Zürich (awp) - Die Grossbank Credit Suisse veröffentlicht am Mittwoch, 14. Februar, die Ergebnisse zum vierten Quartal 2017. Insgesamt haben elf Analysten zum AWP-Konsens beigetragen.

Q4 2017E
(in Mio CHF)        AWP-Konsens      Q4 16A   

Geschäftsertrag        5'051          5'181     
Gewinn vor Steuern       133         -1'903     
Reinergebnis          -2'230         -2'347     

DPS (GJ, in CHF)        0,31           0,70             

FOKUS: Die Credit Suisse hat vor erst gut zwei Monaten einen Investorentag abgehalten und dabei auf breiter und tiefer Basis über die Situation der Bank berichtet. Allzu viel Neues kann beim Jahresabschluss somit nicht erwartet werden, zumal die Bank auch bereits Schätzungen für viele wichtigen Parameter im Gesamtjahr 2017 (Vorsteuerergebnis Bereiche etc.) veröffentlicht hat. Man erziele profitables Wachstum, habe die Risiken im Handel reduziert und die Compliance sowie Kontrollen verbessert, gab sich CEO Tidjane Thiam damals zufrieden. Zudem sei die Kostenbasis nachhaltig gesenkt und der Verlust aus Altlasten signifikant reduziert worden. Auch habe man die Kapitalbasis deutlich gestärkt. Aktuell steht die CS nun im letzten Jahr ihrer (Ende 2015 selbst ausgerufenen) dreijährigen Restrukturierungsphase.

Trotz der positiven Kommentare wird die Bank mit Sicherheit einen Verlust für das vierte Quartal und möglicherweise auch erneut für das Gesamtjahr ausweisen müssen. Grund ist: Die Grossbank hat für das vierte Quartal Wertberichtigungen in Höhe von rund 2,3 Mrd CHF wegen der US-Steuerreform verbucht (weitere Details dazu siehe PRO MEMORIA). Auf der Stufe Vorsteuergewinn dürfte laut Analystenschätzung im vierten Quartal hingegen ein kleiner Gewinn erzielt worden sein.

Im Fokus stehen bei der CS - wie auch bei den meisten anderen Grossbanken - die Kosten (siehe auch Rubrik ZIELE). Die CS hat bereits am Investorentag verlauten lassen, dass sie das Ziel einer Kostenbasis von weniger als 18,5 Mrd für 2017 übertreffen werde. Die Bank rechnet hier mit 18 Mrd bzw. Bruttokosteneinsparungen von 4,1 Mrd.

Von Interesse dürfte auch der Ausblick sein. Die jüngsten Turbulenzen an den Finanzmärkten haben bekanntlich die Volatilitäten deutlich ansteigen lassen, was grundsätzlich positiv ist für das Handelsgeschäft. Am Markt gibt es denn auch bereits erste Spekulationen, dass die Handelsvolumen in den nächsten Wochen deutlich höher ausfallen und sich entsprechend positiv auf das Ergebnis im ersten Quartal 2018 auswirken werden. Dabei könnten über die Aktivitäten in Aktien- auch die Volumen in Anleiheprodukten deutlich zunehmen, heisst es im Handel.

Allerdings birgt die erhöhte Volatilität auch gewisse Gefahren. So musste die CS letzte Woche eines ihrer sogenanntes Antivolatilitätsprodukte - ein Produkt also, das auf rückläufige bzw. geringe Schwankungen setzt - nach dem starken Anstieg der Volatilität mit einem Kursverlust von 80% zum Vortag vorzeitig kündigen. Das Produkt, das ursprünglich mit einer Laufzeit bis 2030 ausgestattet war, dürfte bei vielen Investoren grosse Verluste verursacht haben. Entsprechend ist denn auch nicht auszuschliessen, dass gewisse Kunden dagegen klagen werden. Die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma etwa hat in dieser Sache mit der Bank Kontakt aufgenommen, wie ein Sprecher der Behörde letzte Woche sagte. Anfänglich war im Markt gar das Gerücht aufgekommen, die Bank selber habe mit dem Produkt 500 Mio USD Verlust gemacht, was sie dann aber klar dementierte.

Eine Klage aufgrund ähnlicher Vorfälle wurde gerade erst bekannt. Wie die "SonntagsZeitung" am Wochenende schrieb, haben mehrere Anwaltskanzleien in New York eine Sammelklage im Namen von US-Aktionären der Bank eingereicht. Auslöser ist ein Abschreiber von rund einer Milliarde Dollar in den Jahren 2015 und 2016 aufgrund von illiquiden Finanzprodukten, die massiv an Wert verloren hatten. Laut der Klage haben die Verantwortlichen der Bank die Öffentlichkeit falsch und irreführend über diese risikoreichen Anlagen informiert. Ob die Klage zugelassen wird, ist allerdings noch nicht entschieden.

ZIELE: Die Credit Suisse hat ihre Ziele Anfang im November 2017 anlässlich eines Investorentags leicht angepasst. Nachfolgend eine Auswahl der aktuellen Ziele:

. Ziele für Vorsteuergewinn u.a. bis 2018: 
  - Swiss Universal Bank 2,3 Mrd
  - International Wealth Management 1,8 Mrd CHF
  - APAC WMC: Vorsteuergewinn 0,85 Mrd CHF
  - APAC Markets: Return on Regulatory Capital 10-15%
  - IBCM: Return on Regulatory Capital 15-20%
  - Global Markets GM: Return on Regulatory Capital 10-15%

. Strategic Resolution Unit (SRU): 
  - für 2018 maximaler Vorsteuerverlust von 1,4 Mrd USD
  - für 2019 von 0,5 Mrd USD

. Operative Gesamtkostenbasis 
  - für 2018 unter 17 Mrd CHF, 
  - für 2019 und 2020 zwischen 16,5 Mrd und 17 Mrd CHF

. Rendite auf Sachanlagevermögen (RoTE):
  - 10-11% für 2019 und 11-12% für 2020

. Kapitalquoten: 
  - Kernkapitalquote (CET1, look-through) für 2018 bis 2020 ">12,5%" 
  - CET 1/Tier 1 Leverage Ratio ">3,5%" bzw. ">5,0%"


PRO MEMORIA: Die Credit Suisse hat (laut einer Mitteilung kurz vor Weihnachten) für das vierte Quartal 2017 aufgrund der US-Steuerreform Wertberichtigungen auf Steuergutschriften in Höhe von rund 2,3 Mrd CHF vorgenommen. Solche Wertberichtigungen haben auch andere Banken getätigt, bei der UBS etwa waren es gar 2,9 Mrd CHF gewesen. Es handle sich bei der Abschreibung aber um eine einmalige buchhalterische Anpassung, die nur einen "minimalen Einfluss" auf die regulatorische Kapitalposition habe (Q3: 13,2%), hiess es bei der CS weiter. Sie bestätigte denn auch die Ziele für die Kernkapitalquote (siehe Ziele). Die rund ein Monat davor (am Investorentag) gemachten Angaben bezüglich Kapitalrückführung wurden ebenfalls bestätigt. Demnach soll ab 2019 die Ausschüttung an die Aktionäre erhöht werden: 50% des Reingewinns sollen dann hauptsächlich in Form von Aktienrückkäufen und Sonderdividenden an die Aktionäre rückgeführt werden.

Die CS hat Mitte Januar ein Update zum Personalabbau in der Schweizer Unit gegeben. Gemäss Thomas Gottstein, CEO der Credit Suisse (Schweiz), werden im laufenden Jahr in seiner Division noch rund 300 Stellen abgebaut. Insgesamt werde die Restrukturierung in der Schweiz rund 1'000 Stellen kosten. Bis zum Herbst 2017 seien rund zwei Drittel der im Rahmen der Restrukturierung angekündigten 1'600 Arbeitsstellen abgebaut worden, sagte er in einem Interview mit der "Finanz und Wirtschaft". Schweizweit beschäftige die CS rund 17'000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Division von Gottstein zählt dabei etwa 10'000 Angestellte.

AKTIENKURS: Die CS-Papiere sind nach einem guten Start ins Jahr - wie auch der Gesamtmarkt - zuletzt deutlich zurückgefallen. Allein letzte Woche büssten sie fast 10% ein (UBS -9%, SMI -5,8%). Aktuell kostet die CS-Aktie mit 16,49 CHF (Stand Montag 12.00 Uhr) gut 5% weniger als zum Jahresende 2017 (UBS -2%, SMI -6%).

Homepage: www.credit-suisse.com

jl/an/uh