LUXEMBURG (dpa-AFX) - Der Immobilienverwalter Corestate Capital wehrt sich gegen den US-Leerverkäufer Muddy Waters. Auf die Nachricht hin, dass der Hedgefonds das Luxemburger Unternehmen attackiere, war der Aktienkurs von Corestate am Mittwoch um fast 20 Prozent abgestürzt. Am Donnerstagmorgen reagierte Corestate-Chef Lars Schnidrig auf den Angriff und bestätigte die Jahresziele. Der operative Geschäftsverlauf sei durchweg positiv und die Wachstumsaussichten über alle Geschäftsfelder und Produkte hinweg attraktiv. Daraufhin erholte sich der Kurs um fast 4 Prozent.

Muddy Waters ist dafür bekannt, mit Leerverkäufen auf fallende Kurse zu wetten und gleichzeitig Rechercheergebnisse zu veröffentlichen, in denen die Amerikaner auf angebliche Schwachstellen in den Unternehmen hinweisen. Dieses Vorgehen kann zu starken Kursschwankungen führen. Corestate-Chef Schnidrig will den Angriff offensichtlich nicht so einfach hinnehmen und verweist auf die Stärke des Unternehmens: "Unser Bestands- und Neugeschäft läuft auf vollen Touren." Corestate habe in den vergangenen Wochen zahlreiche neue institutionelle Kunden gewonnen.

Zudem geht Schnidrig davon aus, dass der Gesamtwert der Anlagen, die das Unternehmen für seine Kunden verwaltet, aus eigener Kraft mittelfristig um jährlich 5 bis 10 Prozent steigen wird. Corestate erwartet im laufenden Geschäftsjahr einen Umsatz zwischen 285 und 295 Millionen Euro und ein bereinigtes Konzernergebnis von 130 bis 140 Millionen Euro. Die Dividendenpolitik sieht demnach eine Ausschüttung von rund der Hälfte des Gewinns je Aktie (EPS) vor.

Am Mittwoch war eine Netto-Leerverkaufsposition von Muddy Waters Capital über 0,50 Prozent des Aktienkapitals an Corestate Capital bekannt geworden. Im Fall von Leerverkäufen verkaufen Marktteilnehmer geliehene Aktien. Dabei spekulieren sie darauf, die Papiere später billiger erwerben und damit an der Kursdifferenz verdienen zu können.

Auch der Finanzdienstleister Wirecard wurde immer wieder Ziel ähnlicher Attacken anderer Leerverkäufer. Möglich war dies unter anderem deshalb, weil das Geschäftsmodell schwer zu erklären ist. Auch im aktuellen Fall kritischer Berichterstattung der Wirtschaftszeitung "Financial Times" rund um Wirecard ermittelt die Staatsanwaltschaft München auf eine Anzeige der Finanzaufsicht Bafin in diese Richtung: Der Verdacht der unerlaubten Marktmanipulation steht im Raum. Spekulanten sollen mit schlechten Nachrichten die Aktie unter Druck gebracht und mittels Leerverkäufen daran verdient haben. Die Bafin verbot zeitweise sogar neue Leerverkäufe mit der Wirecard-Aktie.

Vor mehr als drei Jahren hatte Muddy Waters Capital bereits Ströer attackiert. Auch ProSiebenSat.1 war bereits Leidtragender von Angriffen sogenannter Short-Seller geworden./knd/men/mis