Der Betriebsgewinn sank zu Jahresbeginn zwar um acht Prozent auf 3,9 Milliarden Euro. Damit schnitten die Wolfsburger aber besser ab als manche Konkurrenten, obwohl der Dax-Konzern knapp eine Milliarde Euro zusätzlich für Rechtsrisiken im Zusammenhang mit der Dieselaffäre zur Seite legte. Die Kosten für die Wiedergutmachung der vor gut dreieinhalb Jahren in den USA aufgeflogenen Manipulation von Abgaswerten türmen sich inzwischen auf 30 Milliarden Euro. Dennoch steht Volkswagen weiter stabil da. "Es ist immer wieder erstaunlich, dass der Konzern das verkraften kann", sagte Frank Schwope, Autoanalyst der NordLB. Die Börse bejubelte den Quartalsabschluss. Anleger griffen zu und schickten die VW-Aktie mit einem Kursplus von zeitweise mehr als fünf Prozent an die Spitze des Leitindex Dax.

Dabei spielte auch eine Rolle, dass Volkswagen den Umsatz in den ersten drei Monaten überraschend stark um drei Prozent auf 60 Milliarden Euro steigerte. Analysten hatten mit einem deutlich geringeren Plus zum Vorjahresquartal gerechnet. Als eigentliche Überraschung hob Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler hervor, dass der bereinigte Betriebsgewinn im Quartal um 15 Prozent auf 4,8 Milliarden Euro zulegte. Zum Vergleich: Konkurrent Daimler verbuchte nach Piepers Schätzung auf vergleichbarer Ebene einen Rückgang um etwa 30 Prozent. Nach Meinung von Schwope schnitten auch die französischen Rivalen Peugeot und Renault schlechter ab. Volkswagen selbst gab als Grund für den operativen Gewinnanstieg eine höhere Bewertung von Finanzinstrumenten an. Zudem verkaufte der Konzern mehr SUVs, an denen der Autobauer mehr verdient.

Die Kritik der Analysten hielt sich in Grenzen. Arndt Ellinghorst vom Investmentberater Evercore ISI stieß sich lediglich am Rückgang des Barmittelzuflusses: "Volkswagen hat das erste Quartal ordentlich gemeistert. Der Cash Flow sollte allerdings deutlich höher ausfallen", schrieb er Reuters. Daran arbeite das Unternehmen allerdings.

"OFFENE RECHTSTHEMEN"

Warum Volkswagen eine weitere Milliarde Euro für Rechtsrisiken zurücklegte, verriet Finanzchef Frank Witter in einer Telefonkonferenz nicht. Aus dem Zwischenbericht geht hervor, dass die Hauptmarke VW davon 400 Millionen Euro trägt. Die Milliarde setze sich aus Kosten für Rechtsanwälte, Beratung und "Settlements", also die Beilegung von Rechtsstreitigkeiten zusammen, sagte Witter lediglich. Es gehe aber auch "insgesamt um offene Rechtsthemen". Volkswagen ist mit zahlreichen Klagen geschädigter Dieselhalter konfrontiert. Einige dieser Verfahren wurden bereits außergerichtlich beigelegt. Über die Höhe der Zahlungen macht VW keine Angaben. Investoren versuchen vor Gericht zudem, milliardenschweren Schadensersatz für erlittene Kursverluste ihrer Aktien im Zuge des Dieselskandals durchzusetzen. Die Anklage gegen den früheren Vorstandschef Martin Winterkorn wegen mutmaßlichen Betrugs im Zusammenhang mit dem Abgasskandal habe indes nicht zu einer Neubewertung der Risiken geführt, machte Witter klar.

Witter machte deutlich, dass der Konzern die Kosten weiter senken müsse. "Insgesamt müssen wir weiter unser Tempo bei der Transformation erhöhen. Die steigenden weltweiten Konjunkturrisiken stellen uns ebenfalls vor Herausforderungen." Den Ausblick für 2019 bekräftigte er. Volkswagen hat sich ein leichtes Absatzplus vorgenommen. Der Umsatz soll um bis zu fünf Prozent steigen und bei der operativen Rendite vor Sondereffekten peilt der Konzern unverändert einen Wert zwischen 6,5 und 7,5 Prozent an. Einschließlich Sonderlasten werde die Marge am unteren Ende der Spanne liegen, schränkte er ein.

In diesem Jahr ist für Volkswagen entscheidend, dass die Einnahmen nicht wegbrechen, um den Umstieg in die Elektromobilität finanzieren zu können. Da kommt die weltweite Konjunkturabschwächung zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Der Absatzrückgang in den ersten drei Monaten hielt sich mit 2,8 Prozent dank wieder anziehender Geschäfte in Südamerika und robuster Auslieferungen in Europa in Grenzen. Der Rückgang um sechs Prozent in China, dem größtem Markt der Wolfsburger, schmerzt das Unternehmen allerdings. Die Hoffnungen richten sich dort darauf, dass die Geschäfte wegen der Anfang April gesenkten Mehrwertsteuer wieder anziehen.