstum im zweiten Halbjahr mehr als ausgleichen soll.

Im laufenden Jahr soll der um Fusionskosten und Sondereffekte bereinigte Jahresgewinn je Aktie (EPS) um 12 bis 16 Prozent auf 6,95 bis 7,18 US-Dollar zulegen, wie das im Dax notierte Unternehmen am Montag in Guildford bei London mitteilte. Linde hatte bereits bei der Zahlenvorlage für das erste Quartal das Gewinn-Ziel erhöht und zuletzt einen bereinigten Gewinn je Aktie bis zu knapp sieben Euro angepeilt nach 6,19 Dollar im Jahr 2018.

Am Aktienmarkt kamen die Zahlen und die erhöhte Jahresprognose gut an. Die Aktie legte am Nachmittag um mehr als zwei Prozent zu und gehörte damit zu den wenigen Gewinnern im Leitindex Dax. Analyst Gunther Zechmann vom US-Analysehaus Bernstein Research sprach in einer ersten Reaktion von einer recht krisenfesten Geschäftsentwicklung des Konzerns. Im Vergleich mit den Wettbewerbern Air Liquide und Air Products and Chemicals hinke das Wachstum aber hinterher. Der erhöhte Gewinnausblick für das Gesamtjahr liege aber über der Konsensprognose.

"Es ist unser erstes Quartal als ganzes Unternehmen", sagte Unternehmenschef Steve Angel während einer Telefonkonferenz. Die Resultate seien stark. Bei einer verbesserten operativen Marge habe der Konzern den Gewinn je Aktie um 12 Prozent gesteigert und einen Rekordauftragsbestand von 4,7 Milliarden Dollar gesichert. Im Blick auf das restliche Jahr werde das Management das Versprechen einhalten und den Aktionären unabhängig vom wirtschaftlichen Umfeld einen Wert schaffen.

Im zweiten Quartal erhöhte sich der Proforma-Gewinn je Aktie (EPS) im Jahresvergleich um 12 Prozent auf 1,83 Dollar. Das war mehr als von Experten erwartet. Im bereinigten Gewinn sind unter anderem Kosten für den Zusammenschluss nicht enthalten. Der Nettogewinn legte um 11 Prozent auf eine Milliarde Dollar zu.

Der Umsatz verharrte hingegen mit knapp 7,2 Milliarden Dollar auf dem Niveau des Vorjahres. Das war etwas mehr als Analysten erwartet hatten. Höhere Preise und Volumen konnten die negativen Währungseffekte wettmachen. Rechnet man die Währungseffekte heraus, dann sind die Erlöse dank höherer Volumen und Preise um vier Prozent im Jahresvergleich gestiegen.

Während sich das Geschäft in der Region Amerika besser entwickelte, belasteten weiterhin ungünstige Wechselkurse und eine Verlangsamung der Industrieproduktion das Europa-Geschäft. In der Region Asien-Pazifik entwickelte sich das Australien-Geschäft erneut schwächer.

Die alte Linde AG und Praxair brachten ihre Fusion nach Zustimmung aller Kartellbehörden im Oktober unter Dach und Fach. Das neue Unternehmen mit 80 000 Mitarbeitern durfte aber erst am 1. März an die Arbeit gehen. An der Börse bringt es Linde auf einen Marktwert von gut 93 Milliarden Euro - nur SAP ist mit rund 131 Milliarden Euro im Leitindex Dax mehr wert./mne/stk