Die Kommission stehe kurz davor, gegen Auflagen grünes Licht zu geben, sagten zwei mit der Sache vertraute Personen am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Für Bayer-Chef Werner Baumann sind das auch deshalb gute Nachrichten, weil es im Tagesgeschäft nicht rund läuft: Das Agrargeschäft blieb 2017 glanzlos. Im Pharmabereich droht der erste Ergebnisrückgang seit acht Jahren und die Nachfrage nach rezeptfreien Gesundheitsprodukten ist mau. "Wir sind ganz klar nicht zufrieden mit der Entwicklung des letzten Jahres", zog der Vorstandschef in Leverkusen Bilanz. "Es sind einige Dinge nicht so gelaufen, wie wir sie uns zu Jahresanfang vorgestellt hatten."

Monsanto wäre die größte Übernahme in der Bayer-Geschichte. Der Konzern würde damit zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut aufsteigen. Um sicher zu stellen, dass die Kartellwächter das Vorhaben nicht blockieren, will Bayer nun auch das gesamte Gemüsesaatgutgeschäft abgeben. Im Herbst war bereits der Verkauf von Teilen des Geschäfts mit Soja-, Baumwoll- und Raps-Saatgut sowie mit Breitband-Unkraut-Vernichtungsmitteln für knapp sechs Milliarden Euro an BASF bekanntgegeben worden. Damit trennt sich Bayer für Monsanto praktisch von seinem gesamten Saatgutgeschäft. Übrig bleibt das Geschäft mit Pflanzenschutzmitteln.

"Wir sind zuversichtlich, die Bedenken der Behörde mit den zugesagten Maßnahmen vollständig ausräumen zu können", sagte Baumann. Dazu gehört Insidern zufolge auch, dass die Leverkusener dem Konkurrenten BASF eine exklusive Lizenz für ihre Plattform mit digitalen Daten für die Landwirtschaft anbieten. Zur bevorstehenden Entscheidung der EU-Kommission wollte sich Bayer am Mittwoch nicht äußern. Ein Sprecher erklärte lediglich, der Konzern befinde sich mit den Wettbewerbshütern in konstruktiven Gesprächen.

Baumann zufolge ist Bayer in der EU im Kartellverfahren weiter fortgeschritten als in den USA. Man sei aber zuversichtlich, auch dort in den nächsten Wochen voranzukommen. Den Abschluss der Übernahme erwartet er nun im zweiten Quartal, nachdem Bayer zuletzt von Anfang dieses Jahres ausgegangen war. Die EU-Kommission will bis zum 5. April eine Entscheidung fällen.

PROGNOSE ENTTÄUSCHT

Trotz der positiven Nachrichten aus Brüssel warfen Anleger die Papiere des Pharma- und Agrarchemiekonzerns aus den Depots. Bayer-Aktien fielen um bis zu 3,7 Prozent auf ein Fünfzehn-Monats-Tief von 94,43 Euro und waren mit Abstand größter Verlierer im Dax. Analysten bezeichneten vor allem den Ausblick als enttäuschend. Bayer rechnet für 2018 mit einem Umsatz und einem bereinigten Betriebsgewinn auf Vorjahresniveau. Gegenwind kommt auch von negativen Währungseffekten. Währungsbereinigt soll der Umsatz im unteren bis mittleren einstelligen Prozentbereich und das Ergebnis im mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen.

Im vergangenen Jahr verhagelten Probleme im wichtigen Markt Brasilien und negative Währungseffekte Bayer das Ergebnis ausgerechnet in dem Geschäftsbereich, der durch die Monsanto-Übernahme deutlich ausgebaut werden soll. Insgesamt stagnierte der bereinigte Betriebsgewinn (Ebitda) von Bayer bei knapp 9,3 Milliarden Euro, der Konzern verfehlte damit sein Ergebnisziel. Der Umsatz kam mit rund 35 Milliarden Euro ebenfalls kaum vom Fleck. Im Pharmageschäft setzte Bayer 2017 zwar so viel um wie nie zuvor, im laufenden Jahr wird dort aber erstmals seit 2010 mit einem Rückgang des bereinigten Betriebsgewinns gerechnet. Lieferausfälle durch Korrekturmaßnahmen in der Pharmaproduktion nach einer Rüge der US-Gesundheitsbehörde FDA werden das Ergebnis allein mit etwa 300 Millionen Euro belasten.

ERHOLUNG IM AGRARGESCHÄFT ERWARTET

Kopfschmerzen bereitet Bayer zudem das Geschäft mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten. Auch dieses Jahr erwartet Baumann keine Besserung und geht von einem Ergebnisrückgang in dem Bereich aus, der zuletzt unter schwächeren Geschäften in den USA und China litt. "Wir müssen in einigen Bereichen unsere Hausaufgaben besser machen, um bei Consumer Health wieder an bessere Zeiten anknüpfen zu können."

Im Agrargeschäft soll 2018 die erhoffte Erholung und einen Ergebniszuwachs bringen. Zudem wird die Monsanto-Übernahme für Bayer etwas günstiger als gedacht: Weil sich die Verbindlichkeiten der Amerikaner verringert haben, ist der Wert einschließlich übernommener Schulden laut Bayer-Finanzchef Johannes Dietsch um eine Milliarde auf 62,5 Milliarden Dollar gesunken. Ursprünglich war einmal von 66 Milliarden Dollar die Rede.