MANNHEIM (awp international) - Die Entspannung im Handelskonflikt zwischen den USA und China hat die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten deutlich nach oben getrieben. Der Indikator des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) stieg im Januar um 16,0 Punkte auf 26,7 Zähler, wie das Institut am Dienstag in Mannheim mitteilte. Nach dem dritten deutlichen Anstieg in Folge notiert das Stimmungsbarometer auf dem höchsten Stand seit Juli 2015.

Analysten hatten lediglich mit einem Anstieg auf 15,0 Punkte gerechnet. Neben den Konjunkturerwartungen verbesserte sich auch die Einschätzung der aktuellen Lage deutlich. Sie legte um 10,4 Punkte auf minus 9,5 Punkte zu.

"Der abermalige starke Anstieg der ZEW-Konjunkturerwartungen beruht vor allem auf der kürzlich erfolgten Einigung im Handelsstreit zwischen den USA und China", kommentierte ZEW-Präsident Achim Wambach die Daten. "Dies nährt die Hoffnung, dass die aus dem Handelsstreit resultierenden Belastungen für die deutsche Wirtschaft geringer sein werden als zuvor gedacht." Wambach warnt jedoch vor zu grossem Optimismus: "Der Ausblick hat sich damit zwar aufgehellt, deutet aber nach wie vor auf ein unterdurchschnittliches Wachstum hin."

Bankenökonomen äusserten sich ebenfalls vorsichtig. "Wirtschaftliche Erholungstendenzen sind erkennbar", kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank die Daten. "Die Konjunkturbäume werden jedoch nicht in den Himmel wachsen." Er verweist auf eine Reihe von Risiken: So dürfte die Aushandlung eines Freihandelsabkommens zwischen der EU und Grossbritannien "alles andere als einfach" werden. Zudem befinde sich die Automobilindustrie und der Maschinenbau in einem Strukturwandel.

Eine ähnliche Entwicklung zeigte sich auch bei den ZEW-Konjunkturerwartungen für die Eurozone. Der entsprechende Indikator stieg um 14,4 Punkte auf 25,6 Punkte. Der Indikator für die Konjunkturlage stieg um 4,8 Punkte auf minus 9,9 Punkte.

Der Eurokurs legte nach den Daten zu und stieg auf ein Tageshoch von 1,1110 US-Dollar. Zuvor hatte er noch unter der Marke von 1,11 Dollar notiert. Der Dax legte nur wenig zu. Die Kurse deutscher Bundesanleihen gaben etwas nach./jsl/jkr/fba