FRANKFURT (awp international) - Spritschluckende Stadtgeländewagen, Dieselaffäre, schlechte Ladenetze - die Autoindustrie bekommt die Skepsis von Bürgern rund um die Automesse IAA weiter zu spüren. In einer Podiumsdiskussion stellten Gäste am Freitag in Frankfurt in Frage, ob die Autoindustrie den Klimaschutz wirklich ernst nimmt. "Dass wir den Hebel mental nicht umgelegt haben, das möchte ich bestreiten", verteidigte Daimle -Chef Ola Källenius die Branche. Ein Hauptthema waren die schweren und platzbedürftigen SUVs, die derzeit stark in der Kritik von gesellschaftlichen Gruppen stehen.

"Wir haben in den letzten Jahren viel getan, um Gewicht aus den Fahrzeugen zu nehmen", sagte Källenius und verwies unter anderem auf stärkere Verwendung von Leichtbauteilen. "Aber man richtet sich auch an dem, was die Kunden wollen." In China etwa mit seinen vollgestopften Megacities verkaufe der Konzern eben 7-sitzige-SUVs am besten.

"Wir werden von der Automobilindustrie unseren Beitrag leisten", sagte Porsche-Chef Oliver Blume mit Blick auf den Ausbau von Ladenetzen für Elektroautos. Aber die Politik müsse in Landes- und Kommunalregierungen auch etwas tun. "Wir hängen bei diesem Thema der Energiewende jetzt auch seit längerer Zeit wirklich im Quark", kritisierte Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der Gewerkschaft IG Metall Baden-Württemberg, den langsamen Fortschritt. Bosch-Chef Volkmar Denner gab zu, dass die Unternehmen immer noch unsicher seien, was die Kunden in Sachen Elektromobilität wirklich wollten.

Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer machte klar, dass die Autobosse noch viel Arbeit vor sich hätten. "Die Autos, die sie bauen, meine Herren, passen nicht in unsere Städte", sagte der Grünen-Politiker. Für sechs Schnellladesäulen müssten seine Stadtwerke so starke Stromanschlüsse legen wie für 1000 Menschen. "Schmieren Sie sich das in die Haare", warnte der Politiker. "Ich grabe nicht ganz Tübingen um, damit sie ihre Ladesäulen bekommen."/men/DP/stk