Zürich (awp) - Die Grossbank Credit Suisse veröffentlicht am Mittwoch, 24. April, das Ergebnis zum ersten Quartal 2019. Insgesamt haben acht Analysten zum AWP-Konsens beigetragen.

Q1 2019E
(in Mio Fr.)        AWP-Konsens     Q4 18A   Q1 18A   

Geschäftsertrag        5'209         4'801    5'636       
Reinergebnis             694           259      694       

Gewinn vor Steuern       994           595    1'054       
 - Swiss UB              542           498      563     
 - IWM                   434           410      484       
 - APAC                  172            37      234  
   

FOKUS: Das zurückliegende Quartal ist das erste nach Abschluss der dreijährigen Restrukturierung, die Tidjane Thiam damals als neuer Konzernchef angestossen hatte. Das Investment Banking wurde deutlich verkleinert, um sich unabhängiger vom Marktumfeld zu machen, und die Vermögensverwaltung ausgebaut. Ziel der Strategie war es, die Risiken zu reduzieren, die Kosten zu senken und die Kapitalbasis zu stärken.

Ende des Jahres wurde auch die Abwicklungseinheit - für die nicht mehr als strategisch deklarierten Geschäfte - aufgelöst. Ab diesem Jahr liegt der Fokus nun auf ausgewiesenen Zahlen statt auf bereinigten.

Erstmals seit 2014 schrieb die Credit Suisse im vergangenen Jahr zudem wieder schwarze Zahlen und machte einen Gewinn von 2,06 Milliarden nach einem Verlust von 983 Millionen Franken im Vorjahr. Der Vorsteuergewinn mit 3,41 Milliarden Franken blieb allerdings weit hinter den vor gut drei Jahren angepeilten bis zu 10 Milliarden Franken zurück.

Im Oktober 2015 sagte Thiam, der damals gerade erst den Chefsessel von seinem langjährigen Vorgänger Brady Dougan übernommen hatte, bis 2018 sei eine Steigerung des Vorsteuergewinns auf 9 bis 10 Milliarden möglich. Ein Jahr später ruderte er dann bei den Zielen zurück.

Für die Credit Suisse dürfte es kein einfaches Auftaktquartal gewesen sein. Die Zwischenberichte von Mitbewerbern legten bereits ein schwaches Handelsumfeld mit teils deutlichen Ertragsrückgängen offen, wogegen auch die Schweizer Bank nicht immun gewesen sein dürfte. "Das Marktumfeld war äusserst widrig, wir erwarten deshalb kein gutes Ergebnis", schreibt etwa die ZKB.

Der Hauptkonkurrent UBS gab Mitte März bereits eine eher schwache Guidance ab: Trotz der Erholung der Aktienmärkte seien die Kunden im bisherigen Verlauf des ersten Quartals vorsichtig, erklärten Verwaltungsratspräsident Axel Weber und CEO Sergio Ermotti in einem Brief an die Aktionäre. Am Markt wird daher auch für die Credit Suisse keine für ein Erstquartal typische Ertragsstärke erwartet. So dürften etwa die transaktionsbezogenen Kommissionen in allen Einheiten zur Schwäche neigen.

In der Vermögensverwaltung dürfte sich nach Marktmeinung zwar die gute Performance der Aktienmärkte positiv auf die verwalteten Vermögen ausgewirkt haben. Die Margen dürften allerdings weiter unter Druck sein.

Wie bereits bekannt, war für grosse US-Banken das diesjährige erste Quartal insgesamt ein langsamer Jahresauftakt. Die Institute bekamen einen schwachen Handel mit Anleihen und Aktien sowie die Flaute bei Börsengängen deutlich zu spüren.

Auch die Generalversammlung der Credit Suisse, die für zwei Tage nach der Zahlenpräsentation angesetzt ist, wirft bereits ihre Schatten voraus. Für Ärger sorgen wie auch in den Vorjahren bereits im Vorfeld wieder die Löhne. Mit ISS stellt sich zwar einer der grossen Stimmrechtsberater hinter die Vorschläge der Grossbank und empfiehlt, allen Anträgen zuzustimmen. Der Stimmrechtsberater Glass Lewis lehnt jedoch den Vergütungsbericht ab. Der Schweizer Stimmrechtsberater Ethos empfiehlt den Aktionären gar, bei sämtlichen Tagesordnungspunkten betreffend der Vergütung des Verwaltungsrates und des Managements mit "Nein" zu stimmen.

ZIELE: Die Credit Suisse hat am Investorentag im Dezember die Ziele ab 2019 teilweise angepasst und präzisiert. Nachfolgend eine Auswahl:

. Rendite auf dem materiellem Eigenkapital (RoTE):
  10-11% für 2019, 11-12% für 2020, >12% für 2021 (2018: 5,5%)

. Operative Gesamtkostenbasis für 2019 und 2020:
  zwischen 16,5 Mrd und 17 Mrd Fr. (Ende 2018: 16,5 Mrd)

. Kapitalquoten für 2018 bis 2020: 
  - Kernkapitalquote (CET1, look-through) >12,5% (Ende 2018: 12,6%)
  - CET1/Tier 1 Leverage Ratio >3,5% bzw. >5,0% (Ende 2018: 4,1%)

. Kapitalmanagement 2019 und 2020:
  - Jeweils mindestens 50% des Reingewinns an die Investoren zurückführen
  - Anstieg der ordentliche Dividende um jeweils mindestens 5% 
    (2018: 0,2625 Franken je Aktie)
  - Aktienrückkauf 2019 bis zu 1,5 Mrd Fr. bewilligt, 2020 in ähnlichem Umfang

. Effektiver Steuersatz: 2019 rund 30 Prozent
. Effizienz jedes Jahr um 2 bis 3 Prozent steigern

PRO MEMORIA:

AKTIENRÜCKKAUF: Im Januar wurde der angekündigte Aktienrückkauf gestartet. Am Investorentag im Dezember 2018 kündigte das Management ein milliardenschweres Aktienprogramm an: Im laufenden und im kommenden Jahr sollen Aktien im Wert von bis zu 3 Milliarden Franken zurückgekauft werden.

CHINA: Anfang der Woche wurde bekannt, dass die Credit Suisse kurz davor steht, an ihrem chinesischen Wertpapierhandels-Joint-Venture eine Mehrheit zu übernehmen. Nach der Zustimmung der Aufsichtsbehörden steigt der Anteil am Gemeinschaftsunternehmen Venture Credit Suisse Founder Securities Limited ("CSFS") von heute 33,3 auf 51 Prozent. Das Institut ist auf Dienstleistungen für den Kapitalmarkt spezialisiert.

Die UBS hatte Anfang Dezember 2018 von der Börsenaufsicht grünes Licht erhalten, ihre Beteiligung am chinesischen Gemeinschaftsunternehmen UBS Securities auf 51 Prozent aufzustocken. Die UBS war damit das erste ausländische Finanzinstitut, das eine Mehrheit an einem chinesischen Börsenhandels-Unternehmen (Brokerage) hält.

PERSONALIEN: Spekuliert wurde mit Blick auf das Management über den derzeitigen Chef des internationalen Vermögensverwaltungsgeschäfts. Credit-Suisse-Manager Iqbal Khan sei einer der Kandidaten für den Chefposten bei Bär, schrieb Reuters Ende März unter Berufung auf mit der Situation vertraute Personen.

Ende Februar ist es zudem zu einem Wechsel in der Geschäftsleitung gekommen. Jo Oechslin ist auf eigenen Wunsch als Risikochef ("Chief Risk Officer") zurückgetreten, um eine neue Rolle als Senior Advisor in der Bank zu übernehmen. Lara Warner, zuvor "Chief Compliance Officer", wurde als Nachfolgerin ernannt und übergab ihren Leitungsposten an Lydie Hudson.

Weiterer Management-Abgang war Peter Goerke, der die Personalabteilung in den letzten drei Jahren geführt hatte. Er solle aber auch weiterhin eine wichtige Rolle in der Bank spielen, hiess es. Antoinette Poschung übernahm als "Global Head Human Resources".

RECHTSFÄLLE: Die jüngsten Fälle von umstrittenen Kreditvergaben durch die Credit Suisse in Mosambik beschäftigen die Finma. Im Fall der Anklage eines Londoner CS-Mitarbeiters in Mosambik seien die britischen Aufsichtsbehörden zuständig, die Aufsichtsbehörde begleite den Fall aber und sehe sich an, ob auf CS-Gruppenebene "alles richtig gemacht" worden sei, hiess es zuletzt von der Finma.

AKTIENKURS: Credit Suisse notieren bei 13,63 Franken (Stand Donnerstag 15.20 Uhr). Im laufenden Jahr konnten die Aktie damit mehr als ein Viertel zulegen - im Einklang mit dem Bankensektor insgesamt. 2018 hatten der Titel allerdings fast 40 Prozent verloren. UBS liegen mit 13,42 Franken 2019 bislang knapp 10 Prozent im Plus.

Homepage: www.credit-suisse.com

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