ZÜRICH (dpa-AFX) - Die Schweizer Großbank Credit Suisse lässt die tiefe Krise der Jahre 2015 bis 2017 mit hohen Verlusten immer weiter hinter sich. Nach einem guten zweiten Quartal steuert die Bank unbeirrt von Turbulenzen der Weltwirtschaft und Unsicherheit an den Märkten im laufenden Jahr auf den höchsten Gewinn seit 2010 zu. Der zuletzt noch einmal verschärfte Umbau der Bank des seit 2015 amtierenden Vorstandschefs Tidjane Thiam zahlt sich zunehmend aus.

Die Credit Suisse selbst nennt zwar traditionell keine konkreten Ziele für das Ergebnis. Der Gewinnanstieg in den ersten sechs Monaten ist jedoch eine gute Grundlage, um die Erwartungen der Analysten in diesem Jahr zu erfüllen. Bloomberg-Daten zufolge gehen die Experten für 2019 bisher von einem Überschuss in Höhe von rund 3,2 Milliarden Franken aus. Das wären rund 55 Prozent mehr als 2018 und so viel wie seit Anfang des Jahrzehnts nicht mehr.

In den ersten sechs Monaten verdiente die Bank unter dem Strich fast 1,7 Milliarden Franken. Das war rund ein Viertel mehr als ein Jahr zuvor und mehr als von Experten erwartet. Die Credit-Suisse-Aktie legte nach Bekanntgabe der Zahlen um fünf Prozent auf 12,38 Franken zu, liegt aber immer noch deutlich unter dem Niveau von Ende April, als sie mehr als 14 Franken gekostet hatte.

Thiams Strategie wird von den Investoren weiter kritisch beäugt. Seit seinem Amtsantritt im Sommer 2015 büßte die Credit-Suisse-Aktie rund die Hälfte ihres Werts ein - und damit mehr als das Papier des Erzrivalen UBS oder der europäische Branchenindex. Der von der britischen Versicherung Prudential geholte Hoffnungsbringer hatte die Bank zu Beginn nur zögerlich umgebaut, justierte zuletzt aber noch mal nach.

Der seit dieser Woche 57-jährige Manager hatte zuletzt vor allem noch einmal das Investmentbanking gestutzt und vor allem das Geschäft mit reichen Privatkunden ausgebaut. Mit dem Zahlenwerk der ersten sechs Monate zeigte er sich zufrieden. "Die in einem anspruchsvollem Umfeld erzielten Ergebnisse zeigen, dass unsere Bank nach der dreijährigen Restrukturierung nun eine starke Marktposition und eine effiziente Plattform besitzt."

Die Bank könne so ihre Kunden besser unterstützen und höhere Renditen für ihre Aktionäre erwirtschaften. Mit Blick auf das dritte Quartal dämpfte er die Erwartungen etwas. Zwischen Juli und Ende September sei mit den wegen der Urlaubszeit in vielen Regionen üblichen saisonalen Rückgängen der Erträge zu rechnen. In den ersten Wochen des dritten Quartals sei das Engagement der Kunden allerdings auf einem ansprechenden Niveau gewesen.

Bei der Credit Suisse hängt die mittelfristige Entwicklung vor allem davon ab, ob sie auch die Erträge steigern kann und ihre Gewinne nicht nur über Einsparungen nach oben treiben kann. Im zweiten Quartal blieben die Erträge immerhin fast auf dem Vorjahreswert - über die ersten sechs Monate steht noch ein Rückgang von zwei Prozent auf knapp elf Milliarden Franken in den Büchern. Die Kosten der Bank gingen allerdings um sechs Prozent auf 8,5 Milliarden Franken zurück./zb/stw/jha/