Das Unternehmen teilte am Mittwochabend in einer Pflichtveröffentlichung mit, das Vorhaben wegen des aktuell ungünstigen Marktumfeldes auf Eis legen zu wollen. Die Firma wolle die Börsen weiterhin "intensiv beobachten". Die Aktien sollten ursprünglich am Freitag erstmals an der Frankfurter Börse gehandelt werden. Ein erster Versuch für einen Sprung auf das Handelsparkett war im Herbst 2018 abgebrochen worden.

Das 2004 gegründete Unternehmen hat sich auf den sogenannten Parallelimport teurer verschreibungspflichtiger Arzneimittel spezialisiert. Dabei importiert es Medikamente etwa gegen Krebs, Multiple Sklerose oder Rheuma, die in der Apotheke zwischen 500 und 3000 Euro kosten - teilweise sogar mehr - aus EU-Ländern, wo die Pharmakonzerne sie günstiger anbieten. Das ist legal. Abacus Medicine ist nach eigenen Angaben in zwölf Ländern aktiv, größter Markt ist Deutschland. Die Firma erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatz von 332 Millionen Euro und einen Gewinn von 5,4 Millionen Euro.

Abacus Medicine wäre der erste klassische Börsengang im streng regulierten Prime Standard der Frankfurter Börse in diesem Jahr gewesen. Die Immobilienfirma Gateway Real Estate, die es im April in den Prime Standard schaffte, war zuvor schon im Freiverkehr der Börse Stuttgart notiert. Das Wiener IT-Unternehmen Frequentis feierte Mitte Mai sein Debüt an der Frankfurter Börse, ist aber lediglich im wenig regulierten General Standard notiert. Die Mitgliedschaft im Prime Standard ist eine Voraussetzung für die Aufnahme eines Unternehmens in einen Index der Dax-Familie.