Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie lasten auf dem Chemieriesen BASF.

Der Konzern traut sich nach einem Verlustquartal wegen der Unsicherheiten um die weitere Entwicklung weiter keine Prognose für das Gesamtjahr zu. Für das dritte Quartal erwartet BASF beim operativen Ertrag (Ebit vor Sondereinflüssen) zudem keine wesentliche Verbesserung gegenüber dem Vorquartal. Auch könnten weitere Abschreibungen im Jahresverlauf drohen. "Nach wie vor ist die Corona-Pandemie eine große Herausforderung für uns alle", räumte BASF-Chef Martin Brudermüller am Mittwoch in Ludwigshafen ein. Bei den Anlegern kam das nicht gut an: BASF-Aktien verloren bis zum Mittag zeitweise mehr als fünf Prozent an Wert.

Am stärksten leidet BASF unter der rückläufigen Nachfrage aus der Autoindustrie - die Branche ist zentraler Kunde des Konzerns. "Verglichen mit dem Vorjahresquartal sank die weltweite Automobilproduktion im zweiten Quartal 2020 um 45 Prozent", sagte Brudermüller. Für das Gesamtjahr rechnet BASF mit einem Rückgang um 27 Prozent. In anderen Bereichen sorgt die Pandemie dagegen für zusätzliche Nachfrage, etwa bei Nahrungsergänzungs-, Reinigungs- oder Desinfektionsmitteln.

Die Chemiebranche und mit ihr der Branchenprimus BASF gelten als wichtiger Konjunkturindikator, da die Produkte praktisch in allen großen Industriezweigen benötigt werden. Auch Wettbewerber leiden unter dem Einbruch der Wirtschaft durch Corona: Der US-Chemieriese Dow hatte im Quartal einen Verlust verbucht. Es werde möglicherweise noch Jahre dauern, bis das Unternehmen Volumina und Margen erreiche, wie sie vor der Pandemie herrschten, hieß es dort. Covestro hatte im Quartal ebenfalls rote Zahlen geschrieben, der Konzern setzt nun aber auf eine Trendwende.

Konkrete Aussagen zu Umsatz- und Ergebnis im laufenden Jahr will BASF wegen der Unklarheiten rund um Corona nicht machen. Der Konzern, der bis Jahresende rund 6000 Stellen abbauen will, hatte seine ursprüngliche Prognose Ende April gekippt. "Für das zweite Halbjahr 2020 gehen wir wegen der anhaltenden Corona-Pandemie von hohen Unsicherheiten aus", hieß es weiter. Unter anderem wegen der in der Regel niedrigen Nachfrage der Kunden im August und niedriger Absätze im Geschäft mit der Landwirtschaft erwarte BASF für das dritte Quartal noch keine wesentliche Verbesserung des Ebit vor Sondereinflüssen gegenüber dem zweiten Quartal 2020. Dieses lag bei 226 Millionen Euro - rund 77 Prozent unter dem Wert des Vorjahres. Hoffnung mache aber die Entwicklung in China, wo auch die Nachfrage in der Autoindustrie wieder anspringe, sagte Brudermüller.

Insgesamt war BASF im zweiten Quartal wegen der eingetrübten Erwartungen des Öl- und Gas-Produzenten Wintershall DEA und des Nachfragelochs in der Autoindustrie tief in die roten Zahlen gerutscht. Der Verlust liege nach Anteilen Dritter bei 878 Millionen Euro, bestätigte BASF bereits am 10. Juli vorgelegte vorläufige Zahlen. Hintergrund für das Minus ist eine 819 Millionen Euro schwere Abschreibung auf die Beteiligung an Wintershall DEA. Im Jahresverlauf könnten weitere Abschreibungen folgen, warnte Finanzchef Hans-Ulrich Engel. Marktpreise und Nachfrage seien in der Corona-Krise gesunken, deshalb werde BASF Wertminderungen prüfen: "Es besteht ein Risiko."