"Knapp die Hälfte der Betriebe hat keine oder keine ausreichende Strategie zur Bewältigung der Transformation", sagte Gewerkschafts-Chef Jörg Hofmann am Mittwoch in Frankfurt. Der Umschwung zu Elektromobilität und Ökoenergie sei ein Beschäftigungsrisiko vor allem bei Autozulieferern, aber auch in anderen Industrien wie Maschinenbau und Energieversorgung. In jedem zweiten Unternehmen gebe es keine ausreichende Personalplanung, um die Mitarbeiter für neue Aufgaben zu qualifizieren. Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall hielt dagegen und forderte Kostensenkungen.

Drei von vier Arbeitnehmern sehen sich laut IG Metall nicht ausreichend informiert über die notwendigen Veränderungen. Das löse Angst um den Arbeitsplatz unter den Arbeitnehmern aus. "Viele Betriebsräte, aber auch Unternehmen fahren auf Sicht im Nebel auf die Veränderung zu", sagte Hofmann. Die Gewerkschaft analysierte für einen "Transformationsatlas" knapp 2000 Unternehmen mit mehr als 1,7 Millionen Beschäftigten. Befragt wurden Betriebsräte und Arbeitgeber. Demnach erwartet mehr als die Hälfte der Unternehmen in der Autoindustrie einen Beschäftigungsrückgang. Auch manchen Regionen droht nach Worten von Hofmann wegen der hohen Abhängigkeit von Verbrennungsmotoren eine Industriewüste, wenn nicht gegengesteuert wird: So etwa im thüringischen Eisenach, im Saarland und in Mittelhessen.

Die mit rund 2,3 Millionen Mitgliedern größte deutsche Einzelgewerkschaft will in den Unternehmen über Betriebsräte und Betriebsversammlungen das Umsteuern anstoßen. Von der Bundesregierung fordert sie ein neues Kurzarbeitergeld speziell für Beschäftigte in betroffenen Betrieben. Für den 29. Juni plant die IG Metall eine Großdemonstration in Berlin.

Gesamtmetall-Hauptgeschäftsführer Oliver Zander erklärte, die 25.300 Betriebe der Metall- und Elektroindustrie mit über vier Millionen Beschäftigten würden den Strukturwandel meistern, "wenn die Politik endlich die richtigen Rahmenbedingungen schafft". Die Unternehmen müssten "deutlich von Kosten entlastet werden".