Der Verhandlungsführer der IG BCE, Ralf Sikorski, sagte, die Konjunktur sei zwar schwächer als in den vergangenen Jahren. "Aber Abschwung ist noch keine Krise." Der Verteilungsspielraum in der Chemiebranche reiche aus, um die Einkommensverbesserungen zu finanzieren. Das Gesamtvolumen ihrer Forderungen bezifferte die Gewerkschaft nicht. Die endgültigen Forderungen sollen am 19. September beschlossen werden, die Gespräche mit den Arbeitgebern sollen Ende September in den einzelnen Tarifbezirken starten, bevor am 21. Oktober erstmals zentral verhandelt wird. In der letzten Tarifrunde hatten Arbeitgeber und IG BCE im Schnitt Einkommenserhöhungen im Gesamtvolumen von 4,6 Prozent für 15 Monate vereinbart.

ARBEITGEBERVERBAND REAGIERT ABWEHREND

Der Arbeitgeberverband BAVC sieht wenig Spielraum für eine Erhöhung der Entgelte. "Die IG BCE verkennt mit ihren Vorstellungen die Lage unserer Branche", erklärte BAVC-Hauptgeschäftsführer Klaus-Peter Stiller. Für dieses Jahr rechnet die Chemiebranche mit einem Rückgang der Produktion von 3,5 Prozent und einem Umsatzminus von 2,5 Prozent. Eine schwächelnde Nachfrage, ungelöste Handelskonflikte, die Hängepartie beim Brexit und steigende Energiepreise belasteten die Unternehmen. "Die Konjunktur steht kräftig auf der Bremse – tariflich können wir dann nicht aufs Gaspedal treten."

Mit dem Zukunftskonto kommt die IG BCE dem Wunsch vieler Beschäftigter nach einer mehr an Lebensphasen orientierten Gestaltung ihrer Arbeitszeit nach, wie Tarifvorstand Sikorski sagte. Diesen Trend gibt es auch in anderen Branchen, etwa in der Metall- und Elektroindustrie. Neben einzelnen freien Tagen soll der Betrag in der Chemieindustrie auch zur Finanzierung von Sabbaticals angespart werden können. Diese Forderung sieht die Gewerkschaft auch als Beitrag, um bei dem allgemein grassierenden Fachkräftemangel die Attraktivität der Chemiebranche zu steigern. Außerdem will die IG BCE mit den Arbeitgebern eine Qualifizierungsoffensive vereinbaren, um die Beschäftigten für den digitalen Wandel fitzumachen.