Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

RAIFFEISEN: Im Strafverfahren gegen den früheren Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz, das die Zürcher Staatsanwaltschaft führt, sind offenbar neue Beweismittel aufgetaucht - gegen Vincenz, seine von ihm getrennt lebende Frau Nadja Ceregato und weitere Beschuldigte. In einem Jahr sei mit einer Anklage zu rechnen, schreibt die "SonntagsZeitung". Die Beweislage sei gut, im Moment liefen die letzten Einvernahmen. Erich Wenzinger, Sprecher der Staatsanwaltschaft, sagte dem Blatt lediglich: "Im angesprochenen Fallkomplex sind Verfahren gegen insgesamt sieben beschuldigte Personen am Laufen. Zusätzlich gibt es ein Verfahren gegen Nadja Ceregato-Vincenz betreffend Verletzung des Geschäftsgeheimnisses. Wie immer gilt bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung für alle Beteiligten die Unschuldsvermutung". Diesen Sommer wurden laut dem Blatt nochmals Tausende von Seiten Beweismaterial freigegeben. Im Fall Ceregato habe die Staatsanwaltschaft die Handydaten der Beteiligten auswerten können und sei zuversichtlich, dass sie die Geheimnisverletzung beweisen kann. Gemäss einem Dispositiv der Staatsanwaltschaft würden im Moment die letzten Einvernahmen im Fall Investnet durchgeführt. Zu den Firmenkäufen durch die Kreditkartenfirma Aduno zögen sich die Befragungen bis in den Januar. Wenn diese abgeschlossen seien, könnten die Verteidiger zusätzliche Beweisaufnahmen und Befragungen beantragen. (SoZ p. 39)

LAFARGEHOLCIM: Erneut bereitet dem Schweizer Zementriesen LafargeHolcim seine syrische Fabrik Jalabiya Sorgen. Wie die "SonntagsZeitung" schreibt, griffen diese Woche zwei Kampfflugzeuge des Typs F-15 das Fabrikgelände in Nordsyrien an. Beim Luftangriff sei "der militärische Nutzen der Fabrik reduziert" worden. Wie gross die Zerstörungen sind, wurde nicht berichtet. Vor dem Luftangriff hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan in einer Rede LafargeHolcim beschuldigt, "Terroristen" mit Zement aus der syrischen Fabrik zu versorgen. Das sei eine Falschanschuldigung, so das Blatt, denn der weltgrösste Zementhersteller habe das Werk seit September 2014 weder direkt noch indirekt betrieben. Es gehöre ihm aber nach wie vor. Für LafargeHolcim ist der Luftangriff eine weitere Hiobsbotschaft aus Syrien. Wegen mutmasslicher Terrorfinanzierung ermittelt die französische Justiz gegen den Zementkonzern. Die französische Lafarge SA hatte 2013 und 2014 islamistischen Terrorgruppen in Syrien Weg- und Schutzzölle in der Höhe von 15 Millionen Dollar gezahlt. (SoZ p. 39)

SUNRISE: Am Mittwoch stimmen die Aktionäre von Sunrise darüber ab, ob sie den Kauf der Konkurrentin UPC gutheissen. Noch ist völlig offen, ob das Sunrise-Management mit seinen Plänen durchkommt. Wie die "SonntagsZeitung" schreibt, hat der grösste Aktionär und wichtigste Gegner des Deals, Freenet, eine Reihe Kleinaktionäre auf seine Seite geholt, die sich bei Sunrise eingekauft haben und ebenfalls gegen den Deal stimmen wollen. Sunrise erwägt deshalb eine Beschwerde bei der Finma, wie die SonntagsZeitung aus Unternehmenskreisen erfahren hat. Ob man diese Eskalationsstufe zündet, wird dieser Tage entschieden. Eine Sunrise-Sprecherin will das Thema nicht kommentieren. Es könnte sich um mehrere mögliche Verstösse handeln, darunter der Vorwurf, dass Freenet & Co. eine Gruppe gebildet, dies aber entgegen der Vorschrift im Börsengesetz gemeldet haben. (SoZ p. 46)

CREDIT SUISSE: Bei der Grossbank liegen rund um die Beschattung des zur UBS übergelaufenen Topmanagers Iqbal Khan die Nerven blank. CS-Schweiz-Chef Thomas Gottstein soll einem Bericht der "NZZ am Sonntag" zufolge einem Vertrauten Khans in einem Restaurant vor zwei Wochen gedroht haben, ihn und Khan fertig zu machen ("killen"). Der Topmanager sei im Zürcher Restaurant Kronenhalle an einen Tisch getreten, an dem der Khan-Vertraute sowie weitere Personen beim Abendessen sassen. Dabei habe Gottstein den Mann verbal attackiert. Ein CS-Sprecher bestätigte gegenüber der Zeitung die Begegnung. Drohungen seien aber keine ausgesprochen worden. Gottstein habe zum Ausdruck gebracht, dass die Medienberichte zur Beschattungsangelegenheit ihn und sein Team zusätzlich motivieren würden, seine Konkurrenz in der Schweiz auch künftig zu schlagen. Gottstein habe sich im Nachgang für die "Emotionalität" entschuldigt, sagte der Sprecher. Der betroffene Khan-Vertraute wollte sich nicht äussern, nahm aber die Entschuldigung an. Gottstein war in Medienberichten rund um den Abgang Khans als möglicher Nachfolger von CS-Chef Tidjane Thiam genannt worden, falls dieser wegen der Affäre den Posten hätte räumen müssen. (NZZaS p. 31)

MEYER BURGER: Remo Lütolf, Präsident des Berner Solarausrüsters Meyer Burger, kritisiert auch in der Sonntagspresse den grössten Aktionär, die Beteiligungsgesellschaft Sentis Capital, schwer. "Sentis ist kein stiller Teilhaber, sondern handelt aktiv mit Meyer-Burger-Aktien und derivativen Produkten. Das wirft die Frage von Insiderhandel und Interessenkonflikten auf", sagte er in der "Sonntags-Zeitung". Aus diesem Grund lehne der Verwaltungsrat die Zuwahl eines Sentis-Vertreters an der ausserordentlichen Generalversammlung vom 30. Oktober ab. Der Verwaltungsrat sei zudem gegen die Zuwahl, "weil bei Sentis agitatorische Züge im Gang sind. Sentis agitiert gegen den Verwaltungsrat und gegen frühere Verwaltungsratsmitglieder und hat sich mit anderen aktivistischen Aktionären zu einer ­Aktionärsgruppe zusammengeschlossen. Eines ihrer Mitglieder hat eine Strafanzeige gegen ­frühere Verwaltungsräte eingereicht, die absolut unfundiert ist."

SWISS: Die rund 10'000 vom temporären Grounding der A220-Flugzeugflotte betroffenen Swiss-Passagiere haben kaum Aussicht auf Entschädigungen. Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) erklärte gegenüber dem "SonntagsBlick", die Behörde gehe zurzeit von aussergewöhnlichen Umständen aus, die zur Triebwerksüberprüfung und damit zum Ausfall der Flugzeuge geführt habe. Somit seien keine Ausgleichszahlungen gemäss der in diesem Fall massgebenden EU-Verordnung 261/2004 vorgesehen. Für andere Fälle verlangt die Verordnung für Fluggäste pauschale Ausgleichszahlungen in der Höhe von 250 bis 600 Euro. Luftfahrtunternehmen sind gemäss der Verordnung von Zahlungen befreit, falls eine Annullierung auf "aussergewöhnliche Umstände" zurückgeht. Technische Defekte fallen grundsätzlich in die Risikosphäre der Airline, Herstellerschäden dagegen gelten als aussergewöhnlicher Umstand. (SonntagsBlick)

NEGATIVZINSEN I: Der Bund hat in den vergangenen Jahren dank Negativzinsen 388 Millionen Franken eingenommen. Dies ergab eine Zusammenstellung der Eidgenössischen Finanzverwaltung (EFV) auf Anfrage des "SonntagsBlick". Bereits 2011 - lange bevor die Nationalbank Negativzinsen einführte - hatte der Bund dank Negativzinsen elf Millionen Franken eingenommen. Der Bund fand demnach bereits damals Anleger, die bereit waren, ihm fürs Aufbewahren von Geld Zinsen zu bezahlen. Die bisher höchsten Einnahmen durch Negativzinsen verbuchte der Bund mit 79 Millionen im Jahr 2017. Seitdem gehen die Einkünfte aus Negativzinsen wieder leicht zurück: 2018 waren es 64, im ersten Halbjahr 2019 rund 30 Millionen Franken. (SonntagsBlick)

NEGATIVZINSEN II: Die Grossbank UBS verlangt ab November von sehr vermögenden Kunden Negativzinsen. Sie belastet auf Einlagen über 2 Millionen Franken einen Minuszins von 0,75 Prozent. Wie die "SonntagsZeitung" berichtet, bietet sie jedoch auf der Kanalinsel Jersey ein Treuhandvehikel an, bei dem keine Negativzinsen anfallen. Der Zins auf den Konto mit der Bezeichnung "Fid Call UBS Jersey" beträgt 0,0 Prozent. Das ist möglich, weil die Bank über zwei Bilanzen verfügt, jene der UBS Switzerland AG und der UBS AG. Im Gegensatz zur UBS Switzerland AG verfügt die Bilanz der UBS AG über deutlich weniger Depositen, die bei der Nationalbank angelegt werden müssen, und folglich von Negativzinsen belastet werden. (SoZ p. 43)

SBB: Die Bundesbahnen spüren im ersten Halbjahr 2019 bei Zugreisen ins Ausland eine grössere Nachfrage. Das Verkehrsvolumen auf den internationalen Verbindungen nahm um zehn Prozent zu, in den Nachtzügen wurden im ersten Halbjahr sogar 25 Prozent mehr Reisende befördert, berichtet die "NZZ am Sonntag". Besonders gross sei das Nachfragewachstum auf den Nachtstrecken nach Berlin und Hamburg gewesen, sagte eine SBB-Sprecherin. Ob die gestiegenen Zahlen eine Folge der Klimadiskussion sei, könne man nicht sagen. "Aus Kundenbefragungen wissen wir aber, dass Nachhaltigkeitsüberlegungen an Bedeutung gewonnen haben", sagte die Bahnsprecherin. Stark gewachsen ist die Nachfrage nach Zugreisen dem Bericht zufolge nach Frankreich. Das schweizerisch-französische Gemeinschaftsunternehmen TGV Lyria wird darum ab Dezember zwischen der Schweiz und Paris 30 Prozent mehr Sitze anbieten. Die SBB hatten bereits eine Erhöhung der Kapazitäten angekündigt. Zudem prüfen sie die Einführung neuer Nachtzugverbindungen in weitere europäische Städte. Ein Entscheid soll 2020 fallen. (NZZaS p. 29/31)

uh/